Thomas Kapitel

Die Konkurrenz war schon fast unfair beim Kulturufer in Friedrichshafen am Samstagabend: Der große Jan Josef Liefers mit „Radio Doria„ im großen Zelt, zeitgleich ein französisches Songwriter-Paar im kleinen Zelt. Und trotzdem war es voll bei „Carrousel“: Sophie Burande und Léonard Gogniat brachten offenbar genau den Mix über die Bühnenrampe, den das Kulturufer-Publikum schätzt – frech, poppig, tanzbar und mit unverkennbaren Straßenmusik-Wurzeln.

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Lange ist es her, dass die beiden mit Akkordeons auf Südfrankreichs Marktplätzen spielten. An den ausgreifenden Bewegungen und der Art, wie sie aufs Publikum eingehen, merkt man es heute noch. Mittlerweile bewerben Burande und Gogniat ihre vierte CD – sie trägt den Titel „Filigrane“ – und bieten eingängige Popsongs, nur unterstützt von einem Keyboarder und einem Schlagzeuger. Die Songwriter-Weisheit, dass ein Lied auch in der Lagerfeuer-Version zur Klampfe funktionieren muss, damit es ein Hit wird, ist hier die Grundlage. Vier Gitarren-Akkorde im Kreis herum, Bumm-Zack-Rhythmus drunter, eine griffige Hookline von Keyboard, Melodica oder Kinderklavier, fertig. Popsongs dürfen einfach sein, wenn man sie mit poetischen Versen statt Flachheiten schmückt.

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Mit der Eröffnungs-Nummer „J‘avais rendez-vous“ hätte „Carrousel“ fast mal die Schweiz beim Eurovision Song Contest vertreten. In „Je ne voie que des ombres“ geht es um Liebe und Sehnsucht, in „Plus des couleurs“ um Vielfalt, in „La grande traversée“ um Fernweh und in „Elle danse“ um Lebensfreude. Léonard Gogniat mit der Gitarre ist der ruhige Pol, Sophie Burande tanzt wild und zieht die Quetschkommode, es gibt Refrains zum Mitsingen.

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Dass sie ausgerechnet den deutschen Popsong „Wolke 4“ covern, zeigt, wo es hingeht: vier Akkorde, eingängige Zeile, poetischer Text. Jeder Song von „Carrousel“ hätte ebensolches Hit-Potenzial. Dass sie das in Frankreich und der Schweiz erreichen, wäre ihnen zu wünschen. Was in Friedrichshafen hängen bleibt, ist eine charmante Performance mit begeisterten Zuhörern, die tanzten, dass die Bodenbretter bebten.