Was ist attraktiv? Da gehen die Meinungen üblicherweise weit auseinander. Was dem Einen gefällt, findet der Andere schrecklich. Kein Wunder also, dass sich auch die Stadträte im Bauausschuss am Dienstagabend nicht einig darüber waren, ob die Vorschläge des Architekturbüros K1 aus Berlin alle geeignet sind, die Häfler Innenstadt attraktiver zu machen. Nach langer Diskussion wurde der für den 31. Januar vorgesehene Ratsbeschluss verschoben. Auf Anregung von Philipp Fuhrmann (Netzwerk) soll nun zunächst der Gestaltungsbeirat seine Expertise abgeben.

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Über die gestalterische Aufwertung der Innenstadt diskutieren Verwaltung und Rat schon seit Jahren. Über die Ziele ist man sich weitestgehend einig: mehr Grün und attraktiver gestaltete und möblierte Plätze, die besser an den Klimawandel angepasst sind. K1 schlägt neben zahlreichen Baumpflanzungen und Grüninseln neue Wasserspiele oder Brunnen sowie Holzdecks vor, die den öffentlichen Raum strukturieren und zum Sitzen einladen. An vielen Stellen soll der Boden entsiegelt werden, um mehr Wasser aufnehmen zu können.

Es geht voran mit der Begrünung der Innenstadt: Unter anderem in der Dammstraße wurden bereits im vergangenen Frühjahr zusätzliche Bäume ...
Es geht voran mit der Begrünung der Innenstadt: Unter anderem in der Dammstraße wurden bereits im vergangenen Frühjahr zusätzliche Bäume gepflanzt. | Bild: Cuko, Katy

Diskussion um Sitzbänke

Doch das konkrete „Wie“ entzweit. Beispiel Sitzbank: Das Büro K1 schlägt Bänke aus Stahl mit Holzlattung vor – ein Einheitsmodell als „Friedrichshafener Bank“. Mit dem Titel werde die „auch nicht schöner“, meinte Heinz Tautkus (SPD). Miriam Hornung (CDU) hätte sich wenigstens drei Modelle zur Auswahl gewünscht. Und während das Sitzmöbel von Mitarbeitern im Technischen Rathaus getestet werden konnte, fragte sich Philipp Fuhrmann, warum weder Bürger noch Gemeinderat Probesitzen konnten. „Das ist doch eine ganz ernsthafte Entscheidung, wo ich meinen Po hinsetze“, beklagte er sich – und qualifizierte auch die vorgeschlagene Beleuchtungsstele als „Zahnstocher“ ab, der nicht nach Friedrichshafen passe. Doch die Bank-Entscheidung drängt: Zehn davon sollen auf dem Adenauerplatz aufgestellt werden.

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Wie schwierig es ist, für die Umgestaltung in der City eine Mehrheit im Rat zu bekommen, zeigt genau dieses Projekt, das vorgezogen wird. In diesem Jahr werden vor dem Rathaus 24 Bäume in der Platzmitte gepflanzt, die als Hain eine grüne Insel und im Sommer ein Schattendach bilden. Es ist der erste Schritt, die Innenstadt aufzuwerten – mit einem dicken Zuschuss von rund 600 000 Euro des Bundes. Weitere Schritte werden allerdings lange auf sich warten lassen: Die Kassenlage der Stadt erlaubt größere Projekte erst wieder ab 2026.

24 Bäume sollen in der Mitte des Adenauerplatzes einen Hain bilden, der im Sommer viel Schatten spendet.
24 Bäume sollen in der Mitte des Adenauerplatzes einen Hain bilden, der im Sommer viel Schatten spendet. | Bild: K1 Landschaftsarchitekten

Wenn dann wieder Geld da ist, soll zuerst der Romanshorner Platz, dann die Promenade an der Seestraße, der Buchhornplatz und zum Schluss die Obere Karlstraße umgestaltet werden, wobei diese Reihenfolge noch nicht festgezurrt ist. Auch für den Antoniusplatz hatte das Büro K1 Ideen präsentiert. Doch der sei schön so, wie er ist, meinte nicht nur Miriam Hornung. Auf ihren Antrag hin beschloss der Ausschuss, diesen Platz aus der Planung ganz heraus zu nehmen.

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Platz für Platz neu gestalten oder doch zuerst mehr Grün für die Innenstadt? Dieser Antrag von Heinz Tautkus fand keine Mehrheit. Und auch sein Einwand, dass es voreilig sei, jetzt den Romanshorner Platz bereits mit zu überplanen, fand kein Echo. Noch sei schließlich nicht klar, was aus dem geplanten Kunsthaus fürs Zeppelin Museum wird und ob dafür der Busbahnhof verlegt wird, so Tautkus. „Dieser Platz ist nicht attraktiv“, erklärte Klaus Sauter den Handlungsbedarf.

Wer bekommt an der Seestraße den Vorrang?

Spannend dürfte zudem werden, welches Konzept für die Seestraße das Rennen macht: Sollen die Restaurantgäste weiter an der Uferkante sitzen oder wird Platz gemacht für die Fußgänger, die dann ungestört mit Seeblick flanieren könnten? Das Für und Wider wurde im Ausschuss bereits ausgiebig diskutiert, ohne eine Empfehlung abzugeben.

Fußgänger flanieren auf der Seestraße in zweiter Reihe. Die unmittelbare Uferkante steht meistens den Gästen der Restaurants zur Verfügung.
Fußgänger flanieren auf der Seestraße in zweiter Reihe. Die unmittelbare Uferkante steht meistens den Gästen der Restaurants zur Verfügung. | Bild: Lippisch, Mona

Aus Sicht des Rathauses gebe es „noch keine klare Tendenz“, sagte Klaus Sauter, Chef des Stadtplanungsamts. Eine zusätzliche Baumreihe in der Mitte der Seestraße sei wegen der Feuerwehrzufahrt und enger Rettungswege allerdings schwierig. Andererseits müssten Kellner beim zweiten Konzept nicht mehr dampfende Teller durch Menschenmassen bis zu den Tischen an der Uferkante jonglieren, wenn die Gäste direkt am Gebäude Platz nehmen und bedient werden, so wie beim Eiscafé Italia.

Kritik: keine Kunstobjekte mitgedacht

Nicht zuletzt stört sich Heinz Tautkus daran, dass keinerlei Kunstobjekte mitgedacht wurden. Skulpturen eines Peter Lenk etwa sorgten anderswo für eine große Attraktion, zu denen tausende Menschen pilgern. „Und ein Lenk ist erschwinglich.“