Mehr als fünf Jahre nach seinem Verschwinden ist nun klar: Die menschlichen Überreste, die vergangene Woche in einem Garten auf der Halbinsel Höri gefunden wurden, sind zweifelsfrei identifiziert. Es handelt sich um den bislang vermissten Mann, Jan Heisig.

Das hat eine molekulargenetische Untersuchung ergeben, wie das Landgericht Konstanz bestätigt. Damit sind letzte Zweifel an der Identität des Toten ausgeräumt, und ein zentrales Rätsel des Kriminalfalls ist gelöst.

Nach Aussage handelt Gericht sofort

Jan Heisig verschwand im Juni 2019 spurlos. Die Ermittler waren schnell überzeugt, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelte. Blutspuren im Haus in Hemmenhofen deuteten auf eine tödliche Auseinandersetzung hin.

Dennoch fehlte über Jahre hinweg der entscheidende Beweis: der Leichnam. Nach Hinweis des angeklagten Mike W. nahm das Gericht die Suche im Garten des Hauses umgehend wieder auf. Und wurde fündig.

Am Mittwoch, 27. November, entdeckte man in Hemmenhofen den Leichnam.
Am Mittwoch, 27. November, entdeckte man in Hemmenhofen den Leichnam. | Bild: Pascal Durain

Der Fund auf dem Grundstück seines letzten Wohnorts in der Gemeinde Gaienhofen und die nun gesicherte Identität bringen für die Angehörigen Gewissheit, auch wenn die Polizei schon von Beginn an wegen eines Tötungsdelikts ermittelte.

Vergraben, nicht verbrannt

Der Fundort der Leiche hat unterdessen Fragen aufgeworfen: Warum entdeckte man den Körper nicht schon bei der Durchsuchung des Grundstücks in Hemmenhofen im Sommer 2019? Die Polizei erklärt dies mit der besonders tiefen und geschickt ausgeführten Vergrabung. Zudem war die Leiche wohl so gut verpackt, dass selbst Spürhunde keine Spur fanden. Danach hätte man andere Ermittlungsansätze verfolgt.

Die Staatsanwaltschaft ging bisher davon aus, dass Mike W. den Leichnam mittels einer chemischen Reaktion beseitigt hat. So soll er es verdeckten Ermittlern des LKA vergangenes Jahr erzählt haben. Zuvor bleiben viele Einsätze auf der Höri oder in Krefeld ohne Ergebnis.

Jan Heisig wurde nur 51 Jahre alt. Viele Male wurde die Höri auf den Kopf gestellt, um seinen Leichnam zu finden. Nun wurde er im Garten ...
Jan Heisig wurde nur 51 Jahre alt. Viele Male wurde die Höri auf den Kopf gestellt, um seinen Leichnam zu finden. Nun wurde er im Garten seines letzten Wohnsitzes entdeckt. | Bild: SK-Collage/rla/Mende/privat

Was wirklich am 2. Juni 2019 geschehen sein soll

Mike W. geriet zwar schnell unter Verdacht und saß auch kurzzeitig in U-Haft. Doch erst Mitte Oktober steht er wegen Mordes vor dem Landgericht. Vergangene Woche gab er über seinen Verteidiger Marc Decker erstmals eine Einlassung dazu ab, was am 2. Juni 2019 geschehen sein soll – und weckte so Zweifel an der bisherigen Darstellung der Tat durch die Staatsanwaltschaft und den Umständen, die dazu führten.

Mike W. (links) gab vergangene Woche eine Einlassung zur Sache ab, die den Prozess veränderte.
Mike W. (links) gab vergangene Woche eine Einlassung zur Sache ab, die den Prozess veränderte. | Bild: Hanser, Oliver

W. räumte ein, Heisig nach einem Wortgefecht geschlagen zu haben. Verstorben sei er erst Tage später. Später habe er dann den Leichnam vergraben. W. bestritt, die Tat geplant oder aus Habgier gehandelt zu haben. Viel mehr habe er aus Wut und unter Drogeneinfluss gehandelt. Dass er sich an den Gütern des Toten bereicherte, räumte er ein. In seiner Einlassung belastete der 49-Jährige die Halbschwester Heisigs massiv.

Wie die letzte Grabung ablief

Die Frau sollte auch während des Prozesses in Konstanz aussagen. Da aber auch gegen sie noch ermittelt wird, teilte ihr Verteidiger der Kammer mit, werde sie ihre Aussage verweigern.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Zunächst ist die Vernehmung eines Kriminalbeamten geplant, der bei der neuerlichen Grabungsaktion dabei war. Eine Woche später soll eine Rechtsmedizinerin darüber berichten, was sie an dem Leichnam noch feststellen konnte. Ein Urteil des Landgerichts wird noch vor Weihnachten erwartet.