Wer das Dornier-Museum in Friedrichshafen besucht, läuft im Eingangsbereich meist achtlos an einem kleinen orangefarbenen Fahrzeug vorbei, das angesichts der großen Flugzeuge etwas deplatziert scheint. Wer aber am linken Seitenfenster den kleinen gelben Aufkleber entdeckt, denkt sich womöglich: Da war doch was. „Marathon 9.9.72“ steht da. Olympische Sommerspiele in München. Zuerst heiter, dann das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft mit elf getöteten Geiseln.

Wie kam es dazu, dass sich die berühmten Flugzeugbauer von Dornier zur Entwicklung dieses kleinen Flitzers verirrten? Rahmen aus Stahlrohr, Karosserie aus Kunststoff, für heutige Verhältnisse eine fahrende Kiste ohne jeden Komfort.
Hier kommt ein weiterer bekannter Name ins Spiel: Erwin Hymer
Geboren wurde die Idee für den Dornier Delta mehr als 20 Jahre vor den Olympischen Spielen in München. Claudius Dornier junior lebte und arbeitete 1950 in Spanien. In Deutschland durfte er keine Flugzeuge bauen. Aber er holte aus der Heimat tüchtige junge Ingenieure, darunter einen gewissen Erwin Hymer, der später zum berühmten Entwickler und Hersteller für Reisemobile wurde. In Spanien entwickelten sie den Dornier Delta. Bald stellte sich jedoch heraus, dass Aufwand und Kaufpreis eine Produktion illusorisch machten.
1968 greift Claudius Dornier junior die Idee der Automobilität aber erneut auf, entwirft den Delta II, einen Zweisitzer, den die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ 1970 auf die Titelseite nimmt, Schlagzeile: „Der Stadtwagen der Zukunft?“. Und für die Olympischen Spiele in München liefert Dornier drei elektro- angetriebene Kleinwagen. Die Batterien kamen von EVS und Badenwerk. Aber es blieb bei der smarten Idee und den drei Prototypen.
Vor ein paar Jahren haben Studenten der DHBW Ravensburg mit Professor Ralf Lux in Projekt und Studienarbeiten den Dornier Delta II E noch einmal nachgebaut, mit viel Engagement und Spaß an der Umsetzung einer großen Idee für ein kleines Auto.