‚Präsident dringend gesucht‘: Mit dieser Schlagzeile sorgte die Führungsmannschaft des VfB Friedrichshafen im Sommer für Aufmerksamkeit. Denn seit zwei Jahren fehlte der Kopf im Team. Der öffentliche Aufruf der beiden Vizepräsidenten Alexandra Moosherr und Hans-Peter Schorpp samt „Stellenbeschreibung“ fand ein Echo. Die Suche nach dem neuen Zugpferd war erfolgreich. Nach dem Besuch des Bundeskanzlers Mitte November und dem internationalen MTU-Cups Anfang Dezember lässt der größte Verein Friedrichshafens im Jahresendspurt noch einmal aufhorchen.

Beste Werbung für den VfB Friedrichshafen seit Jahren ist der MTU-Cup für U-15-Nachwuchskicker, hier die Sieger 2022 vom FC Bayern München.
Beste Werbung für den VfB Friedrichshafen seit Jahren ist der MTU-Cup für U-15-Nachwuchskicker, hier die Sieger 2022 vom FC Bayern München. | Bild: Jäckle, Reiner

Der „Neue“ an der Spitze des VfB Friedrichshafen ist Jochen Benz. Am Mittwochabend wurde er bei einer Sonderversammlung von 38 Delegierten aus den 23 Abteilungen einstimmig gewählt. Und auch der zweite bislang vakante Posten im Präsidium ist nun wieder besetzt. Als einer von vier Vizepräsidenten kümmert sich von nun an Axel Bolta um das Thema Infrastruktur auf dem VfB-Gelände beim Stadion. Komplettiert wird das Präsidium durch Alexandra Moosherr, Bettina Mayer, Hans-Peter Schorpp sowie Caroline Steinbach als Vereinsmanagerin.

Ein waschechter Häfler ist neuer Präsident

Wer ist der Neue? Ein waschechter „Häfler“, Vereinsmitglied seit der Jugend, ehemaliger VfB-Volleyballer und seit über 20 Jahren bei ZF beschäftigt. „Wir sind froh und dankbar, mit Jochen Benz einen anpackenden und kreativen Präsidenten gefunden zu haben, der selbst über 15 Jahre bei uns im Volleyball aktiv war und unsere VfB-Familie sportartenübergreifend nur allzu gut kennt“, erklärt Alexandra Moosherr, die stellvertretende Präsidentin und zuständig für Finanzen bleibt. Sie hatte nach dem Rücktritt von Wunibald Wösle im Juli 2020 zusätzlich die kommissarische Leitung für den Verein übernommen.

Als Vizepräsidentin begrüßte Alexandra Moosherr mit Fußball-Abteilungsleiter Klaus Segelbacher (rechts) Kanzler Olaf Scholz beim VfB ...
Als Vizepräsidentin begrüßte Alexandra Moosherr mit Fußball-Abteilungsleiter Klaus Segelbacher (rechts) Kanzler Olaf Scholz beim VfB Friedrichshafen. | Bild: Günter Kram

Jochen Benz ist 46 Jahre alt und Familienvater von zwei Kindern. In seiner Jugend bis zum BWL-Studium war er 15 Jahre in der Volleyball-Abteilung des VfB aktiv, gewann als Jugendspieler erstmals die Deutsche Meisterschaft. Von 1996 bis 1999 war er in der Geschäftsführung der Bundesliga-Volleyballer zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Seither arbeitet Jochen Benz bei ZF, vom Assistenten des damaligen Vorstandschef Herter bis zu seinem heutigen Job als Leiter Vertrieb und Geschäftsentwicklung bei der ZF Mobility Solutions GmbH.

„Wir wollen wachsen und attraktiver werden.“
Jochen Benz, neuer Präsident des VfB Friedrichshafen

Seinen neuen ehrenamtlichen Job sieht Jochen Benz als „extrem reizvoll“ an, auch wenn er noch „ein bisschen Respekt vor dem zeitlichen Aufwand hat“. Er wolle sich „gesellschaftlich einbringen“, erklärt er seine Motivation, sich als Zugpferd beim VfB einspannen zu lassen. „Andere Hobbies habe ich nicht“, sagte er am Vorabend der Delegiertenversammlung bei einem Pressegespräch.

Vereinssatzung angepasst

Mit dem neuen Kopf an der Spitze will der VfB Friedrichshafen im neuen Jahr quasi durchstarten. „Wir wollen wachsen und attraktiver werden, bringt es Jochen Benz auf einen Nenner. Neue Angebote gehören dazu, um sich breiter und sozialer aufzustellen. Er sehe es als seine Aufgabe an, die Klammer VfB über den vielen Abteilungen zu stärken.

Der Mehrspartenverein soll sich künftig noch stärker am Gemeinwohl ausrichten. Deshalb haben die Delegierten am Mittwochabend auch einer Ergänzung des Vereinszwecks zugestimmt. Neben der Förderung des Sports heißt es in der Satzung zukünftig: „Der VfB Friedrichshafen versteht sich als Sportverein für alle gesellschaftlichen Gruppen. Mit seinem vielfältigen Sportangebot ist er ein lebensbegleitender Förderer für Gesundheit, Bewegung sowie Sport und durch die Pflege des sozialen Miteinanders, eine wesentliche gesellschaftliche Stütze des Gemeinwohls in Friedrichshafen.“

VfB will auf 4000 Mitglieder wachsen

Wie nahezu alle Vereine stehe auch der VfB vor großen Herausforderungen, so Benz. Wie kann man Mitglieder halten oder gar neue gewinnen? Wer ist noch bereit, ehrenamtlich mit zu arbeiten? Wie finanziert man die aktuell stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise? Über neue Konzepte und verbesserte Mitgliederprogramme soll ein noch attraktiveres Angebot für bestehende und neue Mitglieder geschaffen werden, wünscht der VfB. „Wir haben uns das ambitionierte Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 auf 4000 Mitglieder zu wachsen“, gibt Vereinsmanagerin Caroline Steinbach als Marschrichtung aus.