Dort, wo dieser Tage noch Lastwagen parken, wird in den kommenden Jahren im Zug einer Ausgleichsmaßnahme für Hochwasserschutz-Maßnahmen entlang der Rotach ein Auwald entstehen. Aus dem „Maierhöfle“ soll ein kleines Naturparadies werden. Der Schotterplatz befindet sich beim Messeparkplatz P7 südlich des ZF-Forschungs- und Entwicklungszentrums, direkt an der Rotach. Im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) fand sich dafür eine Mehrheit. Die finale Zustimmung des Gemeinderats am 28. April gilt als sicher.
Messe sieht großen Bedarf
Ein Problem gibt es allerdings: Von den derzeit 511 Parkplätzen dort bleiben nur 70 übrig, 441 entfallen. Der Bedarf sei vorhanden, so die Messe: „Die Anzahl der in der Praxis benötigten Stellplätze variiert je nach Veranstaltung“, teilt Stefan Keller auf Anfrage mit, er ist zuständig für Liegenschaften bei der Messe Friedrichshafen. „Am Gelände stehen uns für das Messepublikum circa 4500 Stellplätze zur Verfügung. Mit dem shuttlefähigen Außenparkplatz P7 plus ‚Maierhöfle‘ kommen weitere 1200 Stellplätze hinzu. Temporär greifen wir auf circa 4300 weitere Stellplätze im Stadtgebiet Friedrichshafen zurück und nutzen damit die Synergien mit bestehenden Parkflächen anderer Unternehmen.“

Im Rathaus erkennt man einen Kompensationsbedarf an. Zumal die Messe vor elf Jahren Stellmöglichkeiten verloren hat. „Der Parkplatz an der Messestraße mit 320 Auto- oder alternativ 100 Lastwagenstellplätzen wurde der Messe 2014 aus dem laufenden Betrieb zur Umwidmung in eine Gewerbeansiedlung entnommen“, so Stefan Keller. „Bis zum heutigen Tag konnte uns keine Alternativlösung angeboten werden.“
Kein Geld für neues Parkhaus
Als Ersatz fürs „Maierhöfle“-Areal schließt die Stadtverwaltung den Bau eines Parkhauses auf einem bestehenden Messeparkplatz aus – das gebe die Kassenlage nicht her. Ins Spiel brachte das Rathaus die Nutzung der bestehenden Parkhäuser Sportpark und Leutholdstraße sowie Plätze bei der Space-Tech-Arena am Flughafen. Die jeweiligen Betreiber hatten gegenüber der Verwaltung Zustimmung signalisiert. Zudem könne man das Sportbad-Parkhaus in die Messe-Buslinie MX einbinden und weitere Shuttle-Linien einrichten. Etwa 600 Stellplätze könnten so in Messezeiten genutzt werden.

Die Ideen der Stadtverwaltung kommen aber bei der Messe GmbH nicht gut an. „Die vorgeschlagenen Maßnahmen erscheinen aus Sicht der Messe nicht ausreichend“, führt Stefan Keller auf Anfrage weiter aus, „da eine Shuttle-Anbindung wegen der Kleingliedrigkeit und der Umlaufzeiten nicht sinnvoll und wirtschaftlich abbildbar wären.“ Dies treffe auch auf die Erweiterung der von Messe organisierten MX-Linie zu. „Unsere erlebte Erfahrung zeigt: Die Akzeptanz der Gäste zur Ansteuerung dieser Parkhäuser war trotz aufwendiger und praktizierter Lenkungsmaßnahmen nicht vorhanden und das Angebot wurde nicht angenommen“, so sein Fazit.
Nun also die große Lösung: Im Westen Friedrichshafens soll eine neue Parkfläche gesucht werden, in unmittelbarer Nähe zur Bundesstraße 31. An mindestens 1200 Stellplätze wird gedacht. Dafür ist eine Fläche von etwa 20.000 Quadratmetern notwendig. „Damit wäre dann auch eine sinnvolle und wirtschaftlich betreibbare Shuttlefähigkeit gewährleistet“, sagt Liegenschafts-Chef Stefan Keller.
Der Plan fand im Ausschuss mehrheitliche Zustimmung. Messe-Chef Klaus Wellmann verfolgte die Debatte auf den Zuschauerrängen im großen Sitzungssaal des Rathauses.
Kritische Stimmen zu Parkplatz
„Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden“, so Martin Eble (CDU), Ersatzparkplätze im Westen seien wichtig, auch für eine sinnvolle Verkehrslenkung und der Entlastung anderer Anfahrtsbereiche. Auch die Fraktion Freie Wähler/FDP erhofft sich eine Verkehrsreduzierung in der Stadt. Der renaturierte Bereich am „Maierhöfle“ könnte zu einem „neuen Ausflugsziel werden“, so Dagmar Hoehne. Für die Fraktion SPD/Linke sprach sich Tillmann Stottele für Tempo bei der Einleitung der Planfeststellung aus. Man dürfe keine Zeit verlieren.
Volle Zustimmung für die Renaturierung auch bei den Grünen – keine Zustimmung hingegen für den neuen Messparkplatz im Häfler Westen. Auch dem Netzwerk ist der neue Parkplatz ein Dorn im Auge. „Keine Unterstützung von uns“, so Philipp Fuhrmann, „die Leute sollen mit der Bahn anreisen und per Shuttle weiter zur Messe.“