Der Freiwilligen Feuerwehr Markdorf steht ein tiefer Einschnitt bevor. Ab Januar wird sie von einem hauptamtlichen Kommandanten geleitet. Vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Einsatzzahlen und sich wandelnder Aufgaben sowie der erheblich angewachsenen Anforderungen – samt zeitlicher Mehrbelastung – an die Feuerwehrspitze, hatte sich der Gemeinderat für eine neue Lösung entschieden. Der Arbeitsaufwand sei nicht länger einem ehrenamtlich arbeitenden Kommandanten zuzumuten.

Ins Hauptamt wollte Daniel Kneule, seit 2015 Chef der Markdorfer Wehr mit ihren drei Abteilungen, Kernstadt, Ittendorf und Riedheim, nicht wechseln. Er hatte ohnehin bereits Anfang des Jahres angekündigt, dass er sich den Herausforderungen in seinem eigentlichen Beruf als Bankkaufmann stellen werde – und dass er auch wieder mehr Zeit für seine Familie haben möchte. Die Führung im Feuerwehrgerätehaus wird Tobias Lumb übernehmen. Lumb war zuletzt ehrenamtlicher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Meßkirch.

Einsatzbereit und schlagkräftig zeigt sich die Markdorfer Wehr nicht nur bei ihren Hauptübungen, hier im Juni 2024, sondern an 365 Tagen ...
Einsatzbereit und schlagkräftig zeigt sich die Markdorfer Wehr nicht nur bei ihren Hauptübungen, hier im Juni 2024, sondern an 365 Tagen im Jahr. | Bild: Jörg Büsche

Wiedereinreihen in ein gut funktionierendes Team

Er werde dann wieder ein Teil der Mannschaft, erklärt Noch-Kommandant Daniel Kneule. „Endlich wieder in den direkten Angriff mit Schlauch und Atemschutzgerät“, freut er sich auf die ihm wohl vertraute Rolle des Feuerwehrmanns beim Löscheinsatz. Die Einsatzleitung liegt dann in anderen Händen. Nicht, dass er sich dieser Aufgabe in den zurückliegenden Jahren nicht gern gestellt habe. „Ich war ja auch nicht alleine, sondern in einem gut funktionierenden Team mit den Kommandanten der Abteilung Stadt.“ In dieser Hinsicht scheide er schon „auch mit einem weinenden Auge aus seinem Amt“.

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Vorfreude auf freie Samstagvormittage

Keine Tränen vergießt er hingegen beim Gedanken an die freien Samstagvormittage, die er künftig haben wird. Als Kommandant hat er die regelmäßig im Feuerwehrhaus verbracht – so wie zum Gespräch mit dem SÜDKURIER. Nur, dass er sonst an Samstagen Büroarbeit erledigt und E-Mails beantwortet. „Da kommen manchmal schon lustige Anfragen“, schmunzelt Kneule, „Zum Beispiel: Ob die Feuerwehr auch beim Umzug helfen kann?“ Könne sie natürlich nicht – sie sei zwar gern Helfer – das aber ausschließlich in Notfällen.

Strukturwandel in der Markdorfer Wehr

„Ich bin damals gefragt worden“, antwortet Kneule auf die Frage, warum er für den Posten des Markdorfer Feuerwehrkommandanten zur Verfügung gestanden hat. Und dann ist er auch schon wieder beim Team-Thema. Die Wehr habe dann eine neue Führungsstruktur erhalten. Sein Vorgänger, Günter Thiel, sei außer dem Gesamtkommandanten auch noch Leiter der Abteilung Markdorf-Stadt gewesen. „Diese Personalunion haben wir damals aufgegeben – und Leiter der Abteilung Stadt ist dann Patrick Krebs geworden“, blickt Daniel Kneule zurück. Die neue Struktur habe sich seither gut bewährt.

Auch bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge und Geräte. „In den zurückliegenden zehn Jahren haben wir zwölf Fahrzeuge angeschafft – das war aber auch nötig, weil unser Fahrzeugpark in die Jahre gekommen war.“ Da Löschfahrzeuge nicht von der Stange gekauft werden, sondern ihre Ausstattung an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden sollte, habe vor dem Bestellen sehr viel Arbeit gestanden.

Zwei neue Löschfahrzeuge werden im Juli 2021 den Stadträten auf dem Stadthallen-Parkplatz präsentiert.
Zwei neue Löschfahrzeuge werden im Juli 2021 den Stadträten auf dem Stadthallen-Parkplatz präsentiert. | Bild: Jörg Büsche

Ittendorfs Abteilungsleiter lobt die große Umsicht von Kneule

Arbeit, die im Team verrichtet wurde – und die seitens der Verwaltung gleichfalls ihre Unterstützung gefunden habe. „Wir haben uns immer um kostengünstige Lösungen bemüht – und keine Extravaganzen geleistet“, betont Kneule. Und sein Eindruck sei, dass solche Zurückhaltung vom Gemeinderat sehr wohl wahrgenommen wurde. Karl-Heinz Alber, Abteilungskommandant in Ittendorf, lobt die große Umsicht, mit der Kneule die Beschaffungen vorangetrieben hat. Als äußerst geschickt und im Sinne der Freiwilligen entschieden nennt Alber, „dass in allen Abteilungen die gleichen Löschfahrzeuge unterwegs sind“. Das führt bei gleicher Bedienung zu schnellerer Einsatzfähigkeit, da allen die Handgriffe bestens vertraut sind.

Karl-Heinz Alber, Abteilungskommandant in Ittendorf, lobt die Umsicht Daniel Kneules bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge.
Karl-Heinz Alber, Abteilungskommandant in Ittendorf, lobt die Umsicht Daniel Kneules bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge. | Bild: Jörg Büsche

Mannschaftsstärke hat zu- und nicht abgenommen

Wenn er über die Mannschaftsstärke der Markdorfer Wehr spricht, klingt Kneule keineswegs unzufrieden. Seit 2015 ist die Zahl der Aktiven nicht zurückgegangen. Im Gegenteil stieg sie von damals 133 auf nun 138. Da ist schon beachtenswert: In Zeiten, da die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement immer weiter abnehme. Nach den Rückschlägen während der Corona-Jahre habe die Feuerwehr nicht an Schlagkraft eingebüßt, erklärt Daniel Kneule. Freilich müsse viel getan werden, um diese Schlagkraft auch zu erhalten. Wie schlagkräftig die Markdorfer Wehr ist, das stellt sie bei Großeinsätzen unter Beweis. Wie zum Beispiel etwa in der Brandnacht im Mai 2022, als ein Brandstifter gleich an drei Stellen in der Stadt Feuer legte, oder bei der Unwetterkatastrophe im Juni 2024.

Ein Einsatz, der in Erinnerung bleibt: Obwohl die Feuerwehr in der Nacht auf den 22. Mai 2022 bereits wenige Minuten nach der ...
Ein Einsatz, der in Erinnerung bleibt: Obwohl die Feuerwehr in der Nacht auf den 22. Mai 2022 bereits wenige Minuten nach der Alarmierung vor Ort war, konnte sie die dreistöckige Scheune im Lilienweg nicht mehr retten. In der Nacht kam es noch zu weiteren Bränden in Möggenweiler und am Bauwagen des städtischen Waldkindergartens . | Bild: Scheerer, Martin

Einladung an die Familien

Noch etwas wurde unter Kneules Ägide großgeschrieben: neben der Kameradschaft auch die Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie. Als Vater zweier Kinder im Grundschulalter weiß er, wie wichtig das ist. Sein Ziel ist es gewesen, die eigentliche Familie mehr am Leben der Feuerwehr-Familie teilhaben zu lassen. Und das nicht nur bei Festen und Feiern, sondern auch bei den ernsten Themen. Etwa bei der Frage, wie sich der Stress nach gefährlichen Einsätzen im Gespräch abbauen lässt.

Pressesprecher Martin Scheerer sah sich durch Daniel Kneule bestens unterstützt bei seiner Öffentlichkeitsarbeit.
Pressesprecher Martin Scheerer sah sich durch Daniel Kneule bestens unterstützt bei seiner Öffentlichkeitsarbeit. | Bild: Jörg Büsche

Als „offen und zugänglich“ charakterisiert Martin Scheerer, Pressesprecher der Markdorfer Wehr, Daniel Kneule. „Er war ganz oft im Feuerwehrhaus – und hatte für jeden ein offenes Ohr.“ Auf die Sorgen und Bedürfnisse seiner Kameraden sei er immer mit viel Einfühlungsvermögen eingegangen.