„Wir sind hier viel weiter, als wir es in Bayern waren“, meint Werner Vooren zu dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“, das bald auch in Baden-Württemberg starten wird. Er ist seit 24 Jahren Vorsitzender des Imkervereins Tettnang-Friedrichshafen, der derzeit 208 Mitglieder hat. Die Imker seien absolut dafür, die Bienen zu schützen, aber unter Einbeziehung der Bauern. Dem stimmt auch Helmut Knäple, Geschäftsführer vom Lehrbienenstand Meersburg-Baitenhausen, zu. 26 Jahre lang war er Vorsitzender des Bezirksvereins für Bienenzucht Markdorf, der 148 Mitglieder zählt.

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Keine einheitliche Meinung unter den Imkern

Einig sind sich beide auch darin, dass sie den aktuellen Vorschlag des Bürgerbegehrens nicht unterschreiben würden. Werner Vooren betont allerdings, dass es unter den Imkern in seinem Verein keine einheitliche Position gebe. Das bestätigt auch sein Stellvertreter Meinrad Leiter. Helmut Knäple meint: „Die Mehrheit ist dagegen. Nur ganz, ganz wenige sind für die Initiative.“

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„Wir haben kein Bienensterben“

Eine der Forderungen des Volksbegehrens ist, dass in Baden-Württemberg bis 2035 der Anteil an Ökolandbau auf 50 Prozent gesteigert werden soll. Werner Vooren sagt, in der Bodenseeregion gebe es bereits heute fast überall naturnahe und tierfreundliche Landwirtschaft sowie teilweise auch biologischen Anbau. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht.“ In Bezug auf auf die Carnica-Biene, auch Kärntner Biene genannt, die von den Imkern für die Honigproduktion eingesetzt wird, meint er: „Bienenschutz für unsere Bienen brauchen wir nicht. Wir haben kein Bienensterben.“

Geschäftiges Treiben herrscht rund um den Bienenstock der Carnica-Bienen. Diese Art, von der die Imker hier in der Region den Honig ...
Geschäftiges Treiben herrscht rund um den Bienenstock der Carnica-Bienen. Diese Art, von der die Imker hier in der Region den Honig gewinnen, ist eigentlich südlich der Alpen beheimatet. | Bild: Wex, Georg

Dieser Ansicht ist auch Helmut Knäple. Seit rund zehn Jahren gebe es in der Region keine Faulbrut mehr, berichtet der Vorsitzende des Imkervereins Tettnang-Friedrichshafen. Auch die Verunreinigung des Honigs durch Antibiotika sei kein Thema mehr. Aber es gebe immer Verbesserungsbedarf und nicht alle Vorschläge in dem Volksbegehren seien überzogen.

„Rettet die Insekten“ statt „Rettet die Bienen“

Werner Vooren zeigt Verständnis dafür, dass die Initiatoren die Biene als Symboltier für ihre Aktion einsetzen. Sie werde aber von viele Menschen einfach als „Honigbiene“ identifiziert. „Wer kennt schon Wildbienen? Kein Mensch“, meint er. Helmut Knäple findet, die Initiative hätte sich besser den Namen „Rettet die Insekten“ geben sollen, denn bei Wildbienen und anderen Insekten sie die Situation bedrohlicher. Es gebe in diesem Bereich aber auch schon erfolgreiche Projekte am Bodensee, ergänzt Werner Vooren. Als Beispiel nennt er das seit 2010 bestehende Pro-Planet-Projekt zur Förderung der Biodiversität im Erwerbsobstbau, eine Kooperation von Rewe-Group, Bodensee-Stiftung, Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und Obsterzeugern (Obst vom Bodensee).

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Bestehende Projekte in der Bodenseeregion

Nach Auskunft von Werner Vooren sind dabei rund 40 Hektar Blühstreifen und -wiesen bei etwa 80 Landwirten im Altlandkreis Tettnang entstanden, im Bodenseekreis etwa 80 Hektar bei rund 150 Landwirten. Sowohl die Artenvielfalt als auch die Anzahl von Wildbienen habe sich in den vergangenen Jahren erhöht. „Es wird unheimlich viel gemacht“, ist Werner Vooren überzeugt.

„Wir können den Bauern nicht vorschreiben, was sie anbauen müssen“

Die Forderungen der Initiatoren des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ gehen Werner Vooren, Meinrad Leiter und Helmut Knäple zu weit. „Wir können den Bauern nicht vorschreiben, was sie anbauen müssen. Sie sind selbstständige Unternehmer“, sagt Werner Vooren. Alternativ müsste man seiner Ansicht nach überlegen, zur Erreichung der geforderten Ziele Subventionen einzusetzen. „Wenn wir 50 Prozent Bioanbau machen, wer will das zahlen“, äußert sich der Vorsitzende des Imkervereins Tettnang-Friedrichshafen skeptisch.

Zusammenarbeit mit Landwirten wichtig

„Die Leute wollen ökologische Landwirtschaft“, ist Meinrad Leiter überzeugt. Wenn sie das aber wollten, müssten sie dafür dann auch beim Einkaufen mehr bezahlen. Gleichzeitig könne makellos aussehendes Obst praktisch nur mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln produziert werden. Je weniger die Landwirte diese Mittel einsetzten, desto höher sei jedoch der Aufwand. Helmut Knäple fasst seine Haltung so zusammen: „Die Bauern brauchen uns und wir brauchen sie.“

Zahlreiche Bienen tummeln sich auf den Waben aus dem Stock.
Zahlreiche Bienen tummeln sich auf den Waben aus dem Stock. | Bild: Wex, Georg

Meinrad Leiter ergänzt, er halte es für falsch, dass jedes Bundesland eigene Vorschriften schaffe. Dies sei eine Aufgabe der Europäischen Union, denn es herrsche ein internationaler Wettbewerb. Werner Vooren und Helmut Knäple sagen, dass die Zusammenarbeit von Imkern und Landwirten vor Ort gut sei und Wirkung zeige. „Ich mache lieber etwas direkt mit den Bauern. Das hilft der Natur sofort“, sagt Knäple.