Genau genommen ist die Interboot schon mehr als 60 Jahre alt. Bereits 1950 waren auf der ersten „Internationalen Bodenseemesse“ (IBO), die auf dem Schulhof zwischen Pestalozzischule und dem heutigen Graf-Zeppelin-Gymnasium stattfand, und die dem kriegszerstörten Friedrichshafen einen neuen wirtschaftlichen Impuls geben sollte, Boote ausgestellt. Im Laufe der Jahre wuchsen Angebot und Nachfrage so stark an, dass der Wassersport seine eigene Plattform bekam.

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1962 bekam der Wassersport eine eigene Messe

Seit 1954 gab es ein richtiges Messegelände am Riedlewald. Dort, auf der ersten „Internationalen Bootsausstellung am Bodensee“, stellten 1962 bereits 94 Aussteller vor allem Motorboote aus. Vom Dach der niedrigen Messehalle mussten Platten abgenommen werden und die Masten der Segelboote ragten darüber in den Himmel hinaus. 13.000 Besucher wurden gezählt. Nasses Herbstwetter mit Pfützen vor den Hallen und ein Restaurant mit dürftigem Angebot hatten sie nicht abgeschreckt.

Vermutlich 1962: Der Vorführhafen war bis 1991 einmalig in Deutschland.
Vermutlich 1962: Der Vorführhafen war bis 1991 einmalig in Deutschland. | Bild: Messe Friedrichshafen

Dabei war der Termin am Ende der Wassersportsaison in Fachkreisen zunächst heftig umstritten, stellte sich aber schnell als Glücksgriff heraus. Aufträge konnten von den Firmen pünktlich zur neuen Saison abgewickelt werden und die Häfler Messe war dem Trend immer einen Tick voraus. Bis 1991 blieb der Vorführhafen einmalig in Deutschland. Die Bootsausstellung setzte Maßstäbe, die Messe schlug ein und ging in die zweite Runde unter ihrem heutigen Namen.

Wassersport am Bodensee boomt

Die Zahl der am Bodensee registrierten Segelboote wuchs zwischen 1960 und 1964 von etwa 770 auf 1300 an. Im selben Zeitraum verfünffachte sich die Anzahl der Motorboote. Als Barometer dieses Trends musste die Ausstellungsfläche von Jahr zu Jahr vergrößert werden. Mit 15 Metern Höhe bot jetzt auch eine eigene Halle den größer gewordenen Segelbooten Platz. Als „erhebend“ und „unvergesslich“ beschrieb die IBN, die „Internationalen Bodenseenachrichten“, in ihrer ersten Ausgabe den Anblick der hoch aufragenden Masten. Die ersten Kunststoffboote drängten auf den Markt und das Zubehör spielte ab sofort eine wachsende Rolle.

1965 war das Ausstellungsgelände bereits auf 25.000 Quadratmeter angewachsen und komplett ausverkauft. 150 Aussteller präsentierten ihre Waren. Erste Elektroboote waren zu sehen, eine Segelyacht mit 6,5 Metern Länge und vier Schlafplätzen gab es laut IBN für 7.950 D-Mark.

1966: Die kleinen Hallen auf dem Gelände am Riedlepark waren vollgestellt mit Segelbooten.
1966: Die kleinen Hallen auf dem Gelände am Riedlepark waren vollgestellt mit Segelbooten. | Bild: IBN/Gerhard Schneider

Der Umzug ließ auf sich warten

Die Interboot kannte nur eine Richtung: steil bergauf. Nur der geplante Umzug auf das Gelände an der Meistershofener Straße ließ auf sich warten. Wie der damalige Chefredakteur der IBN 1966 schrieb, hatte die Luftwaffe Einspruch eingelegt. Die Gebäude lägen in der Einflugschneise der für Friedrichshafen geplanten Düsenflugzeuge, teilte das Verteidigungsministerium mit, und der Bau wurde vorübergehend gestoppt.

Dessen ungeachtet übertraf sich die Messe 1966 selbst: 43.000 Besucher tummelten sich auf der um 40 Prozent vergrößerten Fläche. Die Attraktion im Vorführhafen waren fertige Bauelemente aus Schwimmbeton für schwimmende Bootsstege und Hafenmolen, die man gerade oder im Halbkreis zusammensetzen konnte, um zusätzliche Liegeplätze zu schaffen.

1966: Die Motorboote im Vorführhafen wurden immer größer.
1966: Die Motorboote im Vorführhafen wurden immer größer. | Bild: IBN/Gerhard Schneider

Die 50 Häfen rund um den See platzten inzwischen aus allen Nähten. Doch nicht nur die Zahl, auch die Größe der Boote nahm ständig zu. Motorboote maßen bereits bis zu elf Meter. Die Interboot hob sich in jeder Hinsicht von anderen Bootsmessen ab: In Friedrichshafen konnten die Aussteller einen besonders hohen Anteil an Fachpublikum und echten Kaufinteressenten verzeichnen.

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1967 half ein Computer bei der Entscheidung

Besucher drohten im Überangebot den Überblick zu verlieren und wurden im Jahr darauf überrascht. Die Messeleitung installierte einen Computer, der nach Eingabe von Preis, Größe und weiteren gewünschten Eigenschaften das passende Boot ausfindig machen konnte, inklusive Halle und Stand. Ganz hoch im Kurs standen kleine, sportliche Motorboote mit einer kleinen Kabine zum Schlafen.

Die Mehrheit der Nachfragen galt aber dem Segelboot. 120 Boote – vom Schlaucher für 350 D-Mark bis zur Motoryacht für 200 000 D-Mark – schaukelten im Vorführhafen, der mit den schwimmenden Betonteilen erweitert worden war. Zirka 8000 Segel- und Motorboote plus 7000 Ruder- und sonstige Kleinboote bevölkerten inzwischen den See. Parallel zu den Booten stieg die jährliche Zuwachsrate der Messebesucher an.

1968: Luftbild des neuen Messegeländes an der Meistershofener Straße.
1968: Luftbild des neuen Messegeländes an der Meistershofener Straße. | Bild: Messe Friedrichshafen/Thorbecke

1968 zog die Messe um

1968 konnte die Messe endlich das neue Gelände beziehen. Trotz 80.000 Quadratmetern und der nun vierfachen Hallenfläche überstieg die Nachfrage das Angebot. Wie in der IBN zu lesen war, musste kurzfristig eine weitere Halle gebaut werden, ein Aussteller brachte sogar seine eigene Traglufthalle mit. 55.000 Besucher konnten 700 Boote bewundern. Friedrichshafen hatte mit seiner Interboot endgültig zur Spitzengruppe der europäischen Bootsausstellungen aufgeschlossen.

1971: Der Vorführhafen war zur zehnten Auflage der Interboot vor allem an den Wochenenden gut besucht. Unten recht ist ein neu ...
1971: Der Vorführhafen war zur zehnten Auflage der Interboot vor allem an den Wochenenden gut besucht. Unten recht ist ein neu entwickeltes Wasserfahrrad zu sehen. | Bild: Messe Friedrichshafen/Thorbecke

1971 feierte die Bootsschau ihren zehnten Geburtstag. Für einen Eintrittspreis von vier D-Mark gab es jetzt 82 Prozent Kunststoffboote zu sehen. Holzboote waren noch mit 3,5 Prozent vertreten. 320.000 D-Mark kostete die größte Yacht mit zwölf Tonnen Gewicht und einem Motor mit 500 PS Leistung. Jollen waren kaum mehr gefragt.

1971: Das Freigelände in der Meistershofener Straße.
1971: Das Freigelände in der Meistershofener Straße. | Bild: Messe Friedrichshafen

Segler wollten Kajütboote mit Komfort und einer Ausstattung wie im Wohnzimmer. Es zog sie jetzt außerdem in fremde Reviere. 1973 konnten sie sich erstmals über maritime Reiseveranstalter und die Mittelmeerländer informieren, Tauchen und Windsurfen kamen neu hinzu und die Schweizer Aussteller bezogen in ihren eigenen Pavillon.

1973: Das Mittelmeerzentrum wird eröffnet. Besucher könne sich erstmals über maritime Reiseanbieter und die Mittelmeerländer informieren.
1973: Das Mittelmeerzentrum wird eröffnet. Besucher könne sich erstmals über maritime Reiseanbieter und die Mittelmeerländer informieren. | Bild: Messe Friedrichshafen
1983: Die Intersurf startet mit einem Filmfestival, bei dem Windsurffilme gezeigt werden.
1983: Die Intersurf startet mit einem Filmfestival, bei dem Windsurffilme gezeigt werden. | Bild: Messe Friedrichshafen

Die größte Messe fand 1986 statt

Die 25. Jubiläumsausgabe im Jahr 1986 sollte dann alle bisherigen Rekorde brechen und zur größten Interboot ihrer Geschichte werden. Die Intersurf bekam erstmals eine ganze Halle für sich. Die Dokumentationsschau „Der Bodensee – Trinkwasserspeicher – Ökosystem – Wassersportrevier“ rückte jetzt auch den Umweltaspekt des Wassersports in den Vordergrund. Es war die Messe der Superlative, 42.000 Besucher am ersten Wochenende, 112.000 Besucher insgesamt. Nur mit dem Vorführhafen ging es offenbar bergab.

1996: Das Sailing-Center wurde umgestaltet: Es entstand eine Hafenkulisse mit Holzbootshäusern und Stegen.
1996: Das Sailing-Center wurde umgestaltet: Es entstand eine Hafenkulisse mit Holzbootshäusern und Stegen. | Bild: Messe Friedrichshafen

Dafür entstand in den 90er-Jahren in einem Zirkuszelt das Sailing Center mit Fachinformationen rund um den Sport und eine Wassersportarena mit Zuschauertribüne für Surfdemos und Wasserski-Shows. Doch die Nachfrage der Aussteller ließ nach. Das Wassersportmagazin schrieb: „Wer aufmerksam durch die Hallen schlendert, stellt fest, dass es auf der Messe schon enger zuging“. Die nachlassende Konjunktur schien sich auch im Geschäft mit dem Wassersport bemerkbar zu machen.

2002: Die Halle A1 auf dem neuen Messegelände am Flughafen bietet Platz für die größten Segelyachten.
2002: Die Halle A1 auf dem neuen Messegelände am Flughafen bietet Platz für die größten Segelyachten. | Bild: Messe Friedrichshafen

Extrahohe Hallen bieten Raum für Segelyachten

2002 zog die Interboot zum zweiten Mal um. Das neue Hallenkonzept auf dem Gelände am Flughafen hatte die Messeleitung – Klaus Wellmann war ein Jahr zuvor Geschäftsführer geworden – in Abstimmung mit den Ausstellern erarbeitet. Die Hallen A1 und A2 wurden extrahoch gebaut, um den Segelyachten ausreichend Raum nach oben zu bieten. Vor allem der Bereich von Segelyachten über zwölf Metern Länge hätte einen Zuwachs zu verzeichnen, zitierte damals die IBN den Boots- und Schiffbauerverband. Trotzdem könne dieser aber den Einbruch des Binnenmarkts nicht kompensieren. Auch der Import sei um 87 Prozent zurückgegangen.

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Motorbootrennen auf der Viertelmeile und Segelregatten vor der Uferpromenade sorgten mit langer Öffnungszeit und Sundowner für Leben im Vorführhafen. Ab 2007 stand er ohne Eintrittskarte allen Bürgern offen. 2011 blickte die Interboot schließlich auf ein halbes Jahrhundert zurück – ohne sich zurückzulehnen. Elektromotoren waren im Kommen und mit Wakeboarden und Stand-up-Paddeln eroberten weitere Funsportarten die Messe.

Ins Geschichtsbuch ging auch die „Special Edition 2020“ ein. Mit einem ausgefeilten Hygienekonzept trotzte sie als eine der wenigen Wassersportmessen weltweit der Corona-Pandemie. Mit weniger als der Hälfte an Ausstellern kamen damit auch etwas weniger als die Hälfte des Publikums im Vergleich zum Jahr zuvor. Besucher und Aussteller zeigten sich trotzdem äußerst zufrieden.