Soll ich mein Kind impfen lassen oder nicht? Diese Frage stellen sich gerade viele Eltern. Eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland hat ergeben, dass etwa elf Prozent aller Jugendlichen in Deutschland in der fraglichen Altersgruppe mindestens eine der Risikomerkmale aufweisen, für die die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfung empfiehlt.

Die Liste umfasst zwölf Krankheiten, darunter Adipositas (starkes Übergewicht), Diabetes, Herzfehler, chronische Lungenerkrankungen und Trisomie 21.

Unbekannte Langzeitfolgen der Impfung schreckt ab

Dorothea Maier-Zepf aus dem Konstanz-Litzelstetten hat vier Töchter im Alter von zwölf bis 19 Jahren und ist im Elternbeirat des Ellenrieder-Gymnasiums vertreten. „Während sich meine 19-jährige Tochter aus beruflichen Gründen sowieso impfen lassen muss, habe ich mit meinen anderen beiden Töchtern im Alter von 16 und 18 Jahren vereinbart, dass sie sich eigenständig informieren müssen, um eine bewusste Entscheidung treffen zu können.“

Dorothea Maier-Zepf.
Dorothea Maier-Zepf. | Bild: Aurelia Scherrer

Maier-Zepfs Jüngste ist zwölf Jahre alt. Sie möchte nicht, dass ihre Tochter geimpft wird. „Ich sehe die Impfung kritisch, weil noch keine Langzeitfolgen erforscht sind“, begründet sie ihre Entscheidung. „Bei vorerkrankten Kindern sehe ich Bedarf, bei den anderen nicht.“

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Petra Rietzler befürwortet das Impfen

Für die 15-jährige Tochter von Petra Rietzler aus Konstanz ist hingegen klar, dass sie sich impfen lassen möchte. „Ich unterstütze das vollumfänglich“, sagt Rietzler über die Entscheidung ihrer Tochter. „Ich halte den Impfstoff für sicher und habe ein besseres Gefühl, wenn sie geimpft ist. Viele Jugendliche sind reflektiert und machen sich Gedanken dazu“, sagt Ritzler, die Vorstandsmitglied des Gesamtelternbeirats Konstanz ist und den Landeselternbeirat für die Gemeinschaftsschulen im Regierungsbezirk Freiburg

als stellvertretende Vorsitzende vertritt.

Die dreifache Mutter ist der Meinung, dass jeder eine Risikoabschätzung für sich und seine Kinder treffen muss. „Ich find es gut, dass die Verantwortung bei den Eltern liegt. Ich bin gegen eine Impfpflicht und Impfzwang. Es ist nicht der Job der Kinder, eine Herdenimmunität zu erreichen.“

Sie verstehe aber, wenn Eltern verunsichert sind, was sie machen sollen. Daher würde sie mit kleineren Kindern zu einem Arzt des Vertrauens gehen und nicht ins Impfzentrum, da dieser die Kinder kenne und Eltern aufklären kann.

Petra Rietzler
Petra Rietzler | Bild: Eva Marie Stegmann

Vater aus dem Hegau folgt Empfehlung der Stiko

Überhaupt nicht verunsichert ist Peter Lindigkeit aus Rielasingen-Worblingen, Vater eines zwölfjährigen Schülers. Für ihn ist klar, dass sein Sohn nicht geimpft wird. „Die Stiko hat sich klar positioniert, dass nur Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen geimpft werden sollten. Warum sollte man da verunsichert sein“, fragt er sich.

Zur Aufhebung der Impfpriorisierung – und damit auch für Kinder ab zwölf Jahren – hat er eine klare Meinung: „Da viele Menschen mit hohem Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken, nicht geimpft sind, halte ich es für gewissenlos, diesen Menschen den Zugang zu einem Impftermin durch Aufhebung der Priorisierung zu erschweren.“

Anderen bei der Impfung den Vortritt lassen

Eine ähnliche Meinung hat Anne Mone Sahnwaldt aus Konstanz. Sie findet, dass der Piks gegen das Coronavirus viele Menschen „nötiger haben“ als ihre elfjährige Tochter, die keine Vorerkrankungen habe. Auch wenn der Impfstoff von Biontech erst ab zwölf Jahren zugelassen ist, möchte Sahnwaldt ihr Kind nicht impfen lassen, wenn sie das Alter erreicht hätte.

Als Gründe nennt die Mutter, dass der Impfstoff noch wenig bekannt sei, Kinder seltener erkranken und die Langzeitfolgen noch nicht abschätzbar seien. Sie mache sich wenig Sorgen, dass sich ihre Tochter anstecken könnte und „etwas Schlimmes passiert.“ In den Klassenzimmern in den Schulen sollte man ihrer Meinung nach noch mehr tun, um das Risiko einer Ansteckung zu senken, zum Beispiel Luftfilter installieren.

Anne Mone Sahnwaldt
Anne Mone Sahnwaldt | Bild: Scherrer, Aurelia

Kinder ohne Impfung sollen keine Nachteile haben

Caroline Blum-Schweitzer aus Singen ist es wichtig, dass Kinder, die nicht geimpft werden, im nächsten Schuljahr in irgendeiner Weise keine Nachteile zu befürchten haben: „Zur Sicherheit aller können ja gerne weiterhin die Tests in den Schulen durchgeführt werden. So sollte aber dann doch bei weiterem Fortschritt in der Impfquote eine Rückkehr zu einer relativen Normalität möglich sein“, sagt die Mutter von zwei Kindern im Alter von neun und elf Jahren. Über die Empfehlung der Stiko sei sie sehr froh, sagt sie: „Das ist eine Empfehlung, die meines Erachtens der Datenlage entspricht. Lieber vorsichtig sein, wenn es um das Wohl unserer Kinder geht! Ich bin froh, dass diese Institution unabhängig und sachlich agiert.“

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