Kurz nach 16 Uhr am Montagnachmittag trifft die Kiste ein: Basilikum, Makkaroni, Tomatenmark und Rotwein, sowie andere Dinge des täglichen Gebrauchs werden mit einem Pkw vor die Haustüre von Josef Büchelmeier und seiner Frau Irmgard Sollinger geliefert. „Ich habe mich am Freitag auf der Homepage von Rewe Widmann mit Namen, Adresse, Telefonnummer und E-Mailadresse angemeldet und am Samstag bestellt“, sagt Josef Büchelmeier, der seit seiner Rückkehr aus Imperia in freiwilliger Quarantäne lebt. Für den Fall, dass die Nachbarschaftshilfe einmal nicht zur Verfügung steht, wollte er den Lieferservice testen.
Rewe liefert Bestellungen ab 50 Euro Warenwert aus
Die Seite sei sehr übersichtlich, berichtet seine Frau, und wie im Laden in Abteilungen gegliedert. Der Mindestbestellwert beträgt allerdings 50 Euro.
Warenkorb gefüllt, Zahlungsart angegeben und den Liefertermin ausgewählt, harrten sie der Dinge, die da kommen. Oder auch nicht. Neben Ingwer war auch das bevorzugte Toilettenpapier nicht lieferbar. Dies wurde in einer Bestätigungsmail vorab mitgeteilt.
Da sich die beiden gegen die Kartenzahlung entschieden hatten, bezahlte Büchelmeier den Betrag, der auf dem mitgelieferten Kassenzettel ausgewiesen war, zuzüglich fünf Euro Liefergebühren in bar an den Fahrer. „Ich bin mit dem Service zufrieden“, sagt der ehemalige Oberbürgermeister von Friedrichshafen, und Irmgard Sollinger ist froh, dass Häfler Bürgern diese Möglichkeit einzukaufen zur Verfügung steht.
Ware aus Kühltheke ist ausgenommen
Auch der Unverpackt-Laden “Tante Emmas Bruder“ liefert Lebensmittel und Drogerieartikel aus, jedoch umweltfreundlich mit dem Lastenrad. Seit gestern sogar ohne Liefergebühren, um es den Kunden noch einfacher zu machen, wie Bernd Köhler sagt. Nur frische Ware wie Tofu, Quark und Joghurt seien davon ausgenommen. Seine Lager seien voll. Selbst 200 Rollen Toilettenpapier stehen laut Aussage des Inhabers bei Bedarf zur Verfügung.
Bestellungen beim Unverpackt-Laden nehmen zu
Geliefert wird nach der Online-Bestellung zweimal wöchentlich im Häfler Postleitzahlenbereich 88045 und 88046 immer dienstags zwischen 18 und 21 Uhr oder donnerstags zwischen 17 und 20 Uhr. Aus den gelieferten Gläsern füllt der Kunde die Ware in die eigenen Vorratsbehälter um und gibt die leeren bei der nächsten Lieferung an den Fahrer zurück. „Wir stellen fest, dass die Bestellungen zunehmen“, sagt Köhler. Auch, dass die Stammkunden tendenziell größere Mengen bestellen würden.
Webers Backstube beliefert seit Dienstag Risikogruppe
Auch Webers Backstube aus Friedrichshafen liefert seit Dienstag erstmals aus. Nach den Angaben auf der Internetseite allerdings nur an Personen, die zur Corona-Risikogruppe gehören und im Umkreis von fünf Kilometer der Weber-Filialen wohnen. Bestellungen werden telefonisch bis 17 Uhr über eine zentrale Nummer entgegengenommen, ausgeliefert wird tags darauf ab 9 Uhr. Bestellungen über 15 Euro bekommen die Kunden demnach kostenfrei geliefert, darunter wird eine Lieferpauschale von 5 Euro berechnet.
„Greenbox“ hat kein Personal für diesen Service
Der Bioladen „Greenbox“ in der Ailinger Straße hat keinen Lieferservice eingerichtet. „Wir haben bereits darüber nachgedacht, aber momentan ist nichts in Planung“, sagt Petra Rozanowske auf Nachfrage. Ein Grund sei, dass die nötigen Arbeitskräfte fehlten, um einen solchen Service umzusetzen. Blieben jetzt auch noch Mitarbeiter zuhause, um ihre Kinder zu betreuen, eskaliere das Problem, sagt die Mitarbeiterin.
Edeka Baur liefert in Friedrichshafen keine Waren aus. Fragen zu den Gründen blieben von der Marktleitung unbeantwortet. Rewe lehnte eine Berichterstattung mit Fotos über die Liefervorgänge ab und ließ von einem Pressesprecher mitteilen: „Bitte haben Sie Verständnis, dass aktuell Marktverantwortliche und Mitarbeiter ‚am Limit‘ arbeiten und sich vor jeglichen Zusatzaufwänden, die nichts mit ihrem Job zu tun haben, schützen möchten.“