Zwischen acht und zwölf Minuten braucht ein Rettungswagen, bis er in Oberteuringen am Einsatzort ist, im Deggenhausertal sind es zwischen zehn und 15 Minuten. Minuten, die im medizinischen Ernstfall über Leben und Tod entscheiden können. Schneller sind dagegen die Helfer vor Ort (HvO). Das sind ehrenamtliche Einsatzkräfte, die in ihrer Freizeit rund um die Uhr alarmiert werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes mit medizinischen Erstmaßnahmen zu überbrücken.
Seit Mitte 2021 gibt es im Deggenhausertal eine ehrenamtliche HvO-Gruppe, die sich derzeit aus vier Personen zusammensetzt; die Gruppe in Oberteuringen besteht seit November 2018, hier sind zehn Mitglieder aktiv. Sie werden von der integrierten Leitstelle in Ravensburg zeitgleich mit dem Rettungsdienst alarmiert, wenn es um zeitkritische Notfalleinsätze geht. Rund 80 Prozent der angeforderten Einsätze können sie abdecken, die Gruppe ist nicht zum Einsatz verpflichtet. Äußerst hilfreich stellt sich hierbei die Ortskunde der Mitglieder dar.

Helfer vor Ort
Im ländlichen Raum können die Helfer viel bewirken
Aktuell werden die Gruppen von den Bereitschaftsführern der Johanniter Friedrichshafen und Ravensburg betreut. Björn Gold, Rettungssanitäter und Mitglied der Bereitschaftsführung aus Ravensburg, weiß, wie wichtig die Gruppen im ländlichen Bereich sind. Neben Oberteuringen und Deggenhausertal gibt es noch die Gruppe Bavendorf-Taldorf mit sieben Helfern.
„Vor allem bei akuten lebensbedrohlichen Einsätzen können die ehrenamtlichen Helfer sehr viel bewirken“, sagt der 29-Jährige, der selbst unter anderem als Helfer vor Ort tätig ist. Ein neues Projekt wurde vor kurzem in Ravensburg umgesetzt. Auch im städtischen Raum müssen die Gruppen des Öfteren alarmiert werden, beispielsweise wenn zu Spitzenzeiten der Rettungsdienst bereits anderswo im Einsatz ist. „Wir helfen und unterstützten – es zählt die Schnelligkeit“, so der Rettungssanitäter.
Einsätze bei Verkehrsunfällen, häuslichen Notrufen und Bränden
Im Deggenhausertal gab es im vergangenen Jahr 126 Alarmierungen, dabei wurden 33 ehrenamtliche Einsatzstunden geleistet, dies unter anderem bei Verkehrsunfällen und Reanimationen. Auch der automatisch externe Defibrillator (AED) kam laut Björn Gold zum Einsatz. In Oberteuringen waren es 185 Alarmierungen, es wurden 97 Einsatzstunden geleistet. Hier musste das Team zu häuslichen Unfällen, internistischen Notfällen und Brandeinsätzen in Verbindung mit der Feuerwehr ausrücken.
„Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend“, sagt Björn Gold. In Oberteuringen setzt sich die Gruppe beispielsweise aus Mitgliedern vom Deutschen Rotem Kreuz und Maltesern zusammen, geführt wird sie von den Johannitern. „Die medizinische Ausbildung ist überall die gleiche“, so Gold.

Die Corona-Pandemie hat wenig Einfluss auf die Arbeit der Ehrenamtlichen, sie werden unabhängig zu den Einsätzen dazu alarmiert. „Die Situation macht die Arbeit nicht leichter, da wir auf Eigenschutz viel Wert legen, aber das einzelne Patientenwohl immer Vordergrund steht „, sagt Björn Gold. Als Fazit bezeichnet er das Jahr 2021 als „durchschnittliches Jahr“, was die Anzahl der Einsätze angeht.