Liebe Ellie,
wenn Du Deinen Kopf schon mal unter Wasser gehalten hast, dann weißt Du, wie schnell uns da die Luft ausgeht. Wie machen Fische das also, den ganzen Tag unter Wasser zu sein?
Wir Menschen atmen mit den Lungen in unserer Brust. Wenn Du tief einatmest und ausatmest, merkst Du, wie sich Deine Brust hebt und senkt. Das sind Deine Lungen. Beim Atmen ziehen wir Luft in die Lungen hinein. Unsere Lungen holen dann aus der eingeatmeten Luft den Sauerstoff heraus, den wir zum Leben brauchen. Auch Fische brauchen Sauerstoff zum Leben.
Die meisten Fische holen den Sauerstoff aber nicht aus der Luft, sondern aus dem Wasser. Anstelle von Lungen haben sie nämlich Kiemen zum Atmen. Die Kiemen liegen seitlich hinter ihrem Kopf und bestehen aus vielen kleinen, feinen Lamellen. Wenn Fische ihr Maul öffnen, strömt dort Wasser hinein. Dieses Wasser fließt dann direkt an den Kiemen entlang. Über ihre Kiemen können die Fische dann den Sauerstoff aus dem Wasser beziehen. Das Wasser fließt anschließend über die offenen Kiemendeckel wieder heraus.
Fische mit Kiemen können also nicht ertrinken, weil sie ihren Sauerstoff direkt aus dem Wasser holen. Es gibt aber auch Fische, die keine Kiemen haben, sondern Lungen wie wir. Wir nennen sie auch Lungenfische. Diese Lungenfische müssen dann tatsächlich immer wieder mal an die Wasseroberfläche kommen, um nach Luft zu schnappen. Wenn sie aber nicht mehr an die Oberfläche kommen, dann können sie tatsächlich ertrinken.
Es gibt übrigens noch eine Reihe von Tieren im Wasser, die auf den ersten Blick wie Fische aussehen, aber keine Fische sind, sondern Säugetiere wie wir. Das sind zum Beispiel Delfine und Wale. Sie haben ebenfalls Lungen und für sie gilt dasselbe wie für die Lungenfische: Sie müssen immer mal wieder an die Wasseroberfläche kommen, um nach Luft zu schnappen.
Die Antwort auf Deine Frage lautet also: Fische mit Kiemen können nicht ertrinken, Fische mit Lungen aber schon.
Phuong-Anh Vu vom Limnologischen Institut der Universität Konstanz