Christine Steidle steht an jenem Vormittag alleine in der Küche und bereitet zwischen frisch gelieferten Erdbeeren und Apfelkompott den Nachtisch für rund 160 hungrige Schüler und Kindergartenkinder vor. Seit 15 Jahren versorgen der Biolandhof und das Gasthaus Sternen nun die Grundschule Deggenhausertal, den Kindergarten in Obersiggingen und den Kindergarten in Deggenhausen mit Mittagsmenüs.

Regionale Produkte, frisches Essen, kurze Wege

Damals ist die Gemeindeverwaltung Deggenhausertal auf die Familie Steidle zugekommen, mit dem Vorschlag, das Mensa-Essen der Schulen und Kindergärten im Ort zu übernehmen. Die Vorteile seien vor allem die kurzen Fahrtwege, das frische Essen und die regionalen Produkte gewesen, sagt Ordnungsamtsleiter Simon Günter auf Nachfrage. Er ist auch für Schul- und Kindergartenangelegenheiten zuständig. Dass Steidles vor ein paar Jahren komplett auf Bio umgestiegen sind, ergab einen zusätzlichen Bonus, berichtet Günter.

Die Lasagne für das Mensa-Essen wird von Wirtin Christine Steidle morgens frisch zubereitet und noch warm ausgeliefert.
Die Lasagne für das Mensa-Essen wird von Wirtin Christine Steidle morgens frisch zubereitet und noch warm ausgeliefert. | Bild: Leonie Georg

Christine Steidle zeigt stolz auf die acht Wochenpläne, die mit Magneten an die Küchenwand geheftet sind. Jeden Tag steht sie neben dem normalen Gasthausbetrieb von 8 bis 11 Uhr in der Küche – meistens sei man zu dritt, manchmal sei sie auch alleine – und bereitet neben den Speisen für das eigene Restaurant auch das Mensa-Essen für die Kinder vor.

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Es werden Bio-Produkte verwendet. Frisch angeliefert von ihrem Bruder Norbert Steidle, der nebenan einen Biolandhof betreibt. Während des Gesprächs kommt er in die Küche und bringt seine geernteten Erdbeeren für den Nachtisch mit. Als Hauptgang gibt es diesmal Lasagne. Diese wird um Punkt 11 Uhr noch warm zur Grundschule transportiert.

Peggy Müller, Leiterin der Grundschule Deggenhausertal, ist mit der Zusammenarbeit mit dem Gasthaus Sternen sehr zufrieden.
Peggy Müller, Leiterin der Grundschule Deggenhausertal, ist mit der Zusammenarbeit mit dem Gasthaus Sternen sehr zufrieden. | Bild: Leonie Georg

„Von der Schüssel direkt auf dem Teller“, wie Grundschulleiterin Peggy Müller es beschreibt. Der Fahrtweg ist in gerade mal zwei Minuten zurückgelegt. Auch Müller ist vom Konzept mehr als überzeugt. „Wir können den Kindern hier ja nur das Beste bieten und wir unterstützen hier das regionale Netzwerk, was ganz wichtig ist“, unterstreicht die Schulleiterin.

Kein Auftauen wie bei großen Caterern

Das jeweilige Menü ist auf eine geringere Auswahl als bei großen Caterern begrenzt, damit das Essen nicht mehr aufgetaut werden muss. Christine Steidle versucht, trotzdem für jeden Geschmack etwas zu finden. Es gibt so gut wie immer eine vegetarische Alternative und für muslimische Kinder wird versucht, häufig Rind zu verwenden.

„Ich mach‘s mittlerweile aus Überzeugung, weil es mir wichtig ist, dass die Kinder gutes Essen haben.“
Christine Steidle, Gasthaus zum Sternen

Für Christine Steidle bedeutet die Mittagsbetreuung zusätzliche Arbeit neben dem Gasthaus. Allein vom Catering könnte sie nicht leben, aber sie macht es gerne und aus Leidenschaft zusätzlich zu ihrem Job als Wirtin: „Ich mach‘s mittlerweile aus Überzeugung, weil es mir wichtig ist, dass die Kinder gutes Essen haben“, sagt Steidle. Um es sich ein wenig zu erleichtern, wird das Mensa-Essen oft dem Essen à la carte angepasst. Natürlich weniger salzhaltig und weniger gewürzt, für die Kinder. So haben auch die Kleinen ein vielfältiges Menü von Kässpätzle bis hin zu Schweinsbraten. Für die Grundschüler gibt es dazu immer ein Dessert und Salate, bei den Kindergartenkindern sind es Joghurt und Kekse.

Menüs aus saisonaler Ware

Christine Steidle versucht, in ihrer Küche nicht nur auf echte Bio-Qualität zu achten, sondern auch darauf, dass die Produkte saisonal sind. So friert sie meist schon im Herbst einige Äpfel ein, um sie dann im Sommer zu Apfelmus zu verarbeiten, wenn die Äpfel auf den Feldern noch nicht reif sind.

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Es ist eine Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren. „Alle Beteiligten sind sehr zufrieden. Sowohl die Kinder, als auch die Eltern“, sagt Rektorin Peggy Müller. Sie ergänzt: „Gerade in der Corona-Zeit, wo der Regelbetrieb des Gasthofs geschlossen hatte, konnte das Mensa-Essen der Schule und der Kindergärten da vielleicht auch aushelfen.“ Auch Christine Steidle sieht die Vorteile, neben ihrem eigenen Engagement für das Restaurant: „Die Kinder von heute sind die Kunden von morgen.“ Wenn die Kinder zufrieden seien mit dem Essen, freue sie sich immer über die positive Resonanz, unter anderem auch, da ihr Gasthaus sich dadurch einen Namen unter den Kindern sowie unter den Eltern gemacht hat.