Wer in Friedrichshafen auf einem städtischen Grundstück bauen möchte, muss aktuell lange warten. Die nächsten Baugebiete werden erst ab Mitte 2024 baureif sein. Die Zahl der Interessenten ist in der Bodenseeregion meist deutlich höher als die der Bauplätze. Für 16 Grundstücke im Neubaugebiet Ittenhausen-Nord beispielsweise gingen vor zwei Jahren mehr als 200 Bewerbungen ein.
Wie in vielen anderen Gemeinden im Bodenseekreis gelten daher auch in Friedrichshafen entsprechende Vergabekriterien. So sammeln Bewerber, die in der Stadt wohnen oder lange gewohnt haben und hier arbeiten, wichtige Punkte. Kinder oder pflegebedürftige Großeltern werden bei den Vergabekriterien ebenfalls berücksichtigt.
Anders läuft es im Bieterverfahren. Dabei wird ein Grundstück nach dem Höchstgebot vergeben – so wie aktuell bei einer Fläche in der Diamantstraße. Interessenten konnten hier bis Ende Oktober ein Gebot abgeben. Insgesamt 28 solcher Gebote gingen nach Angaben der Stadtverwaltung für den Bauplatz in Manzell ein.
Warum überhaupt ein Bieterverfahren?
Doch warum gab es hier überhaupt ein Bieterverfahren? Wie die Stadt bereits im Sommer auf Nachfrage mitgeteilt hatte, sei in diesem Viertel der Großteil der Grundstücke einst über ein Bieterverfahren veräußert worden. Das habe sich der Gemeinderat 2009 so gewünscht, um der hochwertigen Wohnlage am besten Rechnung zu tragen.
Der letzte freie Bauplatz in der Diamantstraße kam jetzt – 13 Jahre später – erneut auf den Markt. Es hatte damals zwar einen Zuschlag gegeben, der Bauherr hatte das Grundstück aber nie gekauft. Der Vergabebeschluss war schließlich zurückgenommen worden. Nun war das Grundstück erneut im Bieterverfahren ausgeschrieben worden. Aus Gründen der Gleichbehandlung sei nur wieder eine Veräußerung zum Höchstgebot in Frage gekommen.
Beim Bieterverfahren gilt – neben dem Höchstgebot: Das Grundstück kann ausschließlich an Bieter vergeben werden, die in Friedrichshafen leben (Erstwohnsitz) oder arbeiten. „Dies traf bei allen Geboten zu“, erklärt Stadtsprecherin Andrea Kreuzer auf Anfrage. Die Stadt warte aktuell noch darauf, dass der Höchstbietende den Zuschlag annimmt. Dann komme es zum Kaufvertrag. Ein weiterer Beschluss in den Gremien sei nicht erforderlich.
Stadtverwaltung nennt das Höchstgebot nicht
Doch wie viel Geld spült der Grundstücksverkauf in exponierter Lage der Stadt in die Kasse? Hier gibt sich die Verwaltung zugeknöpft, verweist darauf, dass der Preis, zu dem der Bauplatz veräußert wurde, dem Datenschutz unterliege. Dass der Quadratmeterpreis von rund 750 Euro aus der Bodenrichtwerttabelle beim aktuellen Bieterverfahren deutlich überschritten worden sein dürfte, gilt bei der Marktlage im Immobiliensektor allerdings als wahrscheinlich.