Nach nicht einmal einer Stunde ist der erste Prozesstag in Ravensburg beendet. Eben wurde die Anklage verlesen, in der es um aufgebrochene Geldautomaten und Tresore geht. Die vier Männer, aus verschiedenen Haftanstalten vorgeführt – zwei in Untersuchungshaft, zwei in Strafhaft –, verweigern jede Aussage. Der Kammer unter Vorsitz von Richter Franz Bernhard steht damit ein Mammutverfahren bevor, möglicherweise ein aufwändiger Indizienprozess.

Fünfstellige Beute, sechsstelliger Schaden

Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Angeklagten im Alter zwischen 35 und 52 Jahren schweren Bandendiebstahl in mehreren Fällen vor. Sie stammen aus dem Kosovo und Albanien. Eine Dolmetscherin übersetzt.

Die Angeklagten schwiegen vor Gericht zu den Vorwürfen.
Die Angeklagten schwiegen vor Gericht zu den Vorwürfen. | Bild: Durain

Die Männer sollen im Frühjahr und im Sommer 2024 in wechselnder Besetzung Geldautomaten- und Tresoraufbrüche begangen haben. Zwei Mal waren sie erfolgreich, zwei Mal scheiterten sie. Nicht alle Verdächtigen konnten ermittelt werden.

Im Unterschied zu den bundesweit häufigen Sprengungen sollen die Beschuldigten in Ravensburg aber auf eine andere Methode gesetzt haben: Mit Spaltaxt, Trennschleifer und einem Hydraulikspreizer sollen sie versucht haben, die massiven Stahlgehäuse aufzubrechen. Der Sachschaden geht nach Polizeiangaben in die Hunderttausende Euro, die Beute lag im fünfstelligen Bereich.

Hohe Zahlen in Baden-Württemberg

Die Taten, die nun in Ravensburg vor Gericht verhandelt werden, sind Teil eines Kriminalitätsphänomens, das Ermittler bundesweit seit Jahren in Atem hält: Angriffe auf Geldautomaten. Baden-Württemberg bleibt dabei ein Schwerpunkt, besonders betroffen war laut dem jüngsten Sicherheitsbericht der südbadische, grenznahe Raum – allerdings ging es hier um Sprengungen.

Der Prozessbeginn verzögerte sich etwas. Alle vier Männer sitzen hinter Gittern und wurdne aus verschiedenen Haftanstalen vorgeführt.
Der Prozessbeginn verzögerte sich etwas. Alle vier Männer sitzen hinter Gittern und wurdne aus verschiedenen Haftanstalen vorgeführt. | Bild: Durain

Am Landgericht geht es dagegen um vier Taten an eher abgelegenen Orten. Am 19. April 2024 sollen sich die Männer in Argenbühl-Eglofs im Westallgäu an einem frei stehenden Geldautomaten in einem Bushäuschen zu schaffen gemacht haben. Sie scheiterten und flohen schließlich in einem Volvo mit VS-Kennzeichen, der später an weiteren Tatorten auftauchte.

An verschlossener Kellertür gescheitert

Am 26. Mai drangen sie in den Tresorraum eines Markts in Mühlhausen-Ehingen im Kreis Konstanz ein und nahmen 21.000 Euro an sich. Anfang Juni gelang es ihnen in Kirchhaslach in Bayern, einen Automaten der Raiffeisenbank mit einem Hydraulikspreizer zu öffnen. Rund 37.000 Euro wurden gestohlen. Der Schaden am Geldautomaten: 63.000 Euro.

Am 10. Juni schließlich brachen sie einen Einbruch in die Räume der Volksbank Überlingen in Owingen ab, nachdem sie in den Keller gelangt, aber an einer verschlossenen Tür gescheitert waren.

Die Handys nahmen sie nicht mit

Die Ermittlungen führte die Kriminalpolizeiinspektion 2 des Polizeipräsidiums Ravensburg gemeinsam mit Nachbarbehörden und der Staatsanwaltschaft. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte die Gruppe die Tatorte zuvor ausgekundschaftet.

Ihre Mobiltelefone hätten sie bei den Einbrüchen nicht mitgenommen, um keine Spuren zu hinterlassen. Das erbeutete Bargeld sollte gleichmäßig aufgeteilt werden.

Prozess könnte bis Jahresende dauern

Der Prozess könnte sich bis kurz vor Weihnachten ziehen. Bis zum 19. Dezember sind weitere 14 Verhandlungstage angesetzt, sofern sich die vier Verteidiger und die Staatsanwaltschaft nicht zuvor verständigen könnten. Am 23. September nun soll der Hauptsachbearbeiter der Polizei aussagen.