Bei der Fülle an Corona-Tests kann man schnell durcheinander kommen. Doch keine Bange: Wir haben mit Virologen Martin Stürmer die wichtigsten Fragen geklärt.

Antigen- oder Antikörpertest? Welcher soll in Pflegeheimen und Krankenhäusern genutzt werden?

Antigen-Schnelltests. Sie weisen eine Infektion nach, die sich auf dem Höhepunkt des Infektionsverlaufs befindet. In diesem Zeitraum wird das Virus übertragen. Der Vorteil des Antigen-Schnelltests ist, „dass er binnen 15 Minuten einen Infizierten erkennt, der jetzt in diesem Moment andere Menschen anstecken würde. Der Antigen-Test hat eine hohe Sicherheit, wenn man ihn richtig anwendet“, sagt Virologe Martin Stürmer.

Welche Nachteile hat der Antigen-Schnelltest?

Antigen-Schnelltests sind weniger sensitiv, als herkömmliche PCR-Tests. Bedeutet: Der Antigen-Test kann keine Infektion mit Covid-19 nachweisen, die sich im Anfangsstadium befindet. „Es könnte also durchaus sein, dass eine Person einen negativen Schnelltest hatte, und wenige Tage später plötzlich doch positiv getestet wird“, weiß der Virologe. Zum Zeitpunkt der Testung wäre die Person jedoch nicht infektiös gewesen. Für den kurzen Besuch der Oma im Pflegeheim sei der Test sehr hilfreich.

Kann ich einen Antigen-Schnelltest zu Hause anwenden?

Nein. Antigen-Tests sind für Privatpersonen nicht erhältlich. Sie werden von medizinischem Personal durchgeführt. Der Grund: genau wie beim PCR-Test muss ein Abstrich im Nasen-Rachen entnommen werden. „Die Mitarbeiter in Pflegeeinrichtung sind darin in der Regel geschult, oder müssen jetzt genau erklärt bekommen, wie man bei diesen Tests vorgehen muss“, sagt Stürmer.

Wer lediglich Speichel von der Innenwange nimmt, läuft Gefahr, ein falsches Ergebnis zu erzielen. Das Infektionsschutzgesetz sieht im Übrigen vor, dass Infektionskrankheiten wie Covid-19 nur von Ärzten diagnostiziert werden. Auch die Medizinprodukte-Abgabeverordnung schreibt vor, dass Antigen-Tests nur an Ärzte, Kliniken und Gesundheitsbehörden abgegeben werden dürfen – vorausgesetzt das Robert Koch-Institut genehmigt eine befristete Ausnahme. Die ist derzeit aber nicht in Sicht.

Martin Stürmer, Virologe und Leiter des IMD Labors in Frankfurt
Martin Stürmer, Virologe und Leiter des IMD Labors in Frankfurt | Bild: privat

Erkennen Antigen-Schnelltests eine Infektion, obwohl ich keine Symptome habe?

Ja. Der Schnelltest erkennt, ob genügend Viren vorhanden sind, um andere anzustecken. Die Virenlast kann hoch sein, obwohl keine Symptome spürbar sind.

Muss bei einem positiven Schnelltest auch ein PCR-Test gemacht werden?

Ja. Die Infektion sollte mit einem PCR-Test bestätigt werden.

Werden die Labore durch Antigen-Tests entlastet?

Antigen-Tests müssen nicht ins Labor. Sie liefern vor Ort nach kurzer Zeit ein Ergebnis. Dadurch werden automatisch PCR-Tests eingespart und Labore entlastet.

Wer bekommt einen Antigen-Schnelltest?

Wer die Schnelltests bekommt, entscheidet die Bundesregierung gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut. Sie werden bisher ausschließlich für den Einsatz in medizinischen Einrichtungen verwendet.

Wer trägt die Kosten für die Antigen-Tests?

Die Kosten werden in der Regel vom Bundesgesundheitsministerium erstattet. Wer Angehörige oder Freunde im Heim beuchen will, muss den Test nicht selbst bezahlen.

Das könnte Sie auch interessieren

Kann ich zu meinem Hausarzt gehen und auf Verdacht, ohne Grund einen Antigen-Schnelltest fordern?

Nein. Grundlos werden Antigen-Schnelltests – genau wie PCR-Tests – nicht gemacht. „Auch ein Antigen-Schnelltest muss der Eindämmung der Pandemie dienen“, sagt Stürmer.

Das Wichtigste zu Antikörper-Tests

In Kürze kann man Antikörper-Schnelltests in Drogeriemärkten oder Apotheken kaufen. Was hat es mit diesen Tests auf sich?

Im Handel werden Antikörper-Tests angeboten. Dieser Test erkennt nicht, ob man derzeit infiziert ist. Antikörper-Tests können nur nachweisen, ob man die Krankheit bereits überstanden hat. Doch Vorsicht: Nur weil ein Antikörper-Test positiv ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man definitiv Covid-19 hinter sich hat. „Viele Tests sind falsch-positiv. Sie reagieren mit, wenn ich andere Antikörper in mir habe. Das muss nicht unbedingt Corona sein“, sagt Virologe Martin Stürmer.

Ein Antikörper-Test für zu Hause.
Ein Antikörper-Test für zu Hause. | Bild: Moll, Mirjam

Ist man mit positivem Antikörper-Test immun gegen Covid-19?

„Bei Coronaviren gehen Antikörper wahrscheinlich leider relativ schnell verloren – zumindest nachdem, was wir heute wissen“, sagt Stürmer. Wie lange genau sie im Körper aktiv sind und eine erneute Infektion verhindern, ist noch nicht geklärt. Die meisten Virologen sind sich zwar einig, dass es eine zeitlich begrenzte Immunität gibt. Aber bewiesen ist das bis heute nicht. Es gab schon Personen, die sich mehrmals mit Covid-19 infizierten.

Das könnte Sie auch interessieren

Wird es deshalb nie eine Herdenimmunität geben?

„Das lässt sich so noch nicht seriös beantworten“, sagt Martin Stürmer. Sollten sich Antikörper tatsächlich schnell auflösen, „könnte es sein, dass das Virus immer wieder in der Bevölkerung zirkuliert.“ In diesem Fall könnte nur eine Impfung die Pandemie stoppen. Die Wissenschaft geht davon aus, dass es eine Impfung im Lauf des nächsten Jahres geben könnte.

Stürmer blickt jedenfalls zuversichtlich in die Zukunft: „Das Gute bei diesen Impfungen könnte sein, dass man in einem gewissen Abstand mehrere Spritzen bekommt. Das ist deutlich besser, als wenn sich der Körper nur ein Mal mit dem Virus auseinandersetzen muss.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass die Antikörper deutlich länger erhalten bleiben, sei deshalb hoch.