Regionale Produkte sind nicht erst seit Corona im Aufwärtstrend. Fleisch, Eier und Kartoffeln direkt vom Bauern, das schätzen immer mehr Menschen. Doch oft muss man dazu eben dahin fahren, wo die Landwirte ihre Höfe betreiben. Bei so manchem steht neuerdings auch ein Kühlautomat, an dem man sich bedienen kann.

Containerladen steht zentral im Ort

Solche Lebensmittel mitten im Ort einkaufen, jeden Tag und auch noch rund um die Uhr, das ist jetzt in Hattenweiler möglich. Seit einigen Tagen steht dort ein ansprechend aufgemachter Container, zentral im Ort. Und innendrin sind mehrere gekühlte Automaten aufgestellt, es gibt Kartoffeln in Papiertüten, die auf einem Tisch präsentiert werden, und Eis aus einer Kühltruhe. Und das 24 Stunden am Tag und jeden Tag in der Woche. Initiator ist Dominik Sonntag vom Lärchenhof bei Heiligenberg.

Der Käse in den Automaten stammt aus der eigenen Käserei, die Natalie und Dominik Sonntag auf dem Lärchenhof bei Heiligenberg betreiben. ...
Der Käse in den Automaten stammt aus der eigenen Käserei, die Natalie und Dominik Sonntag auf dem Lärchenhof bei Heiligenberg betreiben. Produziert wird mit hofeigener Kuhmilch. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

„Wegen der vielen Umleitungen nach Heiligenberg“, antwortet der Landwirt schmunzelnd auf die Frage, wie er denn auf die Idee gekommen sei, in Hattenweiler aktiv zu werden. Weil an der Strecke von Heiligenberg nach Steigen immer wieder Baustellen dafür sorgten, dass es weniger Durchreisende gab als sonst, hatte der 33-Jährige überlegt, wie er diese Kundengruppe für sich gewinnen könnte.

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Sonntags Hofladen auf dem Lärchenhof hatte immer auch von Nichteinheimischen profitiert und für so manchen Kunden war klar, dass er bei der Vorbeifahrt schnell in den Laden schaut, wo es neben Kartoffeln und Eiern auch Präsentkörbe mit regionalen Produkten, Fleisch, Wurst und Käse gibt.

Klaus und Doris Leibinger bereichern das Angebot mit hofeigenen Kartoffeln. Sie haben auch den Stellplatz für den Verkaufscontainer zur ...
Klaus und Doris Leibinger bereichern das Angebot mit hofeigenen Kartoffeln. Sie haben auch den Stellplatz für den Verkaufscontainer zur Verfügung gestellt. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Die Käserei betreibt Natalie Sonntag

Der Lärchenhof-Käse stammt aus der eigenen Käserei, die von Ehefrau Natalie betrieben wird. Sie ist Käserin und hat sich im Laufe der Zeit eine richtige Fangemeinde von Menschen aufgebaut, die den Käse vom Lärchenhof schätzen. Durch den zusätzlichen Standort in Hattenweiler dürfte diese Fangemeinde noch größer werden. Denn auch wenn es keine Umleitung gibt, ist die Strecke in Richtung Bodensee sehr beliebt, die mitten durch den Ort führt. Hier steht auch das ehemalige Gasthaus „Sonne“, das über einen großen Parkplatz verfügt.

Natalie Sonntags Käse gibt es jetzt auch in Hattenweiler.
Natalie Sonntags Käse gibt es jetzt auch in Hattenweiler. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Für Dominik und Natalie Sonntag war klar: ein idealer Platz. Durchreisende können kurz anhalten und auch für die Einheimischen ist die Lage super. Mit der Familie Leibinger, die in Steinwurfweite ihre Landwirtschaft betreibt, wurde man schnell einig und jetzt hat Hattenweiler seinen eigenen Nahversorger. Ortsreferent Hubert Halder ist begeistert. „Für unseren Ort ist das eine tolle Sache und ich bin überzeugt, dass das Angebot viel Interesse findet“, stellte er in der jüngsten Sitzung des Heiligenberger Gemeinderates fest.

Im Container gibt es eine Videoüberwachung

Die Automaten für Wurst, Käse, Fleisch, Nudeln, Äpfel, Milchprodukte und Eier aus Freilandhaltung werden täglich aufgefüllt. „Wenn es sein muss, auch öfter“, sagt Natalie Sonntag. Es schaue mehrmals täglich jemand vorbei, ob was fehlt – und zusätzlich gebe es auch eine Videoüberwachung. Die Kameras machen auch Aufzeichnungen, was ein Stück weit auch verhindert, dass jemand auf schlechte Gedanken kommt.

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Für die Kartenzahlung fehlt das Internet

Am Automaten wählt man seine Ware aus, bezahlt mit Münzen oder Scheinen und entnimmt dann, was man gekauft hat. Alle Waren sind auf Rondellen gelagert, die sich nach dem Bezahlvorgang öffnen. „Es fällt nichts in eine Klappe“, erklärt Dominik Sonntag. Das verhindere auch, dass mal ein Ei zerbricht. Eine Bezahlung mit Karte ist derzeit noch nicht möglich. Dazu bräuchte man eine Anbindung mittels Mobilnetz an ein Bezahlsystem. So etwas gibt es aber in der Ortsmitte nicht. „Von 5 G wollen wir da mal gar nicht reden“, lautet die Kritik von Sonntag.

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Einkauf ist jetzt ohne Auto möglich

Und wie kommt das neue Angebot an? Der SÜDKURIER trifft vor Ort Familie Salac, die seit zwölf Jahren in Hattenweiler wohnt. Ihre Meinung ist eindeutig: Für Hattenweiler sei das eine richtig gute Sache. Und was steht auf der Einkaufsliste? „Wir haben kurzfristig beschlossen, dass wir grillen wollen. Jetzt fehlt nur noch das Fleisch“, sagt Vater Jens, während Mutti Beate und Sohn Jakob schon mal das Angebot begutachten.

Die Preise seien vollkommen in Ordnung und das Angebot für den kleinen Einkauf ausreichend. Die Salacs lieben regionale Produkte. Und dass man die jetzt kaufen kann, ohne dass man ein Auto braucht, das sei ein echter Vorteil, sind sie überzeugt.

Jakob, Jens und Beate Salac (von links) sind bereits Stammkunden. Heute steht Grillfleisch auf dem Wunschzettel.
Jakob, Jens und Beate Salac (von links) sind bereits Stammkunden. Heute steht Grillfleisch auf dem Wunschzettel. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Ein Schweizer Kunde schätzt den Käse

Nicht aus Hattenweiler ist Martin Bruchfelder. Er kommt aus der Schweiz und fährt mehrmals in der Woche aus beruflichen Gründen die Strecke über Hattenweiler. Der Einkauf im Automatenladen ist bei ihm nun immer fest eingeplant. „Die Schweiz ist zwar Käseland, aber der hier ist auch sehr lecker“, sagt er und wählt einen Käse von Natalie Sonntag aus. Dazu noch etwas Fleisch und eine Tüte Kartoffeln.

„Das hat meine Frau bei mir bestellt“, erklärt der Schweizer und steigt wieder in sein Auto. Nicht ohne den Hinweis, dass Lebensmittel in seiner Heimat deutlich teurer wären. So bekommt nun jeder das, was er haben möchte. In einem kleinen Ort mit 600 Einwohnern.