Sheren, Hezekua, Nakagguma, Rosa, Francy und Tirta begleiten in der Camphill-Schulgemeinschaft Föhrenbühl bei Heiligenberg Kinder und Jugendliche. Die sechs Betreuer zählen zu den 46 jungen Leuten, die in den drei Camphill-Gemeinschaften in der Region mitarbeiten und hier ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) leisten. Aus 15 verschiedenen Nationen kommen diese 46 jungen Freiwilligen, beispielsweise aus Indonesien, Kolumbien, Uganda und Madagaskar.

Ihr Ziel: Ausbildung in Deutschland

Warum sind sie teils um den halben Globus gereist, um in der Camphill-Gemeinschaft mitzuarbeiten – und wo sehen sie ihre Zukunftsperspektive? Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen mit Assistenzbedarf ist anspruchsvoll, sie setzt viel Einfühlungsvermögen voraus – und die Notwendigkeit, die deutsche Sprache ein Stück weit zu beherrschen.

Sie haben, wie auch die anderen im Team, Sprachkurse besucht, teilweise als Au-pair gearbeitet und möchten in Deutschland gern eine Ausbildung im sozialen Bereich machen.

Nakagguma aus Uganda: „Das Wetter ist nicht so toll“

Nakagguma hat beispielsweise in ihrem Heimatland Uganda Psychologie studiert und will gern eine Berufsausbildung anschließen, um in einem Krankenhaus mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Dies ist in Deutschland mit einer Tätigkeit im Sozialdienst vergleichbar und erfordert viel Einfühlungsvermögen, aber auch Wissen und Menschenkenntnis. Seit drei Monaten ist die 32-Jährige in Steigen und findet es hier gut: „Nur das Wetter ist nicht so toll.“

Rosa aus Indonesien: „Aller Anfang ist schwer“

Die 27-jährige Rosa kommt aus Indonesien und hat dort eine Fachhochschule für Technik besucht. In ihrem Heimatland absolvierte sie außerdem einen Freiwilligendienst und war dann als Au-pair in einer Familie mit drei Kindern in Deutschland. „Aller Anfang ist schwer“, sagt sie und meint damit nicht nur die Sprache.

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Leben in Deutschland, das bedeutet für sie auch ein ständiges Lernen. Ihr Ziel ist eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich der Pädagogik. In Steigen holt sie sich dafür Kenntnisse und Sicherheit im Umgang mit Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen.

Architektin und Bauleiterin will Menschen helfen

Francy aus Kolumbien hat dagegen eine Berufsausbildung als Architektin und Bauleiterin und war beim Bau vieler Projekte für sozial Benachteiligte involviert. Sie erzählt, dass die enormen Preissteigerungen im Baugewerbe dazu geführt hätten, dass in Kolumbien weniger gebaut wird und dass sie ihren Job verlor. Bei Camphill ist sie im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes tätig. In ihrer Freizeit malt sie und macht Online-Sprachkurse. Sie arbeitet im sozialen Bereich, weil es ihr ein großes Anliegen ist, Menschen zu helfen. Außerdem könne sie so auch ihre Sprachkenntnisse verbessern.

Tirta aus Indonesien: „Ich liebe diese Sprache“

Tirta aus Indonesien arbeitet gern in Föhrenbühl mit. Die 22-Jährige möchte aber Konditorin werden.
Tirta aus Indonesien arbeitet gern in Föhrenbühl mit. Die 22-Jährige möchte aber Konditorin werden. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Tirta kommt aus Indonesien. Dort hat sie auf privater Basis bereits die deutsche Sprache gelernt. „Ich liebe diese Sprache“, sagt sie, auch wenn Deutsch eine echte Herausforderung sei. Sie schaut gern Fernsehen, vor allem Serien. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen will sie nicht in einen sozialen Beruf einsteigen, sondern hat bereits für den Herbst in der Nähe von Stuttgart eine Lehrstelle zur Konditorin bekommen. Ist das nicht ungewöhnlich? „Gar nicht. Ich liebe Kuchen und Torten“, sagt die 22-Jährige.

Ex-Au-pair strebt Pflegeausbildung an

Sheren kam von Indonesien für ein Jahr nach Trier als Au-pair. Seit acht Monaten ist sie beim Camphill-Standort und hat sich entschlossen, eine Ausbildung im Sozialbereich zu machen. „Eine generalistische Pflegeausbildung“, sagt sie. Sheren hat in Steigen den Umgang mit Kindern mit Behinderung gelernt und möchte viel beobachten. In ihrer Heimat gehören Menschen mit Behinderung nicht zum Alltagsbild. „Und hier fahren Rollstuhlfahrer sogar mit dem Bus mit“, erzählt sie.

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Einziger Mann in der Runde ist Hezekua. Er kommt aus Madagaskar, hat dort Abitur gemacht und dann in einem Krankenhaus für Kinder mit Assistenzbedarf hospitiert. 2022 kam er nach Deutschland. Nach seinem Freiwilligen Sozialen Jahr möchte er eine Ausbildung machen. „Ich habe gemerkt, dass ich gern Menschen helfe, das möchte ich auch beruflich machen“, sagt der 23-Jährige. Von der Camphill-Schulgemeinschaft ist er begeistert. Ob er später in Deutschland bleiben will, das weiß er noch nicht. „Vielleicht gehe ich zurück in meine Heimat“, lächelt er.

Brigitte Buhl unterrichtet die FSJler in Deutsch

Aus der ganzen Gruppe kommt die Motivation, eine Zukunft zu suchen und die deutsche Kultur kennenzulernen. Grundschullehrerin Brigitte Buhl freut sich über diese Motivation. Ihr Nachbar Burkhard Haus, Vorstandsmitglied von Camphill, hat sie dafür gewinnen können, FSJler aus anderen Ländern in der deutschen Sprache zu unterrichten. Das tut sie einen Nachmittag pro Woche in der Camphill-Gemeinschaft. „Das langt natürlich nirgends hin, aber die jungen Leute lernen auch selbst sehr viel und sie haben einen Willen, etwas aus sich zu machen“, sagt die Pädagogin.

So stießen die Freiwilligen auf die Schulgemeinschaft

Bleibt die Frage: Wie kommt man nach Steigen-Föhrenbühl zu Camphill? In ihren Herkunftsländern kennt niemand die Schulgemeinschaft unterhalb von Heiligenberg. Aber es gibt Freunde, die schon in Deutschland sind, es gibt Google und es gibt die sozialen Medien. Über diese Wege kamen die meisten der jungen Freiwilligen nach Föhrenbühl, um das Rüstzeug für eine Ausbildung im sozialen Bereich zu erhalten. Oder auch künftig in Stuttgart Torten backen zu können.

Das junge Team in der Camphill-Gemeinschaft

Bei den Camphill-Schulgemeinschaften arbeiten derzeit an allen drei Standorten insgesamt 46 junge Leute im freiwilligen sozialen Jahr oder Bundesfreiwilligendienst. In Föhrenbühl bei Heiligenberg sind es 20, in Brachenreuthe bei Überlingen zwölf und in Bruckfelden bei Frickingen 14. Davon sind 32 Frauen und 14 Männer. Die Freiwilligen stammen aus 15 verschiedenen Nationen, 32 aus dem Ausland, 14 aus Deutschland. Insgesamt arbeiten Menschen aus 45 Nationen bei den Camphill-Schulgemeinschaften.