Nach der letzten Kreistagssitzung vor der Sommerpause zeichnete sich die Lösung des Problems bereits ab. Die beiden Hauptgesellschafter des Flughafens, die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis, einigten sich auf den letzten Metern darauf, gemeinsam auch Eigentümer des Bodensee-Airports zu werden. Ursprünglich wollte die Stadt Grundstücke und Gebäude über die Luftschiffbau Zeppelin (LZ) GmbH allein kaufen.
Wie die Flughafen GmbH (FFG) nun mitteilt, wurde eine neue Gesellschaft gegründet, an der beide Gesellschafter – die Stadt wie geplant über ihren Stiftungskonzern LZ – beteiligt sein sollen. Die neue Firma heißt LZ Horizon GmbH & Co. KG und wurde am Dienstag im Handelsregister neu eingetragen. Noch ist der Landkreis nicht dabei, weil die Genehmigung des Regierungspräsidiums aussteht. Die werde „zeitnah erwartet“, heißt es.

Bereits vor einer Woche wurden demnach der Verkaufs- und ein langfristiger Mietvertrag über die Flughafengrundstücke zwischen FFG und LZ Horizon abgeschlossen. Die wird neuer Eigentümer aller Flughafen-Grundstücke. Beide Vereinbarungen seien „marktgerecht“, so die FFG, und der Mietvertrag für den Flughafen auch langfristig tragbar.
Summen nennt die Flughafengesellschaft nicht. Zuletzt waren ein Kaufpreis von 21,7 Millionen Euro und rund 4,6 Millionen Euro für die Rückmiete über fünf Jahre im Gespräch. Für die Instandhaltung und Instandsetzung an Grundstücken und Gebäuden bleibt demnach die Flughafen-Betriebsgesellschaft zuständig. Übrigens: Die Flughafengesellschaft hat die Flächen 1998 für den Kaufpreis von damals 9,5 Millionen D-Mark vom Bund erworben.
Neue Besitzgesellschaft soll Grundstücke entwickeln
Allerdings geht es den neuen Eigentümern des Airports nicht nur darum, mit dem Erlös aus dem Grundstücksverkauf der FFG Kapital für die Sanierung zu verschaffen. Gegenstand der neuen LZ Horizon GmbH & Co. KG ist laut Handelsregister ebenfalls die „baurechtliche Entwicklung, Verwaltung, Vermietung und Veräußerung von nicht für den Betrieb des Flughafens Friedrichshafen erforderlichen Grundstücke“. Damit ist de facto der Startschuss für künftige Grundstücksgeschäfte und Immobiliendeals gefallen. Von den 160 Hektar Land braucht die FFG längst nicht alles.
Flughafen wird vollständig entschuldet
Nach dem erfolgreichen Grundstücks-Deal haben am Donnerstag auch die vom Gericht bestimmten Gläubiger in ihrer Versammlung einstimmig dem Insolvenzplan der Flughafengesellschaft zugestimmt. „Dadurch wird der Flughafen vollständig entschuldet und kann, befreit von der Last der Vergangenheit, sein Geschäft neu aufstellen“, wird der Sachwalter und Rechtsanwalt Alexander Hubl zitiert.
„Dadurch wird der Flughafen vollständig entschuldet und kann, befreit von der Last der Vergangenheit, sein Geschäft neu aufstellen.“Alexander Hubl, Rechtsanwalt
„Wir freuen uns, dass die Weichenstellung für die Sanierung in so kurzer Zeit geglückt ist.“Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen GmbH
Mit Verbindlichkeiten von mehr als 32 Millionen Euro drohte die Überschuldung, weshalb Flughafen-Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr im Februar das Schutzschirmverfahren beantragen und damit quasi Insolvenz anmelden musste. Der Insolvenzplan sehe eine „überdurchschnittliche Quote von 20 Prozent für die Gläubiger vor“, so Alexander Reus, der die Geschäftsführung in den vergangenen Monaten verstärkt hat. Das heißt im Umkehrschluss jedoch auch, dass jeder Gläubiger 80 Prozent seiner Forderungen abschreiben muss.
Flughafen-Chef sieht „mit Zuversicht“ in die Zukunft
Nach Ansicht der FFG sind damit fünf Voraussetzungen erfüllt, um „mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken“, so Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr. Es gibt Zuschüsse und Einlagen der öffentlichen und privaten Gesellschafter, Geld aus dem Verkauf der Grundstücke, die komplette Entschuldung durch das Insolvenzverfahren und letztlich auch eine finanzielle Entlastung von den Flugsicherungskosten, die künftig der Bund übernimmt. „Wir freuen uns, dass die Weichenstellung für die Sanierung in so kurzer Zeit geglückt ist“, so Wehr.
Der entscheidende Beschluss steht allerdings noch aus. Der Insolvenzplan greift nur, wenn die EU-Kommission auch dem Umstrukturierungsplan des Flughafens zustimmt und damit alle Hilfsgelder der Gesellschafter legitimiert. Dazu würden bereits seit Anfang des Jahres Gespräche laufen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Beteiligten rechnen mit einem Abschluss des Verfahren bis zum Ende des Jahres.