Dienstagabend um kurz vor halb sechs auf der B 31-neu bei Friedrichshafen. Feierabendverkehr. Und plötzlich geht gar nichts mehr. Die Brandmeldeanlage im Waggershauser Tunnel hatte angeschlagen, der Tunnel wurde gesperrt, Autofahrer mussten auf umliegende Strecken ausweichen.

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Die Feuerwehren Friedrichshafen, Markdorf, Eriskirch, Immenstaad und Oberteuringen rückten mit 38 Fahrzeugen und etwa 170 Einsatzkräften an. Hinzu kamen 25 Kräfte des Rettungsdienstes. Gefahr für Autofahrer bestand nicht, einen Brand konnten die Einsatzkräfte vor Ort ausschließen, die zunächst angenommene Rauchentwicklung erwies sich schließlich als dichte Staubwolke, die in den Tunnel gezogen war.

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften auf der B 31-neu.
Ein Großaufgebot an Einsatzkräften auf der B 31-neu. | Bild: Feuerwehr Immenstaad

Doch was passiert eigentlich, wenn im Tunnel Alarm ausgelöst wird?

Mit der Alarmierung verbunden sind zunächst automatische Durchsagen in Deutsch, Englisch und Französisch im Tunnel. Außerdem schließen hydraulische Schranken die Zufahrten. Gesteuert und überwacht wird der Tunnel von der Mobilitätszentrale Baden-Württemberg. Die Einsatzkräfte werden über die Integrierte Leitstelle (ILS) Bodensee-Oberschwaben alarmiert.

Wer rückt in welcher Reihenfolge aus?

Stadtsprecherin Andrea Kreuzer erklärt dazu: „Bei diesem Alarmstichwort rücken pro Tunnelportal zwei Löschzüge an. Hinzu kommen diverse Sonderfahrzeuge und die Fahrzeuge in den Bereitstellungsräume Fallenbrunnen und Feuerwache Friedrichshafen.“ Wer dabei in welcher Reihenfolge ausrückt und welches Tunnelportal anfährt, ist im Feuerwehreinsatz- beziehungsweise im Objektplan geregelt.

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Vor Ort werde der Einsatz vom zuständigen Einsatzleiter, also dem Kommandanten, geleitet. Unterstützt wird er dabei von einer Führungsgruppe. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die sogenannten Abschnittsleiter „Portal Ost“ und „Portal West“. Die Funktion übernimmt jeweils ein Zugführer. Von den umliegenden Gemeinden war beim Einsatz am Dienstagabend unter anderem die Feuerwehr Immenstaad angerückt. „Bei einem Einsatz im Tunnel sind auch für uns einige spezielle Dinge zu beachten“, sagt Kommandant Martin Stett.

Die Einsatzkräfte positionierten sich an beiden Tunnelportalen.
Die Einsatzkräfte positionierten sich an beiden Tunnelportalen. | Bild: Feuerwehr Immenstaad

Von der Feuerwehr Immenstaad würden beispielsweise ausschließlich Atemschutzträger ausrücken. „Außerdem haben wir mehr Geräte dabei und es gibt eine spezielle Einsatztaktik“, sagt er. Schon vor der Eröffnung des Tunnels habe man diese bei mehreren Übungen trainiert und sich bei Schulungen darauf vorbereitet. „Je nach Windrichtung gelten bei einer Rauchentwicklung für die Einsatzkräfte an den verschiedenen Tunnelportalen unterschiedliche Vorgehensweisen“, nennt er nur eines von vielen Beispielen für den Ernstfall.

Erkundung durch mehrere Trupps

Am Dienstagabend hatten die ersten Kräfte vor Ort laut Felix Engesser, Feuerwehrkommandant in Friedrichshafen, im Tunnel eine Rauchentwicklung festgestellt. Daraufhin sei der Tunnel mit mehreren Trupps erkundet worden. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich bereits keine Fahrzeuge mehr im Tunnel befunden. Der festgestellte Rauch hatte sich schließlich als extreme Staubwolke erwiesen.

„Der Staub wurde von der an eine Baustelle angrenzenden Waggershauser Straße aufgewirbelt“, sagt Andrea Kreuzer am Mittwoch, bedingt durch den starken Feierabendverkehr sowie eine Kehrmaschine der dort beschäftigten Baufirma. Bereits vor einigen Tagen hatten sich Anwohner über die extreme Verschmutzung in diesem Bereich der Fahrbahn beschwert.

Warum hat die Brandmeldeanlage bei einer Staubwolke überhaupt angeschlagen?

Zwar werde der eingehende Alarm als Brandmeldealarm deklariert, allerdings habe in diesem Fall die sogenannte „Kaltrauchdetektion“ angeschlagen, erklären die Stadt und die Mobilitätszentrale Baden-Württemberg. Diese misst die Sichttrübe und soll damit eine Rauchentwicklung frühzeitig erkennen. Diese können auch bei einer übermäßigen Staubentwicklung anschlagen, dies sei jedoch äußerst selten der Fall.

Mit der Alarmierung wurden die Zufahrten zum Tunnel geschlossen.
Mit der Alarmierung wurden die Zufahrten zum Tunnel geschlossen. | Bild: Simon Blust

Nach Angaben der Stadt haben alle Systeme tadellos und entsprechend der Funktion geschalten. Auch aus Sicht der Mobilitätszentrale muss hier nicht nachjustiert werden: „Eine Veränderung der Sensorsensitivität ist kontraproduktiv und sicherheitskritisch, da im Fall der Fälle eine Rauchentwicklung zu spät erkannt würde.“