Die Vorfreude währte nur kurz: Nachdem am Montag Dieter Stauber, Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, noch verkündet hatte, der Häfler Weihnachtsmarkt solle stattfinden, ist nun die Reißleine gezogen worden: Die Veranstaltung wurde abgesagt. Das sorgt bei vielen Marktbetreibern für Unmut – sie hatten montags und dienstags mit dem Aufbau des Hüttendorfs alle Hände voll zu tun.

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„Kaum waren wir mit dem Aufbau fertig, kam Dienstagabend die Nachricht, dass der Weihnachtsmarkt abgesagt ist“, beschwert sich Händler Roland Schmidt aus Friedrichshafen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Viktor Glaser hatte er eine Weinbar aufgebaut. „Wir waren anderthalb Tage mit den Arbeiten beschäftigt. Das ist ärgerlich“, erklärt Schmidt. Auch der Abbau sei viel Arbeit, ergänzt Viktor Glaser. „Die Hütten müssen komplett zerlegt und mit dem Lkw abgefahren werden.“ Ihr Lager haben die beiden in Wangen.

Drei Paletten Wein und 500 Currywürste hatten sie für den Markt bestellt. Roland Schmidt: „Wir wissen nicht, wohin damit. Die Ware müssen wir heute in jedem Fall abholen. Was wir damit machen – und ob wir Abnehmer finden – müssen wir noch klären.“

Viktor Glaser und Roland Schmidt beim Abbau ihrer Bewirtungshütte.
Viktor Glaser und Roland Schmidt beim Abbau ihrer Bewirtungshütte. | Bild: Verchio Graziella

Heftige Kritik an der Absage

Marktbetreiber Gustav Robertzig aus Friedrichshafen findet drastische Worte. „Es ist eine Sauerei, wie mit uns Markthändlern umgegangen wird.“ Montag und Dienstag habe er jeweils über fünf Stunden lang seinen Stand aufgebaut, nur um kurz drauf wieder alles abzubauen. „Was wir an Ausgaben hatten, um das hier die Beine zu stellen, interessiert niemanden. Dabei sind wir auf solche Veranstaltungen angewiesen“, beschwert er sich. Seinen Verlust beziffert er auf einige tausend Euro.

Marktbeschicker Gustav Robertzig nimmt die Weihnachtsdeko von seiner Hütte ab.
Marktbeschicker Gustav Robertzig nimmt die Weihnachtsdeko von seiner Hütte ab. | Bild: Verchio Graziella

An seinem Stand „Der Schwarzbrenner“ wollte Gustav Robertzig den Besuchern Schnäpse und Liköre anbieten. „Heute morgen um 7 Uhr habe ich schon herum telefoniert, um einen Ausweichplatz zu finden.“ Einen kleinen Lichtblick gibt es bereits für den Händler. „Ich werde an den Dezemberwochenenden beim Kaufland in Manzell stehen“, sagt er. Zufrieden ist er dennoch nicht. „Dieses ewige Hin und Her, das macht die Menschen kaputt. Man kann es nicht schönreden. Die Politik hat versagt.“

Bald gähnende Leere auf dem Häfler Weihnachtsmarkt. Thomas Vogt muss seine Bude wieder abbauen.
Bald gähnende Leere auf dem Häfler Weihnachtsmarkt. Thomas Vogt muss seine Bude wieder abbauen. | Bild: Verchio Graziella

Auch der Häfler Schausteller Thomas Vogt hatte sich auf die Bodensee-Weihnacht gefreut. „Für uns Schausteller gibt es seit 2019 keine großen Einkommensquellen mehr. Den Weihnachtsmarkt hätten wir finanziell gut gebrauchen können“, erzählt er. Zwei Stationen hatte er aufgebaut: die Feuerzangenbowle und die Kindereisenbahn. „Seit Oktober stecken wir in den Vorbereitungen, haben das Fuhrwerk auf Vordermann gebracht und waren beim TÜV“, sagt Vogt. Schokofrüchte, Dampfnudeln, Glühwein: Über 1500 Euro kosten ihn die Lebensmittel für die Feuerzangenbowle, führt er aus. „Ich habe heute noch Termine mit meinem Getränkelieferanten und Großhändler. Dann klärt sich, was mit der Ware passiert.“

Auch Besucher bedauern die Absage

Für die Häflerin Marianne Sophie Wiemer kommt die Absage plötzlich. „Es tut mir sehr Leid, dass der Weihnachtsmarkt nicht stattfindet. Dabei bin ich heute hergekommen, um zu sehen, wie weit sie mit dem Aufbau sind.“ Die 81-Jährige kommt eigentlich jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt. „Ich wäre auch dieses Jahr gerne gekommen. Man ist an der frischen Luft und das tut gut.“

Für die Häflerin Marianne Sophie Wiemer ist der Weihnachtsmarkt etwas Schönes.
Für die Häflerin Marianne Sophie Wiemer ist der Weihnachtsmarkt etwas Schönes. | Bild: Verchio, Graziella

Ähnlich sieht es auch Marko Zekic aus Friedrichshafen. „Es ist schade für die Händler, die viel Energie in den Aufbau gesteckt haben. So waren die Strapazen jetzt umsonst.“ Auch für die Besucher wäre der Markt endlich wieder eine Abwechslung gewesen, findet er. Allerdings sei eine Absage zu erwarten gewesen.

Für Besucher Marko Zekic kommt die Absage nicht überraschend.
Für Besucher Marko Zekic kommt die Absage nicht überraschend. | Bild: Verchio, Graziella

Und Brigitte Lutzki, die nahe des Marktgeländes wohnt, sagt: „Es ist schade, ich wäre gern gekommen. Ich hatte mich schon fürs Wochenende verabredet.“ Es sei immer ein nettes Erlebnis. „Man schlendert über den Markt für einen kurzen Bummeleinkauf.“

Brigitte Lutzki hatte sich schon auf den Weihnachtsmarkt gefreut.
Brigitte Lutzki hatte sich schon auf den Weihnachtsmarkt gefreut. | Bild: Verchio, Graziella
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