Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will sein globales Shuttle-Geschäft neu organisieren. Das Geschäftsmodell werde „strategisch neu ausgerichtet“, verlautete es am Dienstag aus der Konzernzentrale. Das Unternehmen wolle sich künftig auf seine Rolle als führender Technologieanbieter für autonomes Fahren konzentrieren.
Damit gehe die Entscheidung einher, nicht länger komplette autonome Transportsysteme einschließlich Shuttles und deren Flottenmanagement anzubieten.
Über Jahre hinweg galt die Entwicklung von autonom fahrenden Shuttles als Vorzeigeprojekt von ZF. Das aktuelle Modell ist fähig, auf einer separaten Fahrspur selbstständig zu fahren. Das langfristige Ziel, dass Gefährte irgendwann einmal eigenständig durch den Verkehr steuern, wird nun nicht mehr erreicht.
Stattdessen wolle man Ingenieursdienstleistungen für Kunden und die Weiterentwicklung von Komponenten, die für autonomes Fahren benötigt würden, in den Fokus rücken, teil der Konzern mit. Dieser ist seit geraumer Zeit wirtschaftlich erheblich unter Druck; so plagen ZF hohe Schulden und die stotternde Nachfrage in der Automobilbranche.
„Erfolgversprechendste Strategie“
Begründet wird der Schritt denn auch damit, dass die hohen Vorinvestitionen im Shuttle-Geschäft nicht mehr zu rechtfertigen seien, „da sich der Markt langsamer entwickelt als erwartet.“ Auch die anhaltende „mehrdimensionale Krise“ sowie der Wandel zur E-Mobilität erfordere ein Einlenken. Die Konzernleitung unter Vorstands-Chef Holger Klein sei zum Schluss gekommen, dass die Positionierung als Premiumanbieter für autonome Fahrzeugtechnologien und auf Engineering-Dienstleistungen die „erfolgversprechendste Strategie“ sei.
Die Position als Zulieferer für Fahrzeughersteller werde beibehalten, bekräftigt ZF-Sprecher Andreas Veil. Gleichzeitig würden aber Technologien weiterentwickelt, die für den Bau von autonomen Transportsystemen sowie Fahrerassistenzsystemen und autonomen Fahrfunktionen benötigt würden. Auch wolle ZF der Mobilitätsindustrie seine Entwicklungsdienstleistungen anbieten.
430 Mitarbeiter betroffen
Aktuell seien bei ZF 430 Mitarbeiter im Shuttle-Geschäft tätig, die Hälfte in Friedrichshafen, sagte Pressesprecher Andreas Veil. 220 Mitarbeiter zählten zum Systemhaus Autonomous Mobility in Friedrichshafen. Bei dessen Tochterunternehmen ZMS in München und Ingolstadt sind 140 Mitarbeiter und bei „2getthere“ im niederländischen Utrecht 70 Mitarbeiter beschäftigt. Zu Entlassungen solle es nicht kommen. Die Angestellten würden künftig im Engeneering Service eingesetzt, heißt es.
Bisherige Projekte mit dem bestehenden Shuttle der ZF-Tochter „2getthere“ würden fortgesetzt. Dieses autonome Fahrzeug sei in Rotterdam eingesetzt. Fortgeführt würde auch „RABus“ in Mannheim und in Friedrichshafen, bei dem der automatisierte Busbetrieb erforscht wird.