Evelyn Pfefferkorn

Seit Tagen explodieren die Kraftstoffpreise. So mancher Autofahrer dürfte sich beim Blick auf die Tankpreise erschrocken haben. An der Markdorfer Esso-Tankstelle ist es an diesem Mittag entsprechend ruhig. Nur wenige Fahrzeuge stehen an der Zapfsäule. „Die meisten Leute kommen nur noch tanken, wenn sie müssen. Die Lage ist sehr angespannt“, sagt Stationsleiter Benedikt Stephan. „Ich höre von jedem zweiten Kunden, dass die Spritpreise zu hoch sind und ob ich sie nicht runterschrauben kann. Man sieht richtig, wie manche beim Tanken den Kopf schütteln.“

Die Spritpreise haben längst die 2-Euro-Grenze überschritten. Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr kostete der Liter Diesel fast 2,36 Euro an ...
Die Spritpreise haben längst die 2-Euro-Grenze überschritten. Donnerstagmorgen um 7.30 Uhr kostete der Liter Diesel fast 2,36 Euro an der Esso Tankstelle in Markdorf. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Viele Autofahrer fahren nur noch für kleine Beiträge an die Zapfsäule, hat Benedikt Stephan beobachtet. „Die meisten tanken nur für 10 oder 20 Euro, weil ihnen einfach das zusätzliche Geld fehlt“, so Stephan. Entsprechend sei die Stimmung bei den Kunden im Keller. „Die hohen Preise gehen den Leuten gegen den Strich. Sie sind genervt, wütend und gereizt.“

„Früher sind die Leute fröhlicher in den Laden gekommen“, sagt Benedikt Stephan, Stationsleiter der Esso-Tankstelle in ...
„Früher sind die Leute fröhlicher in den Laden gekommen“, sagt Benedikt Stephan, Stationsleiter der Esso-Tankstelle in Markdorf. Er empfängt die Kunden weiterhin gut gelaunt. | Bild: Evelyn Pfefferkorn
Das könnte Sie auch interessieren

Autofahrerin Kristina Stary tankt nur noch für kleine Beträgen

An der Markdorfer HEM-Tankstelle ist Kristina Stary aus Wilhelmsdorf gerade beim Tanken. Sie tankt schon lange nicht mehr voll. Nur noch zu kleinen Beträgen und so viel, dass es für die nächste Woche reicht. „Es ist abartig teuer“, sagt sie. Dabei nehme sie auch Umwege in Kauf, wenn es an einer anderen Tankstelle billiger sei. „Ich würde gerne mehr mit dem Fahrrad oder dem Bus fahren, aber die Strecken, die ich zurücklegen muss, sind zu weit dafür.“ Sie hat das Problem, dass sie auf dem Land wohnt und der Bus dort zu selten fährt.

„Die Lage mit den Spritpreisen ist natürlich schlecht. Ich hoffe, dass sie nicht weiter steigen“, sagt Kristina Stary aus ...
„Die Lage mit den Spritpreisen ist natürlich schlecht. Ich hoffe, dass sie nicht weiter steigen“, sagt Kristina Stary aus Wilhelmsdorf. | Bild: Evelyn Pfefferkorn
Stefan Hafen arbeitet als Außendienstmitarbeiter und ist daher viel auf den Straßen unterwegs. Für ihn sind die Preise „eine ...
Stefan Hafen arbeitet als Außendienstmitarbeiter und ist daher viel auf den Straßen unterwegs. Für ihn sind die Preise „eine Katastrophe“. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Auch Autofahrer Stefan Hafen ist auf sein Fahrzeug angewiesen. „Ich arbeite als Außendienstmitarbeiter und muss daher viel Autofahren.“ In dieser Woche macht er sich noch auf den Weg nach Österreich und in den Norden Deutschlands, nach Rügen. „Es wird einfach nicht billiger und für den Betrieb entstehen auch hohe Kosten. Es ist eine Katastrophe.“ Früher habe er für 80 Euro vollgetankt, jetzt sind es über 120 Euro.

Fünf Tipps, wie man Sprit sparen kann

Traktoren verschlingen eine große Menge an Diesel

Rentner Werner Braunwarth aus Kluftern kann sich da nur anschließen. „Die Spritpreise gehen an den Geldbeutel. Das ist Wahnsinn“, sagt er. Vor den enormen Preiserhöhungen kostete ihn der volle Tank für seinen Kleintransporter 90 Euro. Nun zahlt er fast 150 Euro. Vor allem die Landwirtschaft treffen die hohen Preise, so Braunwarth. In seiner freien Zeit übernimmt er die Transporte für einen Apfelbauer und ist selbst als Hobby-Landwirt aktiv.

Rentner und Hobbylandwirt Werner Braunwarth aus Kluftern zu den hohen Spritpreisen: „Das Tanken vom Traktor wird eine teure ...
Rentner und Hobbylandwirt Werner Braunwarth aus Kluftern zu den hohen Spritpreisen: „Das Tanken vom Traktor wird eine teure Geschichte.“ | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Große Fahrzeuge wie Traktoren verschlingen eine Unmenge an Diesel. „Das wird eine teure Geschichte.“ Privat fährt er kaum Auto. „Ich versuche, alles Mögliche mit dem Fahrrad zu fahren, aber in der Landwirtschaft hat man keine andere Möglichkeit. Da kann man schlecht Sachen mit dem Fahrrad erledigen“, sagt er und lacht. Braunwarth geht davon aus, dass die Preise das nächste halbe Jahr weiter steigen werden.

Das sagen Tankstellen-Betreiber im Deggenhausertal und Bermatingen

Tina Hörth ist Mitarbeiterin an der Tankstelle bft im Deggenhausertal. „Von morgens bis abends wird über den Preis diskutiert“, erzählt Hörth. Von „freundlich bis böse“ seien die Reaktionen der Kunden. Sie verstehe die Situation, schließlich sei sie selbst Autofahrerin und tanke zu denselben Preisen. Sie sei nicht diejenige, die die Preise macht.

Tina Hörth ist Mitarbeiterin der Tankstelle bft im Deggenhausertal. Sie bekommt die unterschiedlichen Reaktionen der Autofahrer mit.
Tina Hörth ist Mitarbeiterin der Tankstelle bft im Deggenhausertal. Sie bekommt die unterschiedlichen Reaktionen der Autofahrer mit. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Das bestätigt auch Christian Dietz, seit über 20 Jahren Eigentümer der Total-Energies-Tankstelle in Bermatingen. „Mit den Spritpreisen haben wir Betreiber nichts am Hut. Die werden von den Mineralölkonzernen gemacht und vom Kassensystem automatisch umgestellt“, erklärt Christian Dietz. Ihm schlage viel Unverständnis und Wut von den Autofahrern entgegen, berichtet er. Viele wüssten nicht, dass er als Tankwart keinen Einfluss auf die Preise habe. Für ihn sei die aktuelle Lage genauso verheerend.

Seit 1999 betreibt Christian Dietz die Total Energies-Tankstelle in Bermatingen.
Seit 1999 betreibt Christian Dietz die Total Energies-Tankstelle in Bermatingen. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Bereits in der Corona-Pandemie musste Christian Dietz mit weniger Kundschaft klarkommen, da viele Zuhause geblieben sind. Mit den hohen Preisen sei der Andrang an Kunden wieder verhalten. „Die Leute tanken das Minimum. Nur so viel, dass es gerade noch zum Einkaufen und nach Hause reicht, in der Hoffnung, dass es beim nächsten Mal billiger wird“, sagt Dietz.

Rentner Dieter Zwick möchte das Autofahren einschränken

Dieter Zwick aus Markdorf kann als Rentner gut auf das Auto verzichten.
Dieter Zwick aus Markdorf kann als Rentner gut auf das Auto verzichten. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Einer der Kunden an der Bermatinger Tankstelle ist Dieter Zwick. Für den Markdorfer ist klar, dass das mit den Preisen abzusehen war. Ursachen seien das Kriegsgeschehen in der Ukraine und der Rohstoffmangel in der Welt. Als Rentner könne er sich jedoch mit dem Autofahren einschränken, da er nicht zur Arbeit müsse. Die Pendler treffe es härter. „Ich fahr weniger und mir geht‘s trotzdem gut“, sagt Zwick. Den Tank mache er trotzdem „nur halb voll“.