Mit dem 1. Januar 2025 hat sich Singen in den Reigen der Kommunen eingereiht, die Nebenwohnungen besteuern. Wer unter dem Hohentwiel eine Zweitwohnung unterhält, muss nun nicht mehr nur die Miete bezahlen, sondern zusätzlich der Stadt 20 Prozent Aufschlag überweisen. Bei Eigentumswohnungen wird die Summe anhand des Mietspiegels berechnet. Die Verwaltung rechnet mit Einnahmen von rund einer Million Euro.

Weit über eine Million Euro

Die Millionenschwelle hat man wenige Kilometer weiter östlich längst überschritten. Mehr noch: Die Stadt Konstanz ist Spitzenreiter. Laut dem Statistischen Landesamt hat keine Kommune in Baden-Württemberg mehr Einnahmen aus der Zweitwohnungssteuer erzielt als die Konzilstadt. Mit 2,1 Millionen Euro stellt Konstanz sogar die Großstädte im Land in den Schatten.

Die Daten stammen aus dem Jahr 2023, neuere Zahlen sind bisher nicht flächendeckend verfügbar. Damals haben 170 der 1101 Gemeinden im Land die Mieter von Zweitwohnungen zur Kasse gebeten — darunter vor allem Gemeinden am Bodensee und im Hochschwarzwald.

Überlingen vor der Landeshauptstadt

Wer die Karte genau betrachtet, erkennt neben Konstanz einen weiteren dunklen Flecken auf der anderen Seeseite. Überlingen ist mit rund 1,6 Millionen Euro die Stadt mit den zweithöchsten Einnahmen im Land. Erst danach folgt Stuttgart mit rund 2000 Euro weniger.

Verglichen mit den Seegemeinden ist die Steuer in der Landeshauptstadt fast ein Schnäppchen. Zehn Prozent der Kaltmiete verlangt Stuttgart, Konstanz und Überlingen fordern 35 Prozent.

Bodman-Ludwigshafen, mit rund 600.000 Euro Einnahmen in den Top Ten, hat die Steuer gerade erst auf 30 Prozent erhöht, obwohl die Stadtverwaltung einen niedrigeren Satz vorgeschlagen hatte. Und Hagnau nimmt zwar nur rund eine viertel Million Euro ein – pro Einwohner gerechnet sind das aber 173 Euro, so viele wie nirgends sonst am See. Dahinter folgt Gaienhofen auf der Höri mit rund 160 Euro pro Kopf.

Die Steuer soll abschrecken

Hintergrund der Steuer ist nicht nur, den Haushalt aufzubessern, sondern Abschreckung. Die Wohnungsnot am See ist groß, Zweitwohnungen verschlimmern die Lage. „Wir haben in der Verwaltung entschieden, dass wir Zweitwohnungen bekämpfen wollen, damit wir mehr Wohnraum für Menschen vor Ort haben“, sagte etwa Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, bei einer Gemeinderatssitzung im November.

Auch in Singen will man mit der Steuer die Zahl der Nebenwohnungen verringern. Neben der erhofften Wirkung auf den Wohnungsmarkt hätte es noch weitere Vorteile, wenn mehr Menschen ihren Erstwohnsitz in der Stadt melden würden.

„Tragen nicht zur Finanzierung bei“

Denn Menschen mit Zweitwohnsitz werden nicht berücksichtigt, wenn es darum geht, wie viel Geld Kommunen durch Schlüsselzuweisungen, Investitionspauschalen oder Einkommens- und Umsatzsteuer erhalten.

Anders ausgedrückt: Menschen mit Zweitwohnsitz „tragen nicht zur Finanzierung der städtischen Infrastruktur bei“, wie Michael Wytek vom Fachbereich Haushalt und Abgaben im Oktober im Singener Gemeinderat erläuterte – außer eben durch die Zweitwohnsitzsteuer.