Der Laptop ist aufgeklappt, daneben liegt ein vollgeschriebener Notizblock. Das Handy vibriert. Gerade noch war Bettina Arnegger bei einem Seminar an der Universität Konstanz, nun sitzt sie in einem Café in Friedrichshafen. Die Blicke der 31-Jährigen schweifen vom Laptop-Bildschirm zum Handy und wieder zurück. Vor ihr liegt ein Haufen Arbeit. Denn die junge Frau hat viel zu tun: Sie arbeitet im Kundenmanagement eines kalifornischen Unternehmens und promoviert nebenher an der Häfler Zeppelin-Universität (ZU).

Das alles war Arnegger nicht genug, als sie vor zwei Jahren auf die Idee kam, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Momentan befinden sich Arnegger und ihre beiden Mitgründer Christoph Müller und Julián Murmis in den letzten Zügen der Gründungsphase. Im Sommer soll die „Newbility GmbH„ starten. „Die Idee zu Newbility kam uns vor etwa zwei Jahren bei einem Glas Wein mit Freunden“, blickt Arnegger zurück und schmunzelt.

Bettina Arnegger ist eine junge Gründerin. Mit ihrem Unternehmen „Newbility“ will sie der elektrischen Mikromobilität zum ...
Bettina Arnegger ist eine junge Gründerin. Mit ihrem Unternehmen „Newbility“ will sie der elektrischen Mikromobilität zum Durchbruch verhelfen. | Bild: Mona Lippisch

Und diese Idee beschreibt die Tettnangerin wie folgt: „Unser Unternehmen soll der elektrischen Mikromobilität zum Durchbruch verhelfen. Wir haben eine digitale Plattform entwickelt, die Kunden beim Kauf von E-Bikes, E-Scootern oder E-Cityrollern berät und unterstützt. Kunden werden durch eine kurze virtuelle Beratung geführt und müssen dabei Fragen beantworten. Dann bekommen sie passende Vorschläge ausgespielt.“

Plattform optimiert sich selbstständig

Die Plattform basiere auf einem intelligenten Algorithmus, den Julián Murmis entwickelt hat. Dieser Algorithmus optimiere sich mithilfe von Nutzerdaten kontinuierlich selbst. Wie Arnegger erklärt, erhält der Nutzer nach wenigen Minuten individuelle Kaufempfehlungen und die Möglichkeit, bei einem Hersteller oder Händler eine Probefahrt zu vereinbaren – oder das Gefährt direkt zu kaufen.

Hinter der Idee „Newbility“ stehe der stark wachsende Markt für elektrische Mikromobilität. Dieser sei zwar sehr jung, aber stark fragmentiert. „Kunden sind oft orientierungslos und mit der bestehenden Auswahl überfordert. Hersteller und Händler kämpfen dagegen mit hohen Beratungsausgaben und langen Vertriebszyklen. Genau da setzt Newbility an“, erklärt Bettina Arnegger.

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Die junge Frau bringt in die Unternehmensgründung einen beruflichen Hintergrund mit: Einige Jahre lang hat sie bei ZF in Friedrichshafen gearbeitet und kennt sich in der Automobilbranche aus. Auch ihr Masterstudium hat Arnegger in diesem Bereich absolviert. Und Christoph Müller, einer der Mitgründer, komme aus dem Automobilhandel.

„Der Markt der E-Mikromobilität erinnert an den Automobilmarkt vor etwa 20 Jahren.“
Bettina Arnegger, Gründerin Newbility GmbH

„Wir sind relativ schnell darauf gekommen, dass der Markt der E-Mikromobilität an den Automobilmarkt vor etwa 20 Jahren erinnert. Leider gibt es Kaufbarrieren wie mangelnde Beratung und der Markt ist dezentral“, sagt Arnegger. Dieses Problem will die junge Unternehmerin mit „Newbility“ beheben.

Gründerteam wird vom Pioneer Port unterstützt

Unterstützt wurde das Gründerteam in den vergangenen zwei Jahren vom Pioneer Port der ZU. Das Gründerzentrum sei ein Treffpunkt für das Team gewesen und habe den Austausch mit Studenten ermöglicht. „Die jungen Studenten haben auf manche Themen einen ganz anderen Blick.“ Thomas Brandt, Berater im Pioneer Port, habe Arnegger außerdem immer wieder ermutigt – und das sei notwendig gewesen, wie die Gründerin selbst sagt. Denn das größte Problem in den vergangenen zwei Jahren sei die Überwindung gewesen, das Projekt Unternehmensgründung wirklich „durchzuziehen“.

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„Wenn man im Berufsleben steht und sich einem solchen Projekt annimmt, ist man sich nicht immer sicher, ob es richtig ist, Vollgas zu geben. Es war also wichtig, dass wir beim Pioneer Port jemanden hatten, der uns immer wieder ermutigt hat.“

Wie geht es jetzt weiter?

Bis zum Sommer will Arnegger die Gründung der GmbH abschließen. Zudem arbeitet das Gründerteam an einem einheitlichen Unternehmensauftritt – auch für Social Media. Danach sollen erste Kunden generiert werden. „Wir haben eine große Liste an Kunden, die wir angehen wollen. Am Bodensee ist die E-Bike-Szene recht ausgeprägt.“ Weiterhin arbeiten die drei Gründer mit einer Agentur an einem Marketingkonzept für die App. Es soll die Zielgruppe der jungen Berufstätigen und Studenten ansprechen.

„Ich wünsche mir, dass Newbility nach dem Start im Sommer wächst und bei den Menschen wirkt.“
Bettina Arnegger, Gründerin Newbility GmbH

„Ich wünsche mir, dass Newbility nach dem Start im Sommer wächst und bei den Menschen wirkt. Dass wir mit der Gründung ein relevantes Problem angehen und ein Lösungsanbieter werden“, skizziert Arnegger ihre Zukunftswünsche. Und die junge Frau freue sich darauf, die Branche der elektrischen Mikromobilität mitzugestalten.

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