Zum Erbe zweiter Weltkriege gehören in Frankreich auch Dutzende von deutschen Soldatenfriedhöfen. Die letzten Gräberfelder wurden vor Jahrzehnten vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegt.

Das Bemühen, deutschen Gefallenen ein würdiges Gedenken zu verschaffen, ist indes noch nicht abgeschlossen. Wie der Volksbund nun nach einem Treffen mit seinen französischen Partnerorganisationen und Behördenvertretern bekanntgab, wird im Wald bei Craonne im Departement Aisne eine neue Kriegsgräberstätte entstehen.

Leichname wurden nie geborgen

Sie wird an die bis zu 200 Soldaten des einstigen badischen Reserve-Infanterieregiments (RIR) 111 erinnern, die im Mai 1917 im Zuge schweren französischen Artilleriebeschusses im „Winterbergtunnel“ genannten Stollensystem verschüttet wurden und deren Leichname man nie geborgen hat.

Dies nachzuholen hat sich der Volksbund in den vergangenen zwei Jahren zwar bemüht. Doch stellte sich nach einer Bohrung im Mai 2022 heraus, dass die Schaffung eines Zugangs in den Stollen nur mit extrem hohem technischen Aufwand möglich wäre.

Die Kosten bezeichnete die Sprecherin des Volksbundes, Diane Tempel-Bornett, als „immens hoch“. Für den Volksbund, der sich nur durch Spenden finanziert und keine Subventionen aus dem Bundeshaushalt erhält, wäre ein Projekt dieses Ausmaßes nicht zu stemmen.

Mai 2022: Die Bilder, die die Kamera zeigt, lassen Schemen der Tunneldecke erkennen. Zuvor war eine Spülbohrung ins Erdreich getrieben ...
Mai 2022: Die Bilder, die die Kamera zeigt, lassen Schemen der Tunneldecke erkennen. Zuvor war eine Spülbohrung ins Erdreich getrieben worden. Die Bohrung zeigte aber auch, wie schwer eine Bergung wäre. | Bild: Uwe Zucchi / dpa

Geplant ist, das Areal im Wald bei Craonne, in dem der Eingang zum Tunnel liegt, zu umzäunen und eine Gedenkplatte zu errichten, auf der die Namen aller Verschütteten verzeichnet sind, von denen viele aus Südbaden kamen. Für die Gestaltung der neuen Kriegsgräberstätte soll ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden.

Olympia verzögert das Vorhaben

Die Einweihung der Anlage war ursprünglich für das kommende Jahr gedacht. Da allerdings das französische Verteidigungsministerium eingebunden ist, weil es die Verantwortung über den Gedenkort übernimmt und den Volksbund mit der Pflege betraut, wird es Frühjahr 2025 werden, bis der Gedenkort zugänglich ist. Als Grund der Verzögerung werden die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr genannt.

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Wie beim jüngsten Treffen bekräftigt wurde, ziehen Deutsche und Franzosen für die Winterberg-Erinnerung am selben Strang. So sagte Thomas Campeaux, Präfekt des Departements Aisne, er unterstütze das gemeinsame Vorhaben „hundertprozentig“. Volksbund-Generalsekretär Dirk Backen sprach beim Treffen am Freitag von einem „wahren Leuchtturmprojekt“.

Historiker sollen Hintergrund erhellen

Wie dieses Projekt wissenschaftlich begleitet wird – etwa in Form einer zweistaatlich besetzten Expertenkommission – zeichnet sich derzeit noch nicht ab.

Allerdings geht Andreas Jung, CDU-Bundesvize und Konstanzer Abgeordneter, der das Tunnel-Thema in den deutsch-französischen Ministerrat bugsiert hat, davon aus, dass der historische Hintergrund der Schlacht am Chemin des Dames 1917 für Besucher der Gedenkstätte dargestellt wird. Vorbilder für ein entsprechendes Historial gibt es in Frankreich bereits.