Mitten im größten Stellenabbau seit Jahrzehnten, hat der Chef des zweitgrößten deutschen Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen Verständnis für persönliche Härten Einzelner gezeigt. „Wir versuchen, die Transformation so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, sagte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Holger Klein, am Montagabend in der ARD-Sendung „Was bewegt Deutschland?“. Dazu nutze man Instrumente wie Altersteilzeit oder den „Nicht-Ersatz von Fluktuation“, also die Nicht-Wiederbesetzung frei werdender Stellen.

Klein: „Stimmung ist nicht gut“
Nichtsdestotrotz sei es natürlich „ein Drama für die Familie und das gesamte Umfeld“, wenn man einem befristet angestellten Mitarbeiter sagen müsse, dass man seinen Vertrag nicht verlängern könne. Die Stimmung in der Belegschaft sei „ohne Frage nicht gut“, sagte Klein.

Bis zu 14.000 Jobs weniger in Deutschland
Der Autozulieferer befindet sich derzeit in einer der größten Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Als Konsequenz sollen in den kommenden Jahren zwischen 11.000 und 14.000 Jobs allein in Deutschland gestrichen werden. Das entspricht rund einem Viertel aller gut 50.000 in Deutschland angestellten ZFler. Der Jobabbau läuft seit etwa einem Jahr. Wie viele Stellen bereits gestrichen wurden, ist nicht bekannt.
Erst vergangene Woche hatte sich der ZF-Konzernbetriebsrat zu Wort gemeldet und eine Verlagerung von Arbeitsplätzen im Bereich des Service- und Ersatzteilgeschäfts nach Osteuropa beklagt. Während die Kapazitäten beispielsweise in Tschechien ausgebaut würden, drohe eine „massive Gefahr“ für Jobs in Deutschland. Aus Unternehmenskreisen verlautete, in Schweinfurt würden im Zuge der Umorganisation befristete Arbeitsverträge auslaufen und nicht mehr neu besetzt.
Kehrtwende beim Thema Verbrenner-Aus?
In der ARD setzte der ZF-Chef auch ein Fragezeichen hinter das von der EU beschlossene Verbrenner-Aus im Jahr 2035. „Wir müssen uns fragen, ob man dieses absolute Verbrenner-Aus so durchhalten kann“, sagte Klein. Dieses sei zwar „per se mal richtig“.
Allerdings müsse man sich anschauen, ob man die Meilensteine und Rahmenbedingungen schaffe, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Noch vergangenen Herbst hatte er in einem Interview gesagt, die Rückkehr zum Verbrenner wäre „ein Irrweg“.