Wie geht es für die Beschäftigten von ZF weiter? Während sich Arbeitnehmervertretung und Konzernspitze für den Betrieb N kürzlich auf eine sogenannte Zielbildvereinbarung geeinigt haben, die dem Bereich eine Perspektive gibt und Arbeitsplätze sichert, konnte für die Mitarbeiter in der Verwaltung sowie der Forschung und Entwicklung – also den Betrieb Z – keine Einigung erzielt werden.

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„Die heutige Betriebsversammlung dürfte in der Belegschaft gemischte Gefühle ausgelöst haben“, sagte Gunnar Flotow, Sprecher des Gesamtbetriebsrats, in einem Pressegespräch nach der Versammlung. Während es mit der geschlossenen Vereinbarung für die knapp 6000 Mitarbeiter im Betrieb N eine Perspektive gebe, hänge der Betrieb Z „in der Luft“. Die vom Betriebsrat geforderte Beschäftigungssicherung bis 2028 lehne das Management für diesen Bereich ab.

Rund 5000 Beschäftigte sind davon betroffen

Nach Angaben von Franz-Josef Müller, Betriebsratsvorsitzender des Bereichs, sind davon knapp 5000 Beschäftigte betroffen. „Wir mussten der Belegschaft verkünden, dass die Verhandlungen gescheitert sind“, machte er deutlich. Seit September 2022 werde verhandelt. Im vergangenen Jahr habe man sich bereits auf einige Eckpunkte verständigt, doch auch die seien wieder kassiert worden, kritisierte er die Konzernspitze. Eine Verhandlungsgrundlage gebe es aktuell nicht mehr. Damit bestehe für die betroffenen Mitarbeiter keine Beschäftigungssicherung.

„Wir sind gefrustet und enttäuscht“

„Wir sind gefrustet und enttäuscht“, so Müller. Vom Unternehmen erwarte man, dass es auf den Betriebsrat zugeht. Ansonsten werde man noch mehr Druck ausüben – gemeinsam mit der Belegschaft darum kämpfen. Auch sein Stellvertreter, Igor Panic, spricht vom Frust darüber, dass die Verhandlungen gescheitert sind. Die Konzernspitze verweise darauf, dass man die Lage in Anbetracht des aktuellen Wandels zunächst analysieren müsse. „Aber die Menschen brauchen Sicherheit“, so seine Forderung. In der Belegschaft seien Ängste zu spüren, diese könne man ihnen mit einer Beschäftigungssicherung nehmen. Doch mit dem Vorstand sei eine Einigung nicht möglich gewesen.

In den vergangenen Wochen hat der Betriebsrat tausende unterschriebene Postkarten für eine Beschäftigungssicherung gesammelt. Dafür ...
In den vergangenen Wochen hat der Betriebsrat tausende unterschriebene Postkarten für eine Beschäftigungssicherung gesammelt. Dafür kämpfen auch (von links) Igor Panic (Betriebsrat Z), Helene Sommer, IG Metall, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich und Franz-Josef Müller (Betriebsrat Z) | Bild: Fabiane Wieland

Die Betriebsräte sehen die Gefahr einer steigenden Fluktuation. Gut ausgebildete Kollegen könnten das Unternehmen verlassen. Helene Sommer von der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben beschreibt die Situation als „schizophren“. Während man mit der Zielbildvereinbarung für den Bereich N einen wichtigen Schritt geschafft habe, sich dem Transformationsprozess gemeinsam stelle und einen Weg in die Zukunft beschreite, gehe man diesen Schritt mit der Belegschaft im Bereich Z nicht. „Vor ein paar Jahren war es noch genau andersrum, da sah man Schwierigkeiten der Standortsicherung vor allem in der Produktion.“

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Vom Unternehmen erwartet sie, dass „mit offenen Karten gespielt wird“. Die Situation sei herausfordernd, dieser müsse man sich gemeinsam stellen. „Und wir erwarten auch für die Belegschaft im Bereich Z eine Beschäftigungssicherung!“ Auch ZF-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Achim Dietrich forderte, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. In den kommenden Jahren würden auch bei ZF die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. „Welches Risiko besteht da, die Belegschaft abzusichern.“

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) in Friedrichshafen.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) in Friedrichshafen. | Bild: ZF Friedrichshafen AG (Archiv)

Die Konzernspitze dürfe sich nicht hinter Beratern versteckt. McKinsey sei aktuell im Haus, um die Lage zu analysieren. „Das Ergebnis bei McKinsey-Analysen fällt doch immer gleich aus.“ Ginge es nach ihm, „würde ich McKinsey noch heute vom Hof jagen“, sagte Achim Dietrich. Die klare Erwartung der Betriebsräte: Dass die Mitarbeiter noch in diesem Jahr eine Beschäftigungssicherung in der Hand haben. Gibt es diese nicht, könnte es vor der Hauptverwaltung schon bald laut werden. „Und der Rathausplatz ist ja auch nicht weit“, kündigte Dietrich an.

Das sagt das Unternehmen

Die ganze Branche sei im Wandel, erklärte ein Sprecher auf SÜDKURIER-Nachfrage. Das treffe unter anderem die Entwicklung früher als den Produktionsbereich, sagte er auf die Frage, warum es für einen Teil der Beschäftigten keine Einigung gebe. Heute könne keiner sagen, was in fünf oder acht Jahren sei. Es lasse sich nicht absehen, wo künftig welche Fachleute gebraucht werden. Dass McKinsey derzeit eine Analyse erstellt, bestätigte der Sprecher. Ein Blick von außen könne in einem Transformationsprozess wie diesem hilfreich sein. „Bis wann die Ergebnisse vorliegen, können wir aktuell noch nicht sagen.“