Noch sind die Außenanlagen nicht ganz fertig. Aber das aktuell zweitgrößte Bauprojekt für Mietwohnungen in Friedrichshafen steht kurz vor dem Abschluss. 92 Häfler und Familien freuen sich auf den Einzug in nagelneue Wohnungen in Allmannsweiler – und das zu sozialen Mietpreisen. „Diese Wohnungen sind mit Küche, Fußbodenheizung oder hochwertigen Bodenbelägen topp ausgestattet“, sagt Paul Stampfer, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshafen (SWG), die Bauherrin ist. Im November ziehen die ersten Mieter ein.

Sechs Häuser mit einer großen Tiefgarage hat die SWG hier seit dem ersten Spatenstich vor zwei Jahren gebaut. Entstanden ist dringend benötigter Wohnraum in der Zeppelinstadt – von Ein-Zimmer-Wohnungen mit 35 Quadratmetern bis zu Fünf-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche bis zu 110 Quadratmetern. Wie groß der Bedarf ist, zeigt sich an der schnellen Vermietung: Nur noch wenige Wohnungen sind frei.

Der Neubaukomplex der SWG in Allmannsweiler mit 92 Wohnungen ist fast fertig. Im November sollen die ersten Mieter einziehen.
Der Neubaukomplex der SWG in Allmannsweiler mit 92 Wohnungen ist fast fertig. Im November sollen die ersten Mieter einziehen. | Bild: Cuko, Katy

Die Hälfte der 92 Wohnungen sind öffentlich gefördert und gehen nur an Haushalte mit Wohnberechtigungsschein. Die Kaltmiete liegt nach Angaben von Paul Stampfer bei durchschnittlich 7 Euro pro Quadratmeter – also mehr als 3 Euro unter der Vergleichsmiete in Friedrichshafen. Zum Vergleich: Während eine 100 Quadratmeter große Mietwohnung selbst älteren Baujahres am freien Markt kaum unter 1000 Euro zu haben ist, kostet die neue Wohnung in Allmannsweiler etwa 700 Euro kalt. Diese 46 Wohnungen gingen sehr schnell weg, so der SWG-Chef.

28 Wohnungen fördert die Stadt

Weitere 28 Wohnungen werden vom Häfler Wohnungsbauprogramm gefördert. Das richtet sich an Haushalte, die knapp über den Sätzen für den Wohnberechtigungsschein liegen. Der Mietzins ist hier abhängig vom Familieneinkommen und kostet zwischen 8 und 9,50 Euro pro Quadratmeter. In diesem Segment sei es nicht ganz so einfach, Mieter mit dem „passenden“ Jahreseinkommen zu finden, sagt SWG-Geschäftsführer Paul Stampfer. „Wir möchten auch bei diesen Wohnungen einseitige Mieterstrukturen vermeiden und legen Wert darauf, Haushalte mit geringeren und höheren Einkommen als Mieter zu gewinnen.“ Ein gutes Dutzend unterschiedlich großer Wohnungen steht hier aktuell noch zur Verfügung.

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Acht Wohnungen vermietet die SWG frei zur ortsüblichen Vergleichsmiete von zirka 10,50 Euro pro Quadratmeter. Zwei davon sind noch zu haben, beide sind Drei-Zimmer-Wohnungen mit 78 Quadratmeter Wohnfläche.

Zehn Notwohnungen in den Neubauten

Zehn Wohnungen gelten bereits „vermietet“, obwohl sie noch leer stehen. Es sind sogenannte Notwohnungen, für die die Stadt das Belegungsrecht hat. Hier kommen Personen und Familien unter, die von Obdachlosigkeit bedroht sind oder Geflüchtete, die eine Anschlussunterbringung brauchen.

Diese Regelung geht auf einen städtebaulichen Vertrag zurück, den die Stadt noch vor Baustart mit der SWG vereinbart hat. Darin verpflichtet sich das städtische Unternehmen, zehn der 92 Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Wer hier eingewiesen wird, entscheidet das Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung (BSO).

Bild 2: Zweitgrößtes Bauprojekt für Mietwohnungen in Friedrichshafen steht kurz vor dem Abschluss – und bietet Neubau-Wohnungen für 7 Euro kalt pro Quadratmeter
Bild: Schönlein, Steller

Notwohnungen in Neubauten?

Wie das funktionieren soll und wie sie belegt werden, dazu werde in Abstimmung mit dem Sozialamt ein Konzept erstellt, teilt die städtische Pressestelle auf Anfrage mit. Dazu könnten derzeit keine Angaben gemacht werden. Der Bedarf an solchen Notwohnungen ist groß – nicht nur, weil die Stadt Jahr für Jahr Wohnraum für Geflüchtete bereitstellen muss, sondern auch, weil die Miete auf dem freien Markt für immer mehr Haushalte mit geringem Einkommen nicht mehr bezahlbar ist. Die Stadt habe allein bei der SWG rund 150 Notwohnungen angemietet, berichtet Paul Stampfer.

Alt neben neu: Das Gebäude Eintrachtstraße 22 (links) soll demnächst abgerissen werden.
Alt neben neu: Das Gebäude Eintrachtstraße 22 (links) soll demnächst abgerissen werden. | Bild: Cuko, Katy

Dazu gehören in Allmannsweiler auch die Wohnungen direkt neben den Neubauten in der Eintrachtstraße 17, 19 und 22. Das Gebäude 22 soll demnächst abgerissen werden, um Platz für einen weiteren Neubau zu schaffen, bestätigen Stadt und SWG. Was wird mit den acht Familien, die hier eingewiesen sind?

Eintrachtstraße 22 wird abgerissen

Laut Stadt sei die SWG verpflichtet, vor dem Abriss diesen Bewohnern Ersatzwohnraum in Allmannsweiler anzubieten. „Das tun wir“, sagt Paul Stampfer. Zehn neue Notwohnungen stelle die SWG in den Neubauten nebendran zur Verfügung. Wer hier untergebracht wird, bleibe dem BSO überlassen. Nach Angaben des Rathauses werden die Bewohner der Eintrachtstraße 22 im Wohnungsbestand oder in den Neubauten untergebracht.

Die Gebäude Eintrachtstraße 17 und 19 sollen vorerst stehen bleiben.
Die Gebäude Eintrachtstraße 17 und 19 sollen vorerst stehen bleiben. | Bild: Cuko, Katy

Die Gebäude 17 und 19 wird die SWG vorerst nicht abreißen. Erstens sei die Substanz deutlich besser als im Gebäude 22 und ohne Not noch fünf bis zehn Jahre bewohnbar, sagt Paul Stampfer. Zweitens mache der Abriss erst Sinn, wenn auch der dritte Bauabschnitt hier in Angriff genommen werden kann. „Das steht und fällt jedoch mit dem Abriss der ‚Brennessel‘“, erklärt der Geschäftsführer.

Erst wenn die „Brennnessel“ und die Gebäude links abgerissen werden, ist Platz auf dem Areal des heutigen Bolzplatzes für ...
Erst wenn die „Brennnessel“ und die Gebäude links abgerissen werden, ist Platz auf dem Areal des heutigen Bolzplatzes für den dritten Bauabschnitt. | Bild: Cuko, Katy

Damit ist der Gemeinschaftstreff in Allmannsweiler gemeint. Denn laut Bebauungsplan sind drei neue Gebäude im Eck Eintracht- und Neulandstraße mit einer gemeinsamen Tiefgarage vorgesehen. Der Bolzplatz soll nach Süden verlegt werden, um Platz für die neue „Brennessel“ und eine Art Quartiersplatz zu schaffen. „Solange die Voraussetzungen für die Umsetzung dieses Projekts nicht gegeben sind, kommt ein Abbruch der Gebäude 17 und 19 nicht in Betracht“, sagt Paul Stampfer.