Parken ohne Schranken oder Parkticket: Nach Angaben des ADAC steigen immer mehr Betreiber von Parkplätzen und Parkhäusern auf ein digitales Parkraummanagement um. Statt an der Schranke ein Ticket zu ziehen oder am Automaten einen Papier-Parkschein zu lösen, wird bei der Einfahrt das Kennzeichen des Fahrzeugs erfasst. Bezahlt wird anschließend am Automaten oder online.
Genutzt wird ein solches digitales System am Bodensee beispielsweise bei der Insel Mainau. Da das bisherige System veraltet und mit hohen Wartungskosten verbunden gewesen sei, habe man sich für eine neue Variante entschieden, hieß es dort im Frühjahr. Zudem könnten an besucherstarken Tagen mögliche Rückstaus verhindert werden.
Auch in Eriskirch setzt man inzwischen seit zwei Jahren auf ein kamerabasiertes System. Der Gemeinderat hatte sich 2022 mit knapper Mehrheit für ein digitales Parkraummanagement am Strandbad entschieden. Zuvor waren die Parkplätze kostenfrei, bei der Wahl des neuen Systems hatte sich das Gremium gegen eine Schranke oder einen klassischen Parkscheinautomaten ausgesprochen, denn dafür hätte eigens Personal zur Überwachung eingestellt werden müssen.
Und so funktioniert‘s
An der Zufahrt wird das Kfz-Kennzeichen erfasst. Die erste halbe Stunde ist kostenlos. Pro angefangene Stunde werden danach 50 Cent Gebühren fällig, das Tagesticket kostet 3 Euro. Bezahlt wird am Automaten nach Eingabe des Kennzeichens oder über die Online-Bezahlfunktion des Dienstleisters – bis 24 Stunden nach Ausfahrt. Dauerparker beziehungsweise Saisonkartenbesitzer können bei der Gemeinde ihr Kennzeichen hinterlegen lassen, sie bezahlen dann nicht bei jedem Parkvorgang, sondern eine einmalige Pauschale.
Insgesamt gibt es rund 380 Stellplätze auf dem Strandbadparkplatz. Wie viele Menschen hier im Schnitt parken, lasse sich nur schwer sagen. „Das ist je nach Saison ganz unterschiedlich“, sagt Christian Macherauch, Leiter der Finanzverwaltung in Eriskirch. „Im August hatten wir – Stand 15. August – bisher 4300 Parkvorgänge, im Juli waren es 5300.“ Vergleichsweise wenig sei hingegen im Winter los. Mehr Menschen nutzen seit Einführung des Parkraummanagements laut Frank Jehle, Leiter des Ortsbauamts, offenbar das Fahrrad. Er sagt: „Durch die Erhebung von Parkgebühren hat sich nach Aussage unseres Strandbadleiters das Fahraderaufkommen etwa verdoppelt.“
Aus Sicht der Gemeinde funktioniert das kamerabasierte System gut. „Immer mal wieder komme es zu kleineren Problemen, etwa wenn Autofahrer zu lang brauchen, um den Parkplatz nach dem Bezahlen zu verlassen, wenn sie die Schilder übersehen werden oder Parkende nicht auf dem Schirm haben, dass auch im Winter bezahlt werden muss“, so Christian Macherauch. In den Google-Bewertungen wird insbesondere kritisiert, dass auch außerhalb der Saison und am späten Abend bezahlt werden muss. Zudem sei die Beschilderung nicht klar zu erkennen, die Kosten von 47 Euro bei Parkverstößen werden mitunter als „Abzocke“ wahrgenommen.
Was sagt die Gemeinde dazu?
Aus Sicht von Christian Macherauch ist vor Ort alles gut sichtbar ausgeschildert. Die Parkgebühren seien mit einem Tageshöchstsatz von 3 Euro unterdurchschnittlich. Auch die Zahlungsmöglichkeiten seien nochmal ausgeweitet worden, so könne man an der Ausfahrt inzwischen auch einen QR-Code scannen und innerhalb von 24 Stunden nach der Ausfahrt bezahlen. Die Höhe der Vertragsstrafen lege der Dienstleister fest. „Es ist eine Halterabfrage notwendig, die kostet Geld und bedeutet Aufwand“, sagt er. Vertragsstrafen gehen seinen Angaben zufolge zu 100 Prozent an den Betreiber.
Auch Supermärkte und Discounter führen inzwischen digitale Systeme auf ihren Parkplätzen ein – wenn auch aus einem anderen Grund. In Markdorf werden die Autos beim örtlichen Edeka-Markt seit November über eine automatische Kennzeichenermittlung per Kameras erfasst. Die Höchstparkdauer liegt bei 90 Minuten, bei einem Verstoß müssen 30 Euro bezahlt werden. Dem Unternehmen geht es vor allem darum, genügend Parkplätze zur Verfügung zu haben und dass das Areal nicht von Dauerparkern zugestellt wird.
Ähnlich äußert sich Walter Brummel, Marktkauf-Marktleiter in Friedrichshafen. Auch hier gibt es seit Anfang des Jahres eine Parkraumbewirtschaftung mit Kennzeichenerkennung. „Die haben hier alles zugeparkt, das ging so nicht mehr“, sagt er. Mit dem neuen System wolle man sicherstellen, dass für die eigenen Kunden ausreichend freie Parkplätze zur Verfügung stehen.

Dabei komme ein schrankenfreies Parksystem zum Einsatz. Das Kennzeichen wird beim Ein- und Ausfahren automatisch erfasst. Hinweisschilder weisen die Kundinnen und Kunden auf die Parkplatzregelung sowie die Höchstparkdauer von drei Stunden hin. „Bisher lief alles relativ geräuschlos“, sagt Marktleiter Brummel über die Erfahrungen der vergangenen Monate. Einer habe zurückgemeldet, dass er nicht möchte, dass sein Auto aufgezeichnet wird, aber das sei inzwischen eben gängige Praxis.
In einzelnen Fällen habe die Parkdauer von drei Stunden auch mal nicht ausgereicht, etwa wenn sich eine Kundin eine Dauerwelle machen lasse, aber das könne man regeln. Ob man bei großen Messen, wenn der Parkplatz in der Vergangenheit ebenfalls massiv von Fremdparkern genutzt wurde, künftig auf den eingesetzten Securitydienst verzichten könne, werde sich zeigen.