Herr Kretzdorn, die Theatergruppe Homberg-Limpach gibt es in diesem Jahr bereits seit 50 Jahren. Seit wann sind Sie dabei?

Ich bin seit der Gründung dabei mit einzelnen Unterbrechungen. Damals hat mich der Organisator Josef Mutter gefragt, ob ich mitmachen würde. Das ging damals über den Sportverein und Josef Mutter war der Vorstand. Es war das Ziel, mit dem Theater eine zusätzliche Einnahmequelle für den Sportverein zu haben. Ich hatte damals schon in der Grund- und Hauptschule in Oberhomberg Theater gespielt – der Lehrer war Emil Ziegler. Und schon in der Schule hatte mir die Schauspielerei viel Spaß gemacht. In einer Klasse war auch Josef Metzler, der dann auch 1969 Gründungsmitglied der Theatergruppe Homberg-Limpach wurde.

Wie waren die Anfänge und was war zu Beginn Ihre Aufgabe?

Wir haben damals schon im Saal des „Mohren“ in Limpach Theater gespielt. Da gab es ja noch keine Bühne, die mussten wir dann immer erst aufbauen. Aber es waren schon einige Materialien – auch für den Bühnenaufbau – da, weil es schon vorher einmal eine Theatergruppe gegeben hatte. Und so haben wir mit den Sachen angefangen, die noch vorhanden waren. Die ersten Jahre war ich Darsteller und habe meine Rollen gespielt. Seinerzeit hat Josef Mutter fast alles gemacht. Er hat die Stücke ausgesucht, er hat die Darsteller ausgewählt, er hat Regie geführt und sogar die Eintrittskarten verkauft.

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Hatten Sie schon immer eine Affinität zum Theater, zur Schauspielerei?

Es hat jeder so sein Hobby. Und das Theaterspielen war ein Hobby für mich. Das hat mir gefallen, es hat mir Spaß gemacht und ich habe immer gerne gespielt. Später habe ich mich dann auch mit dem Bühnenbau und den Kulissen beschäftigt. Ab 1972 hat dann mein Schwiegervater Franz Rößler Regie geführt.

Wie hat man die Schauspieler rekrutiert?

Das hat alles Josef Mutter gemacht. Der war sehr gut vernetzt, wie man heute sagen würde. Er kannte ja viele Leute aus dem Fußballverein, er war Vorsitzender der Landjugend und bei der Feuerwehr. Josef Mutter war eben ein echter Vereinsmensch.

Wo hat man seinerzeit geprobt?

Damals haben wir im „Mohren“ geprobt. Da konnten wir zum Proben immer rein. Seit es das Dorfgemeinschaftshaus gibt, kann man dort proben.

1996 haben Sie die Regie übernommen. Wie kam es dazu?

Als Josef Mutter aufgehört hat, haben wir die gesamte Struktur der Theatergruppe neu gestaltet und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt und ein Gremium gegründet mit Vorsitz, Regie, Kassier und Kartenverkauf.

Was für Voraussetzungen muss man mitbringen, um bei einem Laientheater Regie zu führen?

Das ist schwierig. Man muss schon Nerven wie Drahtseile und ein besonderes Interesse am Theater haben. Es gilt, ein gewisses Gefühl für die Darsteller und die Rollen zu entwickeln. Es geht darum, den richtigen Spieler für die jeweilige Rolle zu finden, der bereit und in der Lage ist, die Rolle entsprechend auszufüllen und beim Publikum rüber zu bringen. Man hat ja ein gewisses Ensemble und vielleicht nicht immer die Person, die eine ganz bestimmte Rolle darstellen kann. Gerade hier muss ich die Figur trotzdem hinkriegen und das erfordert schon eine gewisse Flexibilität – und das hat ja auch immer geklappt. In den 50 Jahren gab es nie eine Situation, in der wir während eines Aktes unterbrechen mussten.

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Haben Sie jemals irgendwelche Kurse besucht oder Bücher zum Thema Regie gelesen?

Nein, ich habe alles immer aus meinem Gefühl heraus gemacht und irgendwann bekommt man ja so eine Art Routine – oder besser gesagt: Die Erfahrung hilft da sehr.

Wie lange haben Sie Regie bei der Theatergruppe geführt?

Ich habe 21 Jahre Regie geführt. Und ich würde es wohl jetzt noch machen, aber ich musste aus gesundheitlichen Gründen aufhören.

Was hat Ihnen die Theatergruppe insgesamt und das Führen der Regie persönlich gebracht?

In erster Linie hat es mir großen Spaß gemacht; vor allem die Zusammenarbeit, das Miteinander, der Umgang mit den Mitgliedern der Theatergruppe. Ich bin auf jeden Fall selbstbewusster geworden. Und es hat gewiss meine Kreativität gefördert, weil ich ja nicht nur Regie geführt habe, sondern auch die Bühnengestaltung teilweise mit gemacht habe. Letzteres mache ich heute wieder.

Gibt es Ereignisse bei den Proben oder Aufführungen, die sich Ihnen besonders eingeprägt haben?

Eine besondere Leistung haben wir alle wohl bei dem Stück „Das Schwäbische Paradies“ erbracht, das wir 1999 anlässlich unseres 30-jährigen Bestehens gespielt haben. Da mussten wir sogar für den Bühnenumbau proben, denn das Stück hatte sieben Akte und wir mussten sechs Mal die Bühne umbauen. Das war auf der kleinen Bühne im „Mohren“ eine ganz besondere Herausforderung. Aber es war wohl das aufwendigste und anspruchsvollste Stück, das wir je aufgeführt haben und es war ein voller Erfolg.

Wie sehen Sie die Zukunft der Theatergruppe Homberg-Limpach?

Die neue, junge Regisseurin Caroline Karrer macht ihre Sache sehr gut, die Spieler haben ihren neuen Führungsstiel akzeptiert und sie wird von der Gruppe als Regisseurin gut angenommen. Sie hat auch schon einen Kurs in Regie besucht. Man kann nur hoffen, immer genug Darsteller zu gewinnen, dann ist die Zukunft der Theatergruppe Homberg-Limpach gesichert – zumal die Zuschauer gerne kommen und die Leistungen des ganzen Teams honorieren.