Karlheinz Fahlbusch

Es war die letzte Sitzung vor den Sommerferien, aber eine, die große Auswirkungen auf die Zukunft haben wird. „Viele freuen sich, manche sehen es noch kritisch“, stellte Bürgermeister Frank Amann zu Beginn der Gemeinderatssitzung im Sennhof fest, bei der auch alle Stühle im Zuhörerraum voll besetzt waren. Es gab nur einen Tagesordnungspunkt: das Erstellen des Einvernehmens für die Bebauung des Postareals. Für den Bürgermeister „das kostenintensivste Projekt seit dem Bau des Schlosses“, und eines, das die Silhouette des Luftkurortes deutlich verändern wird. Der Gemeinderat votierte ohne Gegenstimme für das Vorhaben, das letztendlich vom Landratsamt genehmigt werden muss.

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Mit Corona-Abstand verfolgten viele Zuhörer die Gemeinderatssitzung.
Mit Corona-Abstand verfolgten viele Zuhörer die Gemeinderatssitzung. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Neue Planung sieht eine Mischnutzung vor

Im Jahr 2013 hatte man das alte Hotel „Post“ abgerissen. Die Gemeinde hatte das 4200 Quadratmeter große Areal im Jahr 2009 für 650 500 Euro gekauft und mit Beteiligung der Kommunalentwicklung Baden-Württemberg eine Bürgerwerkstatt auf den Weg gebracht. Schon bald kristallisierte sich der Wunsch nach einer Mischung aus medizinischer Nutzung und Hotel heraus. Auch Wohnungen sollten möglich sein. Entsprechende Gespräche führten aber nicht zum Erfolg. Neue Planungen sahen dann eine Mischung aus Hotel, Gastronomie, gewerblicher Nutzung im Dienstleistungsbereich und Wohnen vor. Wie das aussehen kann, das präsentierte der Freie Architekt Jörg Aldinger aus Stuttgart nun in der Gemeinderatssitzung.

So sah das Post-Areal einst aus, als das gleichnamige Hotel „Post“ noch stand. Dieses Bild entstand im Jahr 2010.
So sah das Post-Areal einst aus, als das gleichnamige Hotel „Post“ noch stand. Dieses Bild entstand im Jahr 2010. | Bild: Gerhard Plessing

Baukomplex muss kleiner als benachbartes Schloss bleiben

„Was wir an das Schloss anschließen, muss kleiner sein“, lautet seine Prämisse. Die historischen Bauwerke müssen dominant bleiben und die neuen Bauwerke dürfen nicht größer als der Vorhof des Schlosses sein. Das sei auch das Interesse des Denkmalamtes, das den so genannten Ensembleschutz sehr hoch bewertet und deshalb mehrere freistehende Gebäude forderte, wie Aldinger im Gespräch mit dem SÜDKURIER deutlich machte. Man habe sich akribisch an die Silhouette angepasst. Geblieben sind fünf Häuser auf einer terrassierten Anlage. Die Nutzung von Sonnenenergie wurde aus städtebaulichen Gründen verworfen.

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Der Abbruch des Hotels erfolgte im Jahr 2013.
Der Abbruch des Hotels erfolgte im Jahr 2013. | Bild: Bernhard Conrads

Hoffnung auf Entgegenkommen der Nachbarn

Florian Kopp (Bürgerliste) hatte sich den Lageplan genau angesehen und festgestellt, dass an einer Stelle das Abstandsgebot zum Nachbargrundstück nicht eingehalten wird. Aldinger bestätigte das. „Wo jetzt die Tiefgarage ist, waren medizinische Behandlungsflächen angedacht. Die kommen aber nicht. Der Abstand wird jetzt an dieser Stelle kürzer, es ist aber eine Stützmauer nötig. In der Summe wird weniger gebaut, als ursprünglich vorgesehen war.“ Man hoffe aber auf das Entgegenkommen des Nachbarn. Vorsichtshalber werde man neben dem Baugesuch auch einen Befreiungsantrag stellen. Kopp wollte auch wissen, warum zum neuen Projekt auch 14 Stellplätze auf Fläche der Gemeinde gehören, die bislang von Anwohnern genutzt wurden.

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Nach dem Abriss wurde aus dem Hotel-Areal eine Wiese mit drei Bänken am oberen Rand, von denen man einen wunderbaren Ausblick ins Tal hat. Diese Aussicht werden künftig die Bewohner der Neubauten genießen können. | Bild: Bernhard Conrads

Anwohner haben kein Anrecht auf Stellplätze

Bürgermeister Frank Amann erinnerte an die 20 Jahre zurückliegende Umgestaltung des Postplatzes und dass man sich darüber Gedanken machen müsse, ob alles noch so funktioniere. Die Stellplätze hätten immer zum alten Hotel „Post“ gehört. Amann: „Von den Anwohnern hat niemand Anrecht auf einen Stellplatz. Die haben eigene.“ Was aus dem Busverkehr wird und den Anwohnern letztendlich wird, das soll zusammen mit Planstatt Senner erarbeitet werden. Das Büro plant die Außenflächen des neuen Komplexes und setzt auf regionale Materialien. Wie Planerin Lisa Stengele deutlich machte, sollen auch ökologische Gesichtspunkte, wie die Pflanzung naturnaher Gehölze, eine große Rolle spielen.

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