Für rund sieben Milliarden Dollar wird die ZF Friedrichshafen den Bremsenhersteller Wabco übernehmen. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung mitteilte, bilden ZF und WABCO künftig "einen der weltweit führenden integrierten Systemanbieter für Nutzfahrzeugtechnik mit einem kombinierten Umsatz von rund 40 Milliarden Euro".
Laut Pressemitteilung wird der Abschluss der Übernahme für 2020 erwartet. Sowohl Vorstand und Aufsichtsrat von ZF als auch der Board of Directors von Wabco stimmten der geplanten Übernahme zu.
Die ZF Friedrichshafen AG hat eine bindende Vereinbarung zur Übernahme von Wabco zu 136,50 US-Dollar je Aktie unterzeichnet.
Wabco ist ein weltweit führender Zulieferer von Bremsregelsystemen, Technologien und Dienstleistungen zur Verbesserung der Sicherheit, Effizienz und Vernetzung von Lkw, Bussen und Anhängern. Das Unternehmen erzielte 2018 einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro und beschäftigt rund 16 000 Mitarbeiter in 40 Ländern weltweit.
Laut Pressemitteilung sagte Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Vorstands von ZF: „Wir sind davon überzeugt, dass ZF gemeinsam mit Wabco den weltweit führenden Systemanbieter für Nutzfahrzeugtechnik bilden kann und damit langfristig Mehrwert und Sicherheit für seine Kunden, Mitarbeiter und Gesellschafter schafft.
Achim Dietrich, Vorsitzender des ZF-Gesamtbetriebsrats, äußerte sich positiv zum Zukauf von Wabco: "Zum einen ist die industrielle Logik gegeben, da Wabco unser bisheriges Portfolio sinnvoll ergänzt. Zum anderen ist die Finanzierung weniger risikobehaftet, weil ZF in den letzten Jahren massiv Schulden abgebaut hat." Dietrich betont, dass der Zukauf zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitrage. "Kritische Überschneidungen, beispielsweise durch gleiche Produkte, gibt es kaum", so Dietrich.

Das betonte auch ZF-Chef Scheider. Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller gewesen sein, Wabco schon 2017 zu kaufen wie ursprünglich geplant, antwortete er: "Jetzt ist der Zeitpunkt der Richtige, weil wir jetzt die Integration von TRW erfolgreich abgeschlossen haben. Erst jetzt haben wir dafür die nötigen Ressourcen, zudem stehen unsere Finanzen wieder solide da."
2017 hatte sein Vorgänger, Stefan Sommer, ebenfalls den Kauf des belgischen Bremsenherstellers forciert. Die Versuche des ZF-Managements, sich damals bei Wabco einzukaufen, scheiterten, weil der Aufsichtsrat blockierte. Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand, der auch Rats-Chef des ZF-Eigners Zeppelin-Stiftung ist, lieferte sich einen Machtkampf mit Ex-ZF-Chef Stefan Sommer. Am Ende verließ Sommer das Unternehmen im Streit. Im Unterschied zur damaligen Situation ist die Verschuldung von ZF heute niedriger. Nach Angaben von ZF-Finanzvorstand Konstantin Sauer liegt der Schuldenstand derzeit noch bei vier Milliarden Euro. Mit dem Wabco-Kauf steigen sie nun wieder kräftig an.
Über den Kaufpreis, der 2017 verhandelt worden war, hüllt sich das Unternehmen in Schweigen. Auf Nachfrage von Journalisten bei der Pressekonferenz am Donnerstag sagte ZF-Finanzvorstand Sauer: "Das können wir nicht kommentieren." Experten schätzten den Preis damals auf etwa sechs Milliarden Euro. Andreas Brand, Vorsitzender des Stiftungsrats der Zeppelin-Stiftung, sagt dazu auf Nachfrage dieser Zeitung: "Eine Übernahme heute wäre nicht teurer, die Voraussetzungen sind heute dagegen günstiger."
Zu der jetzigen Wabco-Übernahme sagt OB Brand: "Als Hauptgesellschafter unterstützen wir die Akquisition von Wabco vollumfänglich und begrüßen diesen strategischen Schritt ausdrücklich. Unser Interesse als Gesellschafter ist die nachhaltige Sicherung des Unternehmens und des Stiftungsvermögens." Der Aufsichtsrat habe nun dem Deal zustimmen können, weil "der Vorstand mit einem sowohl strategisch als auch wirtschaftlich durchdachten Konzept überzeugt" habe.
Jacques Esculier, Chairman und CEO von Wabco, sagte: „Durch den Zusammenschluss mit ZF entsteht ein globales Technologieunternehmen, das gut positioniert ist, um die zukünftige Nachfrage nach autonomen, effizienten und vernetzten Nutzfahrzeugen zu bedienen.“