Von draußen sieht alles so aus wie immer. Die Alltagsmaske der Radfahrerin könnte ein Indiz sein, dass irgendetwas anders ist als normalerweise. Das Poster, das auf die Schließung des Museums und seine virtuellen Angebote hinweist, ist aus dieser Entfernung kaum erkennbar und noch weniger lesbar.

Bild 1: Hinter den Kulissen: Was im Zeppelin Museum während des Shutdowns geschieht
Bild: Lena Reiner

Die Kamera, die zum automatischen Besucherzählen eingerichtet wurde, ist noch aktiviert, auch wenn sich keine Besucher zum Zählen mehr im Gebäude befinden. Während der Pandemie leistet der automatische Zähler gute Dienste. Es war so immer ersichtlich, wie viele Besucher sich in der Ausstellung aufhielten und ob das Maximum pro Fläche erreicht war.

In Eigeninitiative hatte das Museum aufgrund der steigenden Infektionszahlen die Besucherzahl um 50 Personen reduziert. „Wir hätten auch noch weiter reduzieren können“, betont Museumsdirektorin Claudia Emmert. Für sie ist es unverständlich, dass Museen erneut von einer Schließung betroffen sind.

Der automatische Besucherzähler per Kamera ist noch aktiviert.
Der automatische Besucherzähler per Kamera ist noch aktiviert. | Bild: Lena Reiner

Sie betont: „Wir konnten Abstand gewährleisten, wussten zu jeder Zeit, wie viele Besucher und wer genau sich bei uns aufhält. Wir haben Kontaktdaten erfasst und die genauen Zeiten, zu denen die Menschen hier waren.“ Auch empfinde sie es als ein fatales Zeichen seitens der Politik, Museen und Theater mit Discos und Bordellen über einen Kamm zu scheren: „Wir besitzen schließlich auch einen Bildungsauftrag, dem wir so nicht nachkommen können.“

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Im Jahr 2019 hätten rund 550 Schulklassen das Museum besucht, im aktuellen Jahr sei dies nur 75 Klassen möglich gewesen. „Natürlich kann man viel digital anbieten und wir haben unser virtuelles Angebot auch stark ausgebaut, aber manche Erfahrungen kann man nur analog machen“, führt sie aus.

Bild 3: Hinter den Kulissen: Was im Zeppelin Museum während des Shutdowns geschieht
Bild: Lena Reiner

Außerdem sei gerade in Zeiten einer Bewegung wie Querdenken die Förderung des demokratischen Diskurses wichtig. Die kommende Ausstellung „Beyond States“ sei daher auch ein interaktives Format.

Doch nicht nur im digitalen Raum hat das Museum einiges verändert. Die Lüftungsanlage im Keller wurde modernisiert. Direkt unter dem größten Ausstellungsraum steht auf zwei Ebenen mit jeweils rund 500 Quadratmetern die Lüftungsanlage des Hauses, die während des Betriebs zu Corona-Zeiten auf Höchstgeschwindigkeit läuft. So wird die gesamte Museumsluft alle drei Stunden gänzlich durch gefilterte Frischluft ersetzt. Damit die Lüftungsanlage besichtigt werden kann, wird sie kurzzeitig ausgeschaltet.

1000 Quadratmeter Lüftungsanlage Video: Lena Reiner

Der wichtigste Bauteil für die aktuelle Zeit ist die UV-Sterilisationskammer der Anlage, in der nicht nur Bakterien abgetötet, sondern auch Viren zerstört werden. Der technische Leiter des Zeppelin Museums, Lothar Wolf, erklärt, wie das funktioniert.

UV-Kammer gegen Viren Video: Lena Reiner

Zurück nach oben. Auch hier wird gewerkelt. Die Wechselausstellung „Vernetzung der Welt“ ist schon fast vollständig abgebaut. Nur das Herzstück der Präsentation, die Motorgondel des Zeppelins L30, ist noch da. Es handelt sich dabei um die älteste noch erhaltene Luftschiffgondel, die extra für die Ausstellung aus Brüssel nach Friedrichshafen transportiert wurde. Doch eben dorthin kann sie aktuell nicht zurückgebracht werden: Die aktuellen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie machen den Transport unmöglich. „Jetzt stellen wir sie eben ins Foyer“, erklärt Emmert.

Bild 4: Hinter den Kulissen: Was im Zeppelin Museum während des Shutdowns geschieht
Bild: Lena Reiner

Mit wenigen Zentimetern Luft oberhalb, knapp acht sind es insgesamt, passt das historische Luftschiffteil gerade so durch die Tür vom Ausstellungsraum zum Foyer. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Gondel wird ins Foyer bugsiert Video: Lena Reiner

Beim Auspacken legt Jürgen Bleibler, der Leiter der Abteilung Zeppelin, erneut selbst mit Hand an. Unter der Folie kommt so Stück für Stück das historische Exponat zum Vorschein.

Bild 5: Hinter den Kulissen: Was im Zeppelin Museum während des Shutdowns geschieht
Bild: Lena Reiner

Bleibler betrachtet die Gondel, die schließlich mittig im Foyer abgestellt wurde: „Je länger ich sie mir anschaue, desto besser gefällt sie mir genau hier.“ Emmert kommentiert: „Falls sie immer noch nicht abtransportiert werden kann, wenn wir wieder öffnen dürfen, ergänzen wir eine Infotafel und ändern die Wegeführung entsprechend ab.“ So werde das Foyer zum zusätzlichen Ausstellungsort.

Bild 6: Hinter den Kulissen: Was im Zeppelin Museum während des Shutdowns geschieht
Bild: Lena Reiner