Seit Tagen explodieren die Kraftstoffpreise. So mancher Autofahrer dürfte sich beim Blick auf die Tankpreise erschrocken haben. An der Markdorfer Esso-Tankstelle ist es an diesem Mittag entsprechend ruhig. Nur wenige Fahrzeuge stehen an der Zapfsäule. „Die meisten Leute kommen nur noch tanken, wenn sie müssen. Die Lage ist sehr angespannt“, sagt Stationsleiter Benedikt Stephan. „Ich höre von jedem zweiten Kunden, dass die Spritpreise zu hoch sind und ob ich sie nicht runterschrauben kann. Man sieht richtig, wie manche beim Tanken den Kopf schütteln.“

Viele Autofahrer fahren nur noch für kleine Beiträge an die Zapfsäule, hat Benedikt Stephan beobachtet. „Die meisten tanken nur für 10 oder 20 Euro, weil ihnen einfach das zusätzliche Geld fehlt“, so Stephan. Entsprechend sei die Stimmung bei den Kunden im Keller. „Die hohen Preise gehen den Leuten gegen den Strich. Sie sind genervt, wütend und gereizt.“

Autofahrerin Kristina Stary tankt nur noch für kleine Beträgen
An der Markdorfer HEM-Tankstelle ist Kristina Stary aus Wilhelmsdorf gerade beim Tanken. Sie tankt schon lange nicht mehr voll. Nur noch zu kleinen Beträgen und so viel, dass es für die nächste Woche reicht. „Es ist abartig teuer“, sagt sie. Dabei nehme sie auch Umwege in Kauf, wenn es an einer anderen Tankstelle billiger sei. „Ich würde gerne mehr mit dem Fahrrad oder dem Bus fahren, aber die Strecken, die ich zurücklegen muss, sind zu weit dafür.“ Sie hat das Problem, dass sie auf dem Land wohnt und der Bus dort zu selten fährt.


Auch Autofahrer Stefan Hafen ist auf sein Fahrzeug angewiesen. „Ich arbeite als Außendienstmitarbeiter und muss daher viel Autofahren.“ In dieser Woche macht er sich noch auf den Weg nach Österreich und in den Norden Deutschlands, nach Rügen. „Es wird einfach nicht billiger und für den Betrieb entstehen auch hohe Kosten. Es ist eine Katastrophe.“ Früher habe er für 80 Euro vollgetankt, jetzt sind es über 120 Euro.
Fünf Tipps, wie man Sprit sparen kann
Traktoren verschlingen eine große Menge an Diesel
Rentner Werner Braunwarth aus Kluftern kann sich da nur anschließen. „Die Spritpreise gehen an den Geldbeutel. Das ist Wahnsinn“, sagt er. Vor den enormen Preiserhöhungen kostete ihn der volle Tank für seinen Kleintransporter 90 Euro. Nun zahlt er fast 150 Euro. Vor allem die Landwirtschaft treffen die hohen Preise, so Braunwarth. In seiner freien Zeit übernimmt er die Transporte für einen Apfelbauer und ist selbst als Hobby-Landwirt aktiv.

Große Fahrzeuge wie Traktoren verschlingen eine Unmenge an Diesel. „Das wird eine teure Geschichte.“ Privat fährt er kaum Auto. „Ich versuche, alles Mögliche mit dem Fahrrad zu fahren, aber in der Landwirtschaft hat man keine andere Möglichkeit. Da kann man schlecht Sachen mit dem Fahrrad erledigen“, sagt er und lacht. Braunwarth geht davon aus, dass die Preise das nächste halbe Jahr weiter steigen werden.
Das sagen Tankstellen-Betreiber im Deggenhausertal und Bermatingen
Tina Hörth ist Mitarbeiterin an der Tankstelle bft im Deggenhausertal. „Von morgens bis abends wird über den Preis diskutiert“, erzählt Hörth. Von „freundlich bis böse“ seien die Reaktionen der Kunden. Sie verstehe die Situation, schließlich sei sie selbst Autofahrerin und tanke zu denselben Preisen. Sie sei nicht diejenige, die die Preise macht.

Das bestätigt auch Christian Dietz, seit über 20 Jahren Eigentümer der Total-Energies-Tankstelle in Bermatingen. „Mit den Spritpreisen haben wir Betreiber nichts am Hut. Die werden von den Mineralölkonzernen gemacht und vom Kassensystem automatisch umgestellt“, erklärt Christian Dietz. Ihm schlage viel Unverständnis und Wut von den Autofahrern entgegen, berichtet er. Viele wüssten nicht, dass er als Tankwart keinen Einfluss auf die Preise habe. Für ihn sei die aktuelle Lage genauso verheerend.

Bereits in der Corona-Pandemie musste Christian Dietz mit weniger Kundschaft klarkommen, da viele Zuhause geblieben sind. Mit den hohen Preisen sei der Andrang an Kunden wieder verhalten. „Die Leute tanken das Minimum. Nur so viel, dass es gerade noch zum Einkaufen und nach Hause reicht, in der Hoffnung, dass es beim nächsten Mal billiger wird“, sagt Dietz.
Rentner Dieter Zwick möchte das Autofahren einschränken
Einer der Kunden an der Bermatinger Tankstelle ist Dieter Zwick. Für den Markdorfer ist klar, dass das mit den Preisen abzusehen war. Ursachen seien das Kriegsgeschehen in der Ukraine und der Rohstoffmangel in der Welt. Als Rentner könne er sich jedoch mit dem Autofahren einschränken, da er nicht zur Arbeit müsse. Die Pendler treffe es härter. „Ich fahr weniger und mir geht‘s trotzdem gut“, sagt Zwick. Den Tank mache er trotzdem „nur halb voll“.