Lange mussten die ZF-Mitarbeiter der Konzernzentrale sowie aus den Bereichen Forschung und Entwicklung auf eine Vereinbarung warten. Jetzt haben sich Konzernspitze und Betriebsrat auf ein Zielbild für den Zentralbereich – im Unternehmen Betrieb Z genannt – geeinigt. Enthalten ist darin eine Jobgarantie bis zum 30. Juni 2028. Bis dahin gilt nach Unternehmensangaben „eine Sicherung der Beschäftigung durch den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen“.

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Verhandlungen über sogenannte Zielbildvereinbarungen für die verschiedenen Sparten werden bereits seit 2022 geführt. Für den Nutzfahrzeugbereich war im November2023 eine Einigung erzielt worden. Für die Beschäftigten bedeutet das Zielbild eine Perspektive. Für den Zentralbereich liefen die Verhandlungen zunächst weiter, vor einem halben Jahr hatte der Betriebsrat diese allerdings für gescheitert erklärt. Eine Verhandlungsgrundlage gebe es aktuell nicht mehr, hatte Franz-Josef Müller, Betriebsratsvorsitzender des Bereichs, im Dezember betont. Die Konzernspitze reagierte darauf mit Unverständnis und erklärte, man befinde sich weiterhin im konstruktiven Austausch.

Im Dezember hat der Betriebsrat tausende unterschriebene Postkarten für eine Beschäftigungssicherung gesammelt. Dafür kämpfen auch (von ...
Im Dezember hat der Betriebsrat tausende unterschriebene Postkarten für eine Beschäftigungssicherung gesammelt. Dafür kämpfen auch (von links) Igor Panic (Betriebsrat Z), Helene Sommer, IG Metall, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich und Franz-Josef Müller (Betriebsrat Z). | Bild: Fabiane Wieland (Archiv)

„Nachdem wir Anfang Dezember 2023 die Verhandlungen zum Zielbild für gescheitert erklärt hatten und mit den Beschäftigten Mitte Januar 2024 zu einer gemeinsamen Kundgebung vor die Konzernzentrale zogen, kam im Februar wieder Bewegung in die Sache“, wird Franz-Josef Müller nun in einer Mitteilung zitiert. Auch sein Stellvertreter Igor Panic erklärt auf Anfrage: „Die gemeinsame Kundgebung vor der Konzernzentrale war ein starkes Zeichen – hat auch innerbetrieblich vieles bewegt.“ So sei man im Februar an den Verhandlungstisch zurückgekehrt.

ZF im Wandel

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„Wir haben für dieses Ergebnis intensiv gerungen und sind sehr froh, dass wir eine Einigung erzielen konnte“, so Panic weiter. Bei jeder Verhandlung müsse man Kompromisse machen, aber hier habe man einen „wirklich guten Kompromiss“ gefunden. Auch Franz-Josef Müller betont: Die Verhandlungen hätten lange gedauert, „aber wir haben nicht lockergelassen“. Die Beschäftigungssicherung bis Mitte 2028 gebe den Kollegen nun die erhoffte Sicherheit. „Sie können sich nun trotz schwieriger Rahmenbedingungen ganz ihren eigentlichen Aufgaben widmen.“ Auch Helene Sommer, IG Metall, spricht von einem wichtigen Signal für die Belegschaft. Dieses sei überfällig gewesen.

Personaldrehscheibe soll für Flexibilität sorgen

Friedrichshafen bleibt nach Unternehmensangaben ein zentraler Standort für Innovation und Technologieentwicklung, die in verschiedenen Kompetenzzentren angesiedelt sind. Aus Sicht des Konzerns erfordert „der tiefgreifende Wandel unserer Branche die Bereitschaft und den Mut zur Veränderung. Mit der neuen Vereinbarung haben wir gemeinsam Voraussetzungen geschaffen, um mehr Wirtschaftlichkeit und Flexibilität zu erhalten, den Standort weiterzuentwickeln und ihn an aktuelle Entwicklungen anzupassen“, sagt Lea Corzilius, ZF-Personalvorständin und Arbeitsdirektorin. Um auf Veränderungen beim Personalbedarf flexibler reagieren zu können, sieht das Zielbild die Etablierung einer Personaldrehscheibe vor, wenn aktuelle Positionen aufgrund von Effizienzsteigerung entfallen oder sich Verschiebungen im Bedarf abzeichnen, schreibt der Konzern.

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Laut der IG Metall kommt es jetzt darauf an, wie ein solches Modell umgesetzt und ausgestaltet wird. „In einem Transformationsprozess kann es Mitarbeitern durchaus Chancen bieten, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Es darf aber natürlich kein Abstellgleis werden“, fordert Helene Sommer. Auch Betriebsrat Panic erklärt: Darüber müsse nun verhandelt werden. Weiterentwicklungen sind nach Unternehmensangaben im Zielbild auch für die Ausgestaltung der Zeitkonten der Mitarbeiter sowie der Betriebsnutzungszeit der Erprobungs- und Prüfbereiche vorgesehen.

Mitarbeiter-Untergrenze für Sparte vereinbart

Igor Panic fasst zusammen: Man habe dem Konzern mit Kompromissen bei Altersteilzeitmodellen und natürlicher Fluktuation „Luft zum Atmen“ verschafft, gleichzeitig habe man dabei eine harte Grenze gezogen. Für den Betrieb Z sei eine Untergrenze von 4150 Mitarbeitern vereinbart worden. Aktuell hat die Sparte rund 4900 Mitarbeiter.