Ob bei der Arbeit oder in der Freizeit: Irgendetwas suchen, lesen, hören, schauen die meisten Menschen viele Stunden am Tag im Internet. Dass jeder Klick dabei Energie kostet, ist irgendwie klar, aber nicht greifbar. Denn es geht nicht nur um den Strom, den Laptop, Tablet oder Smartphone brauchen. Es geht um die riesigen Server, über die das Internet funktioniert.

In unzähligen Rechenzentren werden die Suchanfragen verwaltet und Dateien gespeichert, was Energie verbraucht – auch zum Runterkühlen der Server, die bei ihrer Arbeit Wärme erzeugen. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Wäre das Internet ein Land, hätte es laut einer Studie von Greenpeace den weltweit sechstgrößten Stromverbrauch. Allein die Datenzentren von Google verbrauchen so viel Strom wie die US-amerikanische Stadt San Francisco mit ihren 875.000 Einwohnern.

Streamen ist eine beliebte Methode, um sich Filme im Internet anzuschauen.
Streamen ist eine beliebte Methode, um sich Filme im Internet anzuschauen. | Bild: dpa

„Der Stromverbrauch des gesamten Internets verteilt sich auf vier Milliarden Nutzer. Auf den ersten Blick scheint das Surf-Verhalten jedes Einzelnen da kaum ins Gewicht zu fallen“, sagt Ralph Hintemann, Gesellschafter des Borderstep-Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit. Wie so oft bei Nachhaltigkeitsthemen ist aber auch hier die Summe das Problem: Würde jeder Internetnutzer weltweit ein wenig nachhaltiger surfen, könnte insgesamt eine sehr große Energiemenge eingespart werden. Hier ein paar Anregungen.

Downloaden statt streamen

Wer im Schnitt täglich eine Stunde Filme über den Fernseher streamt, verbraucht für den Datenverkehr im Jahr rund 50 Kilowattstunden Strom. Kostenpunkt: 16 Euro. „Die CO2-Emmissionen für eine Stunde Streaming sind unseren Berechnungen nach vergleichbar mit einem Kilometer Autofahren“, sagt Ralph Hintemann. Das klingt erst einmal wenig.

Nimmt man nun allerdings die 220 Millionen Abonnenten des Marktführers Netflix, so erzeugen diese zusammen rund 15 Prozent des weltweiten Internetverkehrs. Wer eine bestimmte Musik regelmäßig hört oder einen Film mehrmals schaut, fährt mit Downloaden nachhaltiger. Und: Je größer der Fernseher ist und je höher die Auflösung von gestreamten Inhalten auch auf mobilen Endgeräten, umso mehr Energie wird verbraucht.

Nachhaltiger suchen

Wer surft, nutzt meist eine Suchmaschine, um ans Ziel zu gelangen. Die Anfrage wird in mehreren Rechenzentren verarbeitet – und so verursacht beispielsweise eine einzige Suche über Google einen Strombedarf von rund 0,3 Wattstunden. Statt 20 Suchanfragen zu stellen, könnte man auch eine Energiesparlampe eine Stunde lang brennen lassen. Da pro Sekunde eine Million Suchanfragen weltweit eingehen, summiert sich das schnell auf 300 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Ein Single-Haushalt verbraucht 1500 Kilowattstunden im Jahr.

Kennt man eine Internetadresse, ist es nachhaltiger, sie einzutippen, statt über eine Suchmaschine zu gehen. „Ansonsten kann man bei der Auswahl von Internet- und Suchmaschinen-Anbieter darauf achten, wie umweltfreundlich diese unterwegs sind“, sagt Ralph Hintemann. So wirbt die Suchmaschine Ecosia beispielsweise damit, die Einnahmen aus den Suchanfragen zu verwenden, um Bäume zu pflanzen. Der E-Mail-Anbieter Posteo arbeitet mit Ökostrom.

Effiziente Geräte nutzen

„Die größte Stellschraube, um Energie einzusparen, sind für den privaten Nutzer die Geräte“, sagt Ralph Hintemann. Grundsätzlich sollte man demnach Fernseher, Laptop oder Smartphone so lange wie möglich nutzen. „Für die Herstellung wird mehr Energie benötigt und es fallen mehr Treibhausgase an als später bei der Nutzung“, so Hintemann.

Ein Junge spielt ein Videospiel auf seinem Smartphone und überträgt es mit einem zweiten Handy per Facetime zu seinem Freund.
Ein Junge spielt ein Videospiel auf seinem Smartphone und überträgt es mit einem zweiten Handy per Facetime zu seinem Freund. | Bild: Robert Michael/dpa

Gehen die Geräte kaputt, lohnt es sich, bei der Neuanschaffung auf den Stromverbrauch zu achten. Die Energiekennzeichnung bei Fernsehgeräten ist hier eine große Hilfestellung. Je größer der Fernseher ist, umso mehr Strom verbraucht er. „Notebooks arbeiten in der Regel effizienter als Desktop-PCs, weil möglichst lange Akkulaufzeiten ihr Verkaufsargument sind“, sagt Hintemann.

Überlegen, was man verschickt

Ein Video in eine große WhatsApp-Gruppe schicken – und kaum einer schaut es sich an: Das ist Ralph Hintemann zufolge ein Beispiel für unnötigen Datenverbrauch. „Dann verschickt man besser einen Link und stellt das Video irgendwo online. Und an große Verteiler sollte man nur wirklich wichtige Dinge schicken.“ Statt großer Anhänge bei E-Mails nutzt man besser Plattformen wie Dropbox.

Überhaupt sind viele E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten verzichtbar, wenn man stattdessen zum Telefon greift. Sprachnachrichten über WhatsApp sind beliebt, weil sie schneller verfasst sind und man dann auch die Stimme des Gegenübers hören kann. „Sie verbrauchen aber deutlich mehr Energie als reine Textnachrichten“, sagt Hintemann.

Es muss nicht immer ein Video-Call sein

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Video-Calls dem Festnetztelefon vielerorts den Rang abgelaufen. „Wenn dadurch Geschäftsreisen entfallen oder Wege zur Arbeit, ist das sehr nachhaltig“, sagt Ralph Hintemann. Trotzdem gibt es nach wie vor Gespräche, die genauso gut ohne Bewegtbild funktionieren – was Strom spart.

Eine Pause für den Router

„Ein Router läuft meist Tag und Nacht durch und verbraucht daher verhältnismäßig viel Strom“, sagt Ralph Hintemann. Benötigt man zum Beispiel nachts kein WLAN, kann es im Router für diesen Zeitraum meist deaktiviert werden. Das spart viel Energie. Hat man keine smarten Geräte wie Kühlschrank oder Heizung mit Internetanschluss, kann der Router nachts und während eines Urlaubs vom Strom genommen werden. Es gibt auch Router, die selbstständig in den Standby-Modus schalten, sobald keine WLAN-Geräte verbunden sind.

Eine Person schaut sich das Angebot von Netflix auf ihrem Handy an.
Eine Person schaut sich das Angebot von Netflix auf ihrem Handy an. | Bild: Marta Fernández Jara/Europa Press/dpa

Cloud-Speicher sinnvoll nutzen

Für viele Daten ist es sehr praktisch, dass man über eine Cloud von überall und mit verschiedenen Geräten darauf zugreifen kann. Aber es gibt auch genügend Dinge, die sich genauso gut auf einem USB-Stick oder einer externen Festplatte ablegen lassen. „Jeder Zugriff auf einen virtuellen Speicher benötigt Strom“, sagt Ralph Hintemann. Es lohnt sich also, die Cloud zu entmüllen. Gleiches gilt für das E-Mail-Postfach. Denn mit jeder E-Mail und jedem Anhang, der gespeichert wird, wird auch Energie verbraucht.

Stromverbrauch beim Surfen sichtbar machen

Die gemeinnützige Forschungsorganisation „The Shift Project“ aus Frankreich hat eine Browser-Erweiterung entwickelt, die anzeigt, wie viele CO2-Emissionen das eigene Surfen verursacht. Der „Carbonalyser“ stellt den Datenverbrauch anschaulich dar und rechnet die CO2-Emissionen zum Vergleich beispielsweise in gefahrene Kilometer mit dem Auto um.