Einkäufe erledigen, mit dem Hund Gassi gehen oder auf die Kinder aufpassen – in Zeiten von Corona ist Solidarität wichtiger denn je. Aus diesem Grund hat Susanne Maasch die Facebookgruppe „Nebenan-Nachbarschaftshilfe in Friedrichshafen und Umgebung“ am Sonntag ins Leben gerufen.
„Wir sind alle Nachbarn, also lasst uns gegenseitig helfen“, heißt es in der Gruppenbeschreibung von Maasch. Die Gruppe sei für Menschen gedacht, die in ihrem persönlichen Umfeld keine Hilfe findet können.
Was steckt hinter der Idee?
Die Idee zur Gründung einer Facebook-Gruppe kam Maasch im Gespräch mit ihrer Schwester. Beide Frauen arbeiten in einer Arztpraxis. „Wir sehen fast täglich, dass es viele ältere Menschen gibt, die niemanden haben, der ihnen hilft“, erzählt Maasch im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Über Nacht fast 400 Mitglieder
Schnell habe Maasch gewusst, dass sie helfen möchte – und umso schneller sei danach die Idee einer Facebook-Gruppe geboren gewesen. Dass diese Gruppe quasi über Nacht fast 400 Mitglieder generiert hat, überrascht die 35-Jährige aber doch. „Dass die Menschen in Friedrichshafen so hilfsbereit sind, habe ich nicht gedacht.“
Eine derjenigen, die helfen wollen, ist Studentin Anna Hochmuth. Sie schreibt in einem Beitrag: „Hallo, ich wohne in Friedrichshafen (Hofen), gehöre nicht zur Risikogruppe und möchte sehr gerne helfen/unterstützen.“ Da Hochmuth aktuell ihr Masterstudium absolviert, sei sie zeitlich flexibel. „Helfen ist für mich selbstverständlich“, betont sie.
Auch Stefanie Vogelpoth und ihr 14-jähriger Sohn bieten ihre Unterstützung an. „Wir sind gerne für andere Menschen da“, begründet die Häflerin ihre Motivation.
Vogelpoth sei momentan ohnehin zuhause, weil sie ein elf Wochen altes Baby habe. „Letztes Jahr habe ich meine Mama verloren. Sie wohnte im Osten und niemand hat sich um sie gekümmert. Deswegen wäre ich jetzt gerne für andere da“, erzählt sie.
Auch in der Kitzenwiese sammeln sich Helfer
Gleich fünf Helfer aus der Kitzenwiese haben sich am Montag zusammen eine Idee überlegt: „Wir möchten uns zusammentun und den Menschen klar machen, dass wir es wirklich gut meinen“, erklärt Sandra Beier.
Die 35-Jährige lobt die Gemeinschaft in der Kitzenwiese und schätzt die Möglichkeit, etwas zurückzugeben. „Es gibt viele alte Leute, bei denen man das Gefühl hat, dass sie alleine da stehen. Denen will ich helfen.“ Da Beier in ihrem Job zeitlich flexibel ist, könne sie ihren Tag individuell organisieren.
Helfer helfen sich gegenseitig
Gruppengründerin Susanne Maasch ist in Kontakt mit Matthias Schopf, dem Gründer der Markdorfer Helfergruppe. „Wir hatten sozusagen beide die selbe Idee – nur Matthias ein wenig früher als ich. Jetzt stehen wir im Kontakt und unterstützen uns“, sagt Maasch.
Vorsicht bei der Betreuung von Kindern
So habe ihr Schopf beispielsweise geraten, bei der Vermittlung von Kinderbetreuung vorsichtig zu sein. Maasch rät Müttern und Vätern, die Betreuung der Kleinen im eigenen Umkreis organisieren.
Traudel Günther kümmert sich um Facebook-Gruppe
Für die Kontrolle und Pflege der Gruppe ist neben Susanne Maasch auch Traudel Günther zuständig. „Ich habe mich direkt gemeldet, als ein weiterer Administrator gesucht wurde“, erzählt die Häflerin. Sie selbst gehöre zur Risikogruppe und müsse deswegen die kommenden zwei Wochen zuhause bleiben.
Zurzeit benötigt Günther keine Hilfe aus der Nachbarschaft – denn ihre Kinder gehen für sie einkaufen. „Natürlich möchte ich trotzdem helfen, also kam mir die Verwaltung der Gruppe sehr entgegen. Denn das kann ich auch von daheim aus machen.“ Weiterhin bemängelt Günther, dass es in Friedrichshafen grundsätzlich an Hilfsbereitschaft mangelt. „Ich kenne das von früher anders, mittlerweile ist das Helfen nicht mehr selbstverständlich“, sagt die Häflerin.