Männer in hautengen schwarzen Latexanzügen, mit Gasmasken und Kapitänsmützen. Frauen mit hohen schwarzen Lackstiefeln und Catwoman-Hauben. Viel nackte Haut gibt es beim Boarding in Konstanz und Friedrichshafen meistens nicht zu sehen, dafür Lack, Leder und allerlei schrillen Fetisch. „Letztes Jahr waren die Piers für Zuschauer gesperrt“, erzählt Veranstalter Thomas Siegmund mit Blick auf die Corona-Pandemie, „doch wie die Auflagen dieses Jahr sind, wissen wir noch nicht.“

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Seit 1995 lockt das Schiff mit den ungewöhnlichen Fahrgästen bis zu 600 Besucher und tausend Zuschauer an. 2020 fiel das Spektakel aufgrund der Corona-Pandemie bereits viel kleiner aus, außerdem regnete es in Strömen. „An Bord durften nur 250“, erinnert sich Siegmund, „und die Karten waren nicht alle verkauft.“

In diesem Jahr hat der Eventmanager aus Augsburg gleich ein kleineres Schiff bei den Bodenseeschiffsbetrieben gebucht, die MS Baden. „Wir rechnen auch wieder damit, dass rund 250 Leute an Bord dürfen – geimpft, genesen oder getestet“. 68 Euro kostet die mehrstündige Fahrt auf dem Bodensee, die doch ein bisschen anders abläuft als sonstige Ausflugsfahrten der Weißen Flotte.

Das Wetter war Ende August 2020 schlecht, es regnete in Strömen.
Das Wetter war Ende August 2020 schlecht, es regnete in Strömen. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Wer kommt und sind das alles Sadomaso-Anhänger?

Fragt man Thomas Siegmund nach den Gästen, wird er kurz still. Ja, also da seien schon auch mal immer wieder Prominente dabei, Politiker, Schauspieler, sagt er. Aber auch einfach ganz normale Menschen, „die Spaß an Fetisch haben und feiern wollen“.

Auch Fans der Sadomaso(SM)-Szene oder BDSM (Bondage and Discipline, Dominance and Submission, Sadism and Masochism)-Szene seien dabei. „Laien denken immer, auf dem Torture Ship seien nur Menschen, die sich gerne auspeitschen lassen oder anderen Schmerz zufügen, aber das ist schon vielschichtiger“, erklärt Siegmund, der in den 1990er-Jahren viele Technoraves, später Schaumpartys und schließlich auch Fetischpartys veranstaltet hat.

2020 legte das Schiff erst in der Abenddämmerung ab – unter Pandemiebedingungen.
2020 legte das Schiff erst in der Abenddämmerung ab – unter Pandemiebedingungen. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Beim Torture Ship, das vergangenes Jahr zum 25. Mal in den See stach, gehe es in erster Linie um außergewöhnlichen Fetisch in Form von Lack, Leder und Latex. Genießen die Gäste das Boarding unter den neugierigen Blicken der Zuschauer? „Das ist sehr unterschiedlich“, sagt der Veranstalter, „manche mögen den Voyeurismus, andere schämen sich, tragen Sonnenbrille und ziehen den Hut tief ins Gesicht.“ Denen sei es viel wichtiger unter Gleichgesinnten zu sein, als sich begaffen zu lassen.

Bis zu tausend Besucher versammelten sich die vergangenen Jahre am Friedrichshafener Pier, um sich die Fetischparty anzuschauen.
Bis zu tausend Besucher versammelten sich die vergangenen Jahre am Friedrichshafener Pier, um sich die Fetischparty anzuschauen. | Bild: Lena Reiner (Archiv)
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Und was passiert eigentlich auf dem Schiff?

Zur Erinnerung: Nachdem ein Swingerschiff, das jährlich bei den Bodenseeschiffsbetrieben gechartert wurde, für viel öffentlichen Ärger gesorgt hatte und schließlich verboten wurde, bekam auch das Torture Ship strengere Auflagen. „Wir dürfen seither keine zusätzlichen Räume mehr anbieten, in denen Sex stattfindet“, sagt Siegmund. Allerdings gehe es auf dem Torture Ship ohnehin gesittet zu.

„Hier geht es nicht um Sex und Partnertausch wie bei Swingerpartys“, sagt der Veranstalter, „und die, die es härter wollen, kommen erst gar nicht, weil das denen viel zu langweilig ist.“ An Bord würden sich die Gäste unterhalten, ab und zu spiele ein Pärchen miteinander. „Klar, das kann schonmal sein, dass auf einmal eine Frau am Kreuz hängt“, sagt Siegmund und lacht. Vielleicht auch ein bisschen deshalb, weil er weiß, wie er Nicht-Szenekenner in Verlegenheit bringt.

Maskenpflicht herrschte 2020 aufgrund der Corona-Pandemie auch auf dem Schiff – deshalb trugen viele Gäste Gasmasken.
Maskenpflicht herrschte 2020 aufgrund der Corona-Pandemie auch auf dem Schiff – deshalb trugen viele Gäste Gasmasken. | Bild: Lena Reiner (Archiv)

Ästhetische Shows sind dem Veranstalter wichtig

Und dann wären da noch die Shows am Pier, die – zumindest vor der Corona-Pandemie – viel Aufsehen erregten. „Wir machen da keine Sex-Shows, denn wenn das zu frivol wäre, würden es uns die Behörden verbieten“, sagt Siegmund. Schließlich stünden da auch Familien am Pier, viele Kinder. Ihm sei wichtig, dass die Shows ästhetisch seien, eine Story erzählten, dazu seien auch die Künstler vertraglich verpflichtet worden. „Nackt gibt es da nicht, maximal oben ohne.“