Es ist der erste Testlauf an einem Verkehrsflughafen und die Technik, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert, soll die Sicherheit im Flugverkehr verbessern helfen: Die bayerische Firma Iwiation hat ein Assistenzsystem entwickelt, das es Flugleitern auf kleinen Flugplätzen ohne Tower ermöglichen soll, Objekte und Bewegungen in Echtzeit zu erkennen – etwa, wenn nachts ein Auto über das Rollfeld fährt, Tiere auf der Landebahn sind oder auch ein Fluggerät unberechtigt bestiegen oder bewegt wird. Am Bodensee-Airport läuft es nun ebenfalls im Pilotbetrieb.

Sicherheitslücken auf Flughäfen schließen

Eigentlich kommen Geschäftsführer Marcus Bauer und sein fünfköpfiges Team aus der Flugunfalluntersuchung, wo sie seit Jahren Hilfsmethoden entwickeln und dadurch die behördliche Aufklärung unterstützen. Die neue Technik ist gewissermaßen eine Konsequenz daraus, dass es noch Sicherheitslücken gibt.

Das montierte System von Iwiation am Bodensee-Airport. Es besteht aus einem Transponder und einer Reihe von Kameras, die Technik ist ...
Das montierte System von Iwiation am Bodensee-Airport. Es besteht aus einem Transponder und einer Reihe von Kameras, die Technik ist verbunden mit Datenbanken. Das System kann Objekte erfassen, abgleichen und klassifizieren. Ziel ist es, die Sicherheit vor allem auf kleineren Flughäfen zu erhöhen. | Bild: iwiation GmbH

„Das System schließt Lücken, die wir haben und auch zukünftig noch haben werden“, sagt der Luftfahrtexperte und Fluglehrer Volker Engelmann. Engelmann ist Ex-Offizier der Luftwaffe, Sicherheitsfragen sind sein Metier. Außerdem ist er Sicherheitsbeauftragter des Aeroclub Nordrhein-Westfalen und der wiederum ist eingebunden in die Studie, die untersucht, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz den Flugbetrieb unterstützen und sicherer machen kann.

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Es sei „ein Feldversuch und kein Ersatz für Tower oder Lotsen“, ergänzt Bauer. Die Technik wird an einem erhöhten Punkt am Rande des Rollfeldes installiert, Kameras erfassen das Geschehen Tag und Nacht und leiten es online in Echtzeit auf Bildschirme weiter. Der Vorteil: Löst eine Bewegung einen Alarm aus, kann der Flugleiter zuhause oder an welchem Ort auch immer anhand der Bilder entscheiden, ob und auf welche Weise ein Eingreifen nötig ist.

Was sagen die Piloten? Auf der Messe Aero wird die Resonanz gecheckt

Seit einem Jahr läuft das Pilotprojekt inzwischen, mehrere kleinere Flugplätze in Deutschland sind mit den Transpondern und der dazugehörigen Technik ausgestattet. Natürlich sei das Ziel die Serienproduktion, sagt Bauer, der in der Halle B4 der Luftfahrtmesse Aero in Friedrichshafen am Stand des Aeroclubs einen Demo-Bildschirm aufgestellt hat, auf dem das Geschehen am Bodensee-Airport zu sehen ist, startender und landender Flugzeuge inklusive.

Aus einer anderen Perspektive: Auf dem Flugfeld Rennefeld im Hochsauerland ist die Technik am Towergebäude montiert. Mit den Daten und ...
Aus einer anderen Perspektive: Auf dem Flugfeld Rennefeld im Hochsauerland ist die Technik am Towergebäude montiert. Mit den Daten und Bildern kann ein Flugleiter das Flugfeld überwachen, ohne selbst vor Ort sein zu müssen. | Bild: iwiation GmbH

Die Messe sei eine Art Testlauf, um die Resonanz zu ermitteln. Und die sei erfreulich: „Hier am Stand treffen sich die Piloten und wir hatten bereits eine Menge positiver Rückmeldungen“, berichtet der promovierte Ingenieur: „Für uns heißt das, wir machen auf alle Fälle weiter.“

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Eventuell profitiert auch der Bodensee-Airport

Für die Unterstützung durch den Bodensee-Airport sei er dankbar, sagt Bauer: Damit und mit der Präsenz auf der Aero könne sein Unternehmen auf die neue Technik aufmerksam machen – und vor allem die entsprechende Zielgruppe ansprechen. Der Pilotversuch am Bodensee-Airport wird auch nach der Messe noch fortgeführt werden. So sollen noch Daten im großen Stil gesammelt werden, bevor es an die Auswertung geht. Was sich bislang aber schon zeigt: Bis zu 35.000 tägliche Bewegungen am Bodensee-Airport registriert das System von Iwiation, Fluggeräte, Fahrzeuge, Menschen und auch Tiere.

Das Team der Firma Iwiation mit britischen Luftfahrtvertretern: Pedro Bauer (Zweiter von links) und Geschäftsführer Marcus Bauer ...
Das Team der Firma Iwiation mit britischen Luftfahrtvertretern: Pedro Bauer (Zweiter von links) und Geschäftsführer Marcus Bauer (Dritter von links). Das Unternehmen wurde im September 2021 auf der Messe Helitech in London mit dem Innovation Award ausgezeichnet. | Bild: iwiation GmbH

„Nicht jede Gefahr ist für das menschliche Auge erkennbar“, weiß man auch am Bodensee-Airport. Das System, heißt es in einer Mitteilung der Flughafen-Pressestelle, erfasse „sämtliche Bewegungen auf dem Vorfeld, der Lande- und Startbahn und im Luftraum über dem Flughafen“. Gut möglich, dass die Objekterkennung also auch für den Airport von Nutzen sein kann. Darauf setzt auch Bauer: „Vielleicht hat unser System auch einen positiven Effekt für den Flughafen, dann würde es eventuell dort auch weiterlaufen.“