Das Badeverbot am Manzeller Freizeitgelände, im Frei- und Seebad Fischbach, in Seemoos sowie am gesamten Fischbacher Ufer bleibt bis Freitag weiter bestehen. Das bestätigte Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage des SÜDKURIER. Bis Montagnachmittag wurden dem Gesundheitsamt zudem 179 Krankheitsfälle gemeldet, die Dunkelziffer ist aber wahrscheinlich hoch. Robert Schwarz teilte zudem mit, dass die ersten Ergebnisse der Wasserproben vorliegen, die am vergangenen Donnerstag genommen wurden.
Ergebnisse der Proben liegen weit über dem EU-Grenzwert
„Im Bereich des Manzeller Freizeitgeländes zeigen die Proben, dass die nachgewiesenen Werte von E.coli-Bakterien weit über dem EU-Grenzwert liegen. Im Frei- und Seebad liegen sie dagegen unter dem Grenzwert.“ In Zahlen ausgedrückt: Der Grenzwert für E.coli-Bakterien liegt bei 1800, gemessen wurden in Manzell aber 11 600, in Fischbach 109. Grundsätzlich werde das Wasser nur nach diesen beiden Bakterien-Stämmen untersucht, erläutert Robert Schwarz. „Denn wenn diese Werte hoch sind, kann man davon ausgehen, dass auch andere Keime da sind“, erklärt er. Daneben gebe es auch Viren, die durch das Wasser übertragen werden können. Ein Fall von Norovirus wurde bis Freitag bestätigt.
Das Landratsamt wartet noch auf weitere Ergebnisse aus der chemischen Untersuchung. „Wir werden die Badestellen erst wieder freigeben, wenn neue Wasserproben unbedenklich sind“, erläutert der Pressesprecher weiter. Unklar ist weiterhin, ob aus dem Abwasser des Klinikums auch andere bedenkliche Keime ins Wasser gelangt sind. Denn die Wasserproben geben nur Auskunft über zwei Bakterienstämme. „Das Abwasser des Klinikums kann viele Erreger enthalten, grundsätzlich auch multiresistente Erreger“, schrieb Robert Schwarz am Donnerstag.
Regenüberlaufbecken sollte schon 2016 modernisiert werden
Die Keime gelangten durch den Buchenbach ins Wasser, der direkt an der Badestelle am Manzeller Freizeitgelände in den Bodensee mündet. Hier floss über mehrere Tage eine braune, stinkende Brühe in den See, es handelte sich um Fäkalien und anderem Schmutzwasser aus der Kanalisation, an die auch das Klinikum angeschlossen ist.

Weil ein Kanal aber durch ein 20 Zentimeter großes Plastikstück verstopft war, lief ein Rückhaltebecken voll, in das die Abwässer aus Manzell, Spaltenstein und dem Klinikum geleitet werden. Das Rückhaltebecken (RÜB 4), um das es geht, liegt unterhalb eines Parkplatzes in der Nähe des Fischbacher Hotels Waldhorn. Gebaut wurde es 1973 und hat ein Einzugsgebiet von rund 59 Hektar.
Pikant: Schon Ende 2015 beschäftigte sich der Häfler Gemeinderat mit RÜB 4. Damals gaben die Stadträte 550 000 Euro frei, um das Becken umzubauen und mit moderner Mess- und Steuertechnik auszurüsten, wie es das Landratsamt gefordert hatte.

In der Sitzungsvorlage vom 14. Dezember 2015 heißt es: „Mit den Messdaten können Betriebsstörungen wie eine Verstopfung frühzeitig erkannt und behoben werden.“ Weiter heißt es: „Die Maßnahme dient ... der Reinhaltung des Bodensees und der Verbesserung der Badewasserqualität.“ Ende 2016 sollte die Umrüstung fertig sein, doch offenbar passierte jahrelang nichts. Die Begründung dafür liefert Andrea Kreuzer, Pressesprecherin der Stadt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Als der Gemeinderat im Dezember 2015 entschied, waren noch drei Regenüberlaufbecken nicht mit der Messtechnik ausgestattet. Aufgrund des schlechten Ausschreibungsergebnisse für das RÜB 4 wurde die Baureihenfolge verändert und das RÜB 7 und das RÜB 5 als erste Becken umgebaut, vor RÜB 4.“ Am Donnerstag hatte Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt, mitgeteilt: „Eine Planung zum Umbau liegt vor und ist für 2020 vorgesehen.“
Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung
Unterdessen wird auch die Justiz in dem Fall tätig. Alexander Boger, Leiter der Staatsanwaltschaft Ravensburg, bestätigt gegenüber dem SÜDKURIER Ermittlungen wegen Gewässerverunreinigung und fahrlässiger Körperverletzung. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, so Boger. Geprüft werden müssten etwa die Abläufe und ob alle technischen Standards eingehalten wurden. Von Fahrlässigkeit gehe man bei einer Pflichtverletzung aus, wenn ein Schaden nicht vorhersehbar oder vermeidbar war. Die Fachdienststelle für Gewerbe und Umwelt beim Polizeipräsidium Konstanz führe die Ermittlungen, bestätigt Polizeipressesprecher Oliver Weißflog. „Die Klärung möglicher Verantwortlichkeiten ist genau Gegenstand dieser Ermittlungen, die noch nicht abgeschlossen sind“, fügt er hinzu. Für die Kanalisation ist die Stadt Friedrichshafen zuständig, denn die Stadtentwässerung ist ein kommunaler Eigenbetrieb. Nun bleibt abzuwarten, wer für die vielen Krankheitsfälle verantwortlich ist.