Der Auto Club Europa (ACE) will ein dringendes Problem ins öffentliche Bewusstsein rücken: den Mangel an Lastwagenstellplätzen entlang deutscher Autobahnen. Der Verein nahm jetzt die Situation unter anderem an der A81 in der Region konkret unter die Lupe. Auch an der Raststätte Neckarburg nahe Rottweil erfassten Ehrenamtliche des ACE den Sollbestand an Halteplätzen für die Brummis.

„Wir haben in Deutschland ein Defizit von rund 20.000 LKW-Stellplätzen“, berichtete Sven Hübschen, der mit seinen Kollegen Uwe Witfer und Reinhard Streuber vom ACE die Situation auf dem Rastplatz Neckarburg dokumentierte. Die bundesweite Aktion an über hundert deutschen Rastplätzen lief unter dem Motto: „Arbeitsplatz Straße“.

Uwe Witfer und Sven Hübschen vom ACE blicken auf den kleinen Bildschirm, der die Kameraaufnahmen ihrer Drohne zur Parksituation auf dem ...
Uwe Witfer und Sven Hübschen vom ACE blicken auf den kleinen Bildschirm, der die Kameraaufnahmen ihrer Drohne zur Parksituation auf dem Rastplatz Neckarburg West darstellt. | Bild: Dominik Zahorka

„Wir machen jährlich Aktionen aus dem Ehrenamtsbereich, häufig mit dem Schwerpunkt Verkehrssicherheit“, erklärte Hübschen weiter. In diesem Jahr seien es zwei Schwerpunkte, welche sich der Club vorgenommen habe: Schulwegsicherheit und Lasterstellplatzsituation.

„Wir haben viel Schwerlastverkehr, laut Prognosen in den nächsten Jahren sogar stark zunehmend bis mindestens 2040“, sagte Uwe Witfer. Um der problematischen Lage bei den Parkflächen begegnen zu können, die für vorgeschriebene Ruhepausen benötigt werden, brauche es Geld, politischen Willen und vor allem Platz. „Platz ist in Deutschland immer so eine Sache. Man braucht auch regional den Willen dazu, hier etwas zu bewegen“, betonte Sven Hübschen.

Sven Hübschen und Uwe Witfer vom ACE checken die Parksituation der Brummis.
Sven Hübschen und Uwe Witfer vom ACE checken die Parksituation der Brummis. | Bild: Dominik Zahorka

Und man sieht an diesem Donnerstagabend deutlich: Obwohl es noch nicht mal 21 Uhr ist, sind fast alle Lastwagenstellplätze der Rastanlage Neckarburg mit Lastkraftwagen belegt. Manche sogar nicht vorschriftsmäßig: „Auf Parkplätzen für PKW haben Lastwagen normalerweise nichts zu suchen. Trotzdem ist das oft das kleinste Problem“, so Uwe Witfer.

Oft parkten Laster direkt am Einfahrtsbereich zu den Rastplätzen. Dies sei nicht selten gefährlich und könne im schlimmsten Fall zu Unfällen mit ebenfalls einfahrenden Personenwagen führen, welche dann Gefahr liefen, bei Dunkelheit gegen oder schlimmstenfalls sogar unter einen Laster zu fahren.

„Aus diesem Grund sind Rasthofeinfahrten immer öfter mit kleinen Schildern zur Fahrbahnblockierung versehen, einfach um übermüdete LKW-Fahrer am Zuparken der nicht selten überfüllten Rastplätze zu hindern“, so Witfer.

Damit seitlich parkende Laster nicht die Zufahrt zum Rastplatz zu sehr verengen oder gar versperren, wird diese klar markiert und ...
Damit seitlich parkende Laster nicht die Zufahrt zum Rastplatz zu sehr verengen oder gar versperren, wird diese klar markiert und abgegrenzt. | Bild: Dominik Zahorka

Auch dieser Umstand wird von den Verkehrsprofis erfasst, teilweise mit einer Drohne, die einen Gesamtüberblick über das Gelände gibt.

Dicht an dicht stehen die schweren Transporter aufgereiht. Eine Drohne sorgt für den nötigen Überblick über den Rastplatz.
Dicht an dicht stehen die schweren Transporter aufgereiht. Eine Drohne sorgt für den nötigen Überblick über den Rastplatz. | Bild: Dominik Zahorka

Falsch geparkt? Verkehrsgefährdend? Sieben Tonnen, zehn Tonnen oder mehr? Die Spezialisten des ACE erfassen die Situation auf dem Rastplatz Neckarburg ganz genau. Und kommen innerhalb einer halben Stunde zum Fazit: 44 Laster abgestellt, davon zwei verkehrswidrig, jedoch nicht verkehrsgefährdend. Nur drei freie Parkplätze übrig.

Alles in allem eine akzeptable Situation, so ihre Einschätzung – aber eben nur zu diesem Zeitpunkt. „In einer Stunde wird hier allerdings alles ganz anders aussehen, da wird der ganze Rastplatz voll mit LKWs sein und man muss dann hoffen, dass keine landwirtschaftlichen Zufahrten zugeparkt werden“, merkt Sven Hübschen an.

Sven Hübschen und Uwe Witfer vom ACE – Auto Club Europa bei der Aktion auf dem Rastplatz Neckarburg West.
Sven Hübschen und Uwe Witfer vom ACE – Auto Club Europa bei der Aktion auf dem Rastplatz Neckarburg West. | Bild: Dominik Zahorka

Trotzdem sei der Rastplatz Neckarburg offenbar einer der weniger problematischen Plätze im Südwesten: „Richtung Offenburg/Lahr auf der A5 haben wir schon wirklich verkehrsgefährdende Situationen erlebt. Man muss aber immer sagen: Das ist nicht die Schuld der LKW-Fahrer, sondern immer der mangelhaften Situation an Parkgelegenheiten geschuldet“, unterstreicht Hübschen.

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Die Lastwagenfahrer hätten schließlich einen sehr harten Job und klar vorgeschriebene, sehr sinnvolle Ruhezeiten. Fänden sich dann nicht in kürzester Zeit genügend ordentliche Parkgelegenheiten, werde es oftmals schwierig.

Fazit der drei Verkehrsprofis: Es gehe nicht gegen die Fahrer, ganz im Gegenteil. Es brauche eine tragfähige Lösung für Berufsfahrer und PKWs gleichermaßen. Damit werde sichergestellt, dass das Pausieren für die Trucker, welche dafür sorgen, dass Supermarktregale nicht leer bleiben, durch mangelnde Stellplätze nicht zum Stressfaktor oder gar Alptraum werde.