Die Brücke ist nachts eingestürzt. Wahrscheinlich ist nur deswegen niemand zu Schaden gekommen, als Mitte September die Carolabrücke in Dresden in die Elbe gekracht ist. Sie war eine wichtige Verkehrsader der Stadt, täglich fuhren zig Autos, Straßenbahnen und Radfahrer über das Bauwerk.

Radfahrer gibt es auf der A81 in der Regel nicht, aber viele Kraftfahrzeuge. Bis zu 40.000 Autos passieren die Zählstelle bei Geisingen im Schnitt pro Tag. Ihr Weg vom Bodensee nach Stuttgart führt auf der A81 über 108 Brücken. Das sind mal kleine Bauten, die nur über einen Feldweg führen. Andere queren über mehrere hundert Meter ganze Täler. Der Zustand dieser Bauten wird regelmäßig geprüft— und verheißt nichts Gutes.

Zeitloses Panorama, alte Brücke

Wer auf der Talbachbrücke Richtung Süden fährt, sollte den Blick schweifen lassen, sofern der Verkehr es zulässt. Die Brücke steht im nördlichen Hegau, rechter Hand erstreckt sich Engen mit seinem Hausberg, dem Hohenhewen, einem der Hegauer Vulkankegel. Die Brücke ist Baujahr 1973, das Panorama ist zeitlos.

Wenige Kilometer südlich überspannt die Brudertalbrücke das gleichnamige Tal. Sie wurde 1972 errichtet. Mit ihren 52 Lenzen hatte sie in der jüngeren Vergangenheit immer wieder mit Alterserscheinungen zu kämpfen. Vor ein paar Jahren musste ein gebrochenes Rollenlager getauscht werden, was das Regierungspräsidium Freiburg über Monate beschäftigt hat. Inzwischen liegt noch mehr im Argen.

Bedrohliche Mängelliste

Verantwortlich für die Instandsetzung der Brücken ist die Deges, die im Beamtendeutsch Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH heißt und in Berlin sitzt. Deren Pressestelle listet die Mängel der Brudertalbrücke auf:

  • Defekte innenliegende Entwässerungsrohre, die die Ableitung von Wasser behindern
  • Beschädigungen an der Fahrbahnplatte im Bereich der Übergangskonstruktion, die zu erhöhtem Verschleiß führen
  • Betonabplatzungen, die durch Witterung und Materialermüdung verursacht wurden
  • Kappen und Geländer weisen Schäden auf, die passiven Schutzeinrichtungen sind gemäß den neuesten Vorschriften anzupassen

Die Schäden der Talbachbrücke lesen sich ähnlich bedrohlich:

  • Ebenfalls Betonabplatzungen durch Witterung und Materialermüdung
  • Ebenfalls beschädigte Kappen und Geländer
  • Die innenliegende Entwässerung ist gemäß den neuesten Vorschriften anzupassen
  • Veraltete Edelstahlrollenlager auf den Pfeilern

Wann geht es los?

Kurz zusammengefasst: Die Sanierung ist „dringend notwendig“, wie es eine Sprecherin der Deges gegenüber dem SÜDKURIER formuliert.

Bis es losgeht, werden aber noch einige Autos über die maroden Brücken fahren. Die Planungen seien zwar bereits erfolgt, aber noch nicht genehmigt. „Ziel ist es, die Baumaßnahmen im kommenden Jahr öffentlich auszuschreiben“, heißt es seitens der Deges. Einen konkreten Starttermin der Sanierung nennt die Behörde nicht.

Fest steht bereits: Es wird keine Neubauten geben, wie es noch vor wenigen Jahren im Raum stand. „In beiden Fällen ist die Instandsetzung und Verstärkung der bestehenden Strukturen wirtschaftlicher ist als ein kompletter Neubau“, ist man sich bei der Deges sicher. Dadurch blieben die Brückenbauwerke langfristig nutzbar. Und damit stabiler als die Elbbrücke in Dresden.