Wer sich auf die Antworten von ChatGPT verlässt, wird selten ganz daneben liegen. Richtig ist das dann trotzdem nicht immer. Denn folgt man blind seinem Rat, würde man in Konstanz wohl eine nackte Frau suchen – das ist jedenfalls ein Ergebnis unseres Versuchs, ihn als Reiseführer einzusetzen.

Wir fangen allgemein an: Was weiß ChatGPT überhaupt zu Baden-Württemberg zu sagen, wenn man ihm nicht mehr als dieses Stichwort liefert? „Baden-Württemberg ist ein Bundesland im Südwesten Deutschlands“, tippt der Bot los. Soweit richtig. Gleich danach liefert er in weiser Voraussicht schon mal einige Sehenswürdigkeiten und Reiseempfehlungen auf.

Bei dieser Landschaft bleibt selbst dem Computer die Luft weg

Ganz oben auf seiner Liste steht die historische Altstadt von Heidelberg. Zugegeben, die Stadt macht schon etwas her. Auf dem zweiten Platz der Empfehlungsliste landet der Schwarzwald, mit einer Beschreibung, die einem Reiseführer in nichts nachsteht, wenn die Künstliche Intelligenz von den „malerischen Tälern“ schreibt.

Wer weiterführend eine Tour durch den Schwarzwald vom Chatbot planen lässt, sollte nicht wasserscheu sein. Zuerst geht es an die Triberger Wasserfälle. Neben einem kurzen Fakt – die höchsten Wasserfälle in Deutschland – wird natürlich die „beeindruckende Aussicht“ erwähnt.

Die Triberger Wasserfälle sind ein beeindruckendes Naturschauspiel zu jeder Jahreszeit. Deutschlands höchste Wasserfälle stürzen mitten ...
Die Triberger Wasserfälle sind ein beeindruckendes Naturschauspiel zu jeder Jahreszeit. Deutschlands höchste Wasserfälle stürzen mitten in der Stadt 163 Meter in die Tiefe. | Bild: Sprich, Roland

ChatGPT scheint einfach ein Naturliebhaber zu sein. Gleich darauf folgt der Bodensee, dem ChatGPT eine „atemberaubende Landschaft“ zuschreibt. Da bleibt selbst dem Computer die Luft weg.

Neben der Natur lobt der Chatbot auch die vielen Freizeitmöglichkeiten rund um den Bodensee. Auf Wunsch gibt das Programm einen Reiseführer mit acht Punkten rund um den Bodensee aus. An erster Stelle, klar, die Insel Mainau. Kein Wunder bei der Menge an Touristen, die der Blumeninsel einen Besuch abstatten.

Auch die zweite Empfehlung ist nicht gerade ein Geheimtipp: eine Schifffahrt auf dem Bodensee, um die – na klar – „atemberaubende“ Landschaft zu genießen, schreibt ChatGPT.

Freizeitaktivitäten gibt es am Bodensee einige: Etwa Stand-Up-Paddeln kurz vor Sonnenaufgang über den Bodensee mit den Alpen im Blick.
Freizeitaktivitäten gibt es am Bodensee einige: Etwa Stand-Up-Paddeln kurz vor Sonnenaufgang über den Bodensee mit den Alpen im Blick. | Bild: Felix Kästle/dpa

Weiter soll die Reise nach Meersburg, Lindau und zu den Pfahlbauten am Untersee gehen. Nach der ebenfalls vom Chatbot empfohlenen Wanderung oder Radtour entlang des Bodensee-Radwegs – natürlich wird hier wieder die Landschaft besonders hervorgehoben – kann man in „einem der zahlreichen Thermalbäder in der Umgebung“ entspannen, schlägt die Künstliche Intelligenz vor.

Natürlich schickt ChatGPT die Nutzer auch nach Konstanz. Sehenswert sei „die historische Altstadt von Konstanz, mit ihren engen Gassen und mittelalterlichen Gebäuden“. Fragt man ihn nach mehr Zielen in der Stadt, kommen die zu erwartenden Vorschläge: Münster, Konzil, Sea Life, das Archäologische Landesmuseum und auch der Hafen. Aber Moment: Beim Hafen wird das Konstanzer Wahrzeichen gar nicht erwähnt?

Bei der Imperia wird der Chatbot unsicher

Noch einmal die Nachfrage, was den Konstanzer Hafen besonders macht. ChatGPT bezeichnet ihn als „wichtigen Verkehrsknotenpunkt und belebten Ort am Bodensee“. Weitere Punkte: Die Lage direkt am See – welche Überraschung – sowie die Geschichte und Aktivitäten. Schon wieder kein Wort über die Imperia? Übersehen kann man sie nun nicht gerade.

Hier eine sitzende Frau zu erkennen erfordert einiges an Fantasie.
Hier eine sitzende Frau zu erkennen erfordert einiges an Fantasie. | Bild: Hanser, Oliver

Das hat wohl einen Grund: Dem Chatbot scheint die sich drehende Statue nicht wirklich bekannt zu sein. Fragt man ihn nach einer Beschreibung, so antwortet er zunächst mit Fakten: Neun Meter hoch und rund 18 Tonnen schwer ist sie. Aber auch: „Sie hat eine auffällige Körperhaltung, bei der sie eine Schulter nach vorne beugt und die andere zurückzieht.“ So ganz stimmt das nicht.

Noch kurioser wird es, wenn der Chatbot auf Englisch, also seiner Muttersprache, gefragt wird. Dann nämlich beschreibt er die Imperia als „nackte Frau, die auf einem Thron sitzt und ihre Beine spreizt.“ Das hat mit der Realität nun gar nichts mehr zu tun.

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