Sonntagvormittag, gegen 9 Uhr. Ein Zug nähert sich langsam dem Bahnübergang, hupt laut und setzt dann in Schleichfahrt seinen Weg über den unbeschrankten Bahnübergang fort. Diese Situation hat ein Leser am Wochenende beobachtet, auf Facebook gepostet und damit eine Welle der Fassungslosigkeit und Entrüstung bei den Markdorfern ausgelöst. Auch auf der SÜDKURIER-Seite "Markdorfer News-Küche" wird das Thema heiß diskutiert.
Markdorfer diskutieren auf Facebook
"Unglaublich. Welch ein Versagen von der Bahn und der Kommunalpolitik", schreibt ein User. "Wenn meine Kinder an diesem Bahnübergang aufgrund defekter Schranken oder Ampeln zu Schaden kommen, werde ich die Stadt und Bahn zur Rechenschaft ziehen. Das ist Fakt! Wie lange soll das Theater eigentlich mit dem Übergang noch gezogen werden, bis es repariert wird", fragt ein anderer. "Kaum zu fassen, dass man sich mit dem Verhalten der Bahn offensichtlich abfinden kann. Der Druck sollte nicht hoch genug aufgebaut werden", lautet ein weiterer Kommentar.

Die Situation am Bahnübergang Markdorf ist für die Stadt, Schulen, Eltern und Bürger nicht mehr länger tragbar, äußert sich Bürgermeister Georg Riedmann am Montagmittag gegenüber der Presse. Seit nahezu einem Jahr ist die Ampelanlage defekt und die Kreuzung birgt wegen des von der Bahn verlangten Notprogrammes ein hohes Risiko für alle Verkehrsteilnehmer. "Diese Fehlfunktion beeinträchtigt in erheblicher Weise das Sicherheitsgefühl der Menschen", so Riedmann.
Bahnübergang hat oberste Priorität
Die zuständigen Stellen bei der Bahn reagieren laut Bürgermeister auf die besondere Situation aus Sicht der Stadt Markdorf leider nicht im dafür erforderlichen Maß. Nicht nur, dass die Planungen für eine vorläufige Optimierung der Kreuzung von der Bahn mit immer neuen Forderungen immer wieder in die Zukunft geschoben werden. Der Sachverhalt hat offensichtlich nur bei Bürgermeister und Verwaltung oberste Priorität, nicht bei den entscheidungsbefugten Stellen der Bahn.
Es ist laut Riedmann davon auszugehen: Wäre die Stadt Markdorf alleinige Herrin des Verfahrens kann versichert werden, dass das Problem längst gelöst wäre. Die finanziellen Mittel für eine von der Bahn akzeptierte Lösung einzusetzen sei für die Stadt Markdorf selbstverständlich, so Riedmann.

Bürgermeister Georg Riedmann wurde am Sonntag über den kurzzeitigen Totalausfall der Schrankenanlage von einer Privatperson informiert. "Dass die Stadt hierüber bis jetzt keine offizielle Information seitens der Bahn erhalten hat, ist leider typisch für das Kommunikationsverhalten der Bahn", so Riedmann, er sich laut eigener Aussage am Sonntag durch den "Hotline-Dschungel der Bahn telefoniert" hat und am Ende die Auskunft erhielt, dass der Defekt nach kurzer Zeit behoben worden sei.
Vorfall bringt Fass zum Überlaufen
Der Hinweis, dass ein solcher kurzzeitiger Ausfall an einem beschrankten Bahnübergang immer möglich sei, mag laut Georg Riedmann korrekt sein, der Vorgang bringe aber nun "das Fass der Geduld der Markdorfer Stadtverwaltung und des Gemeinderates mit der Bahn zum Überlaufen".
Immer wieder hat die Stadtverwaltung den besorgten Bürgern und den Schulen den Sachverhalt erklärt und um Verständnis für die Situation, auch für das Verhalten der Bahn, gebeten. "Wir sind jetzt nicht weiter bereit, das Verhalten der Deutschen Bahn AG im Zusammenhang mit der Bahnüberquerung hinzunehmen. Wir fordern die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG zum sofortigen Handeln und zur Wiederherstellung der Sicherheit im Kreuzungsbereich der Bahnüberquerung Gutenbergstraße auf", so Georg Riedmann. Diese Aufforderung werde mit Nachdruck gegenüber der Deutschen Bahn AG und den politisch Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene im Interesse Bürger der Stadt vertreten.

Techniker untersuchen Schrankenanlage
Laut Auskunft der Bahn wurde die Schrankenanlage am Montag von Technikern der Bahn untersucht, um die Ursache des Vorfalls zu ermitteln und zu klären, ob die Schranke betriebsbereit ist. Bei einem solchen Vorfall werde der Zugführer automatisch informiert, teilt ein Bahnsprecher auf SÜDKURIER-Nachfrage mit. Der Lokführer handelt dann entsprechend, in dem er vor dem Bahnübergang anhält, ein Tonsignal gibt und in Schrittgeschwindigkeit weiterfährt.
Bahnübergang
Beim derzeitigen Ampelbetrieb am Bahnübergang handelt es sich seit fast einem Jahr um ein sogenanntes Bahnnotprogramm, das die Ampeln für den Fahrzeugverkehr für alle Fahrtrichtungen auf Rot schaltet, bevor die Schranken schließen. Die Stadt hat sich für dieEinrichtung einer abknickenden Vorfahrtsstraße auf der Verkehrsachse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße entschieden. Alle Unterlagen liegen bei der Bahn, die an dieser Stelle die Entscheidungsgewalt hat. Seit Monaten wartet die Stadt darauf, dass die Bahn entsprechend handelt.