Kurz vor Beginn der ersten Häfler Mobilitätsdemonstration auf Zweirädern und mit Autos herrscht Unruhe vor der Graf-Soden-Realschule. Silke Buchecker, die eben ihre Tochter zum einstündigen Nachhilfeunterricht gebracht hat, erklärt: „Das ist schwierig, wenn da jetzt alles dicht ist. Meine Tochter hat sich gestern am Fuß verletzt und kann nicht laufen.“ Sie versucht, mit Hilfe der Polizei einen Parkplatz zu finden, von dem sie trotz laufender Demonstration noch wegfahren kann.
Lautes Fahrradklingeln, Trillerpfeifen, Autohupen
Rund zwei Stunden soll die Demo laut Ankündigung der IG Metall nämlich andauern, die Verkehrsbehinderungen eventuell noch länger. Dann, kurz nach 12 Uhr, ertönt lautes Fahrradklingeln, Trillerpfeifen klingen dazu. Noch etwas aus der Ferne hört man Autohupen. Der Demozug ist da, macht ordentlich Rabatz mit allem, was zur Verfügung steht von Hupe über Fahrradklingel bis hin zu Tröte und Trillerpfeife. Kleine IG Metall-Fähnchen flattern an so manchem Autodach, ein paar große Fahnen kommen hinzu.
Stimmen der Organisatoren
Polizei schätzt 400 Autos, 200 Zweiräder
Dann ist der Demozug auch schon wieder vorübergezogen. Rund 20 Minuten dauert die tatsächliche Straßensperre lediglich. Schüler, Lehrer und Eltern können durchatmen. Mit ihren Fahnen, den Warnblinklichtern und der Geräuschkulisse ist der Demozug dennoch auffällig und zieht einige Blicke von Passanten und Radfahrern auf sich.
Rund 400 Autos und etwa 200 Zweiräder schätzt die Polizei. In den Autos sitzen häufig mindestens zwei Personen. Und so spricht auch Helen Sommer von der IG Metall von rund 1000 Teilnehmern. „Ich denke, das ist ein starkes Signal, dass auch die da oben mitbekommen“, sagt sie und nickt zum ZF-Forum hinüber. Das Gespräch gesucht habe heute allerdings noch niemand: „Ich denke, die schauen von oben zu.“
Auf der Suche nach zentralen Lösungen
ZF-Gesamtetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich zeigt sich ebenfalls zufrieden: „Das gibt uns die notwendige Stärke am Verhandlungstisch.“ Das schöne Wetter habe ihm zunächst Sorgen bereitet, „dass da einige nach der Schicht lieber abbiegen statt bei der Demo mitzufahren“. So, wie die Demo nun abgelaufen sei, sei er sehr, sehr zufrieden.

Für die Zukunft sei es wichtig, zentrale Lösungen zu finden, um mit allen Standorten die Krise zu meistern. Der zentrale Ansatz solle ein Ausspielen der Standorte gegeneinander verhindern. „Dann wird die Phase eintreten, in der wir Zukunftsbilder entwickeln müssen, da es doch Standorte gibt, die langfristig Probleme haben. Da müssen wir ran, dass diese Standorte neue Produkte bekommen“, sagt Achim Dietrich.

Warum die Demos?
Ende Mai hat die ZF Friedrichshafen AG angekündigt, dass in den kommenden Jahren bis zu 15 000 Stellen gestrichen werden sollen, davon die Hälfte in Deutschland. Bislang ist nicht bekannt, welche Standorte inwieweit betroffen sein werden.
- Aktuell finden deshalb an allen ZF-Standorten bundesweit Demonstrationen statt. Am Donnerstagmittag gab es parallel Demonstrationen in Friedrichshafen, Passau, Brandenburg und Saarbrücken.
- Die Demonstranten forderten einen Erhalt ihrer Arbeitsplätze trotz Krise.
- Dem Betriebsrat sind bislang keine Details über den Stellenabbau bekannt. Hier wurde die Forderung nach Transparenz laut.
- Die IG Metall Bodensee-Oberschwaben rief in Friedrichshafen zur ersten Mobilitätsdemo auf. Statt zu Fuß zu marschieren, wurde per Zweirad oder Auto demonstriert.