Was braucht die Freiwillige Feuerwehr Markdorf, um auch in Zukunft einsatzfähig zu bleiben? Mit dieser Frage haben sich Führung und Mannschaft in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigt. Und nun befasst sich auch der Gemeinderat mit dem neuen Feuerwehrbedarfsplan für Markdorf.

Die Anforderungen nehmen zu
Die Einsatzzahlen der Feuerwehr sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, 201 Mal mussten die Männer und Frauen ausrücken. Damit Brände gelöscht werden konnten, damit technische Hilfe geleistet werden konnte. Damit die Schäden von Unwetterereignissen behoben werden konnten. Und 29 Mal wurden die ehrenamtlich arbeitenden Wehrleute gerufen, weil sich ein Fehlalarm ausgelöst hatte – oder mutwillig ausgelöst worden war.
Der Gemeinderat will Mitte April darüber beraten beziehungsweise beschließen, ob die Feuerwehr hinreichend ausgestattet ist, um den wachsenden Anforderungen weiterhin so gut gerecht werden zu können, denn einige der Aufgabenfelder haben sich spürbar verändert.

Neue Herausforderungen für die Wehr
Sven Volk vom Immenstaader Büro ResQ-Engineering stellte bereits in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates den neuen Feuerwehrbedarfsplan vor. Er skizzierte, was auf über 200 Seiten ausführlich dargelegt wird: Wo die Freiwillige Feuerwehr ihren Aufgaben problemlos nachkommen kann – und wo sich inzwischen Engpässe abzeichnen. Projektingenieur Volk wies unter anderem auf die ansteigende Waldbrandgefahr hin, aber auch auf die besonderen Herausforderungen. Er warnte vor dem Löschen neuer Technik – etwa die E-Autos oder die Photovoltaikanlagen.
Weitere wichtige Punkte sind Fragen der Fahrzeugbeschaffung, der Nachwuchswerbung – insbesondere aber die der Feuerwehrführung. Hier arbeitete das Immenstaader Büro heraus, warum sich Rat und Verwaltung dringend Gedanken machen müssen, ob die Leitungsaufgabe an einen hauptamtlichen Kommandanten übertragen werden soll. Zurzeit leitet mit Daniel Kneule ein von den Freiwilligen gewählter Kommandant die Markdorfer Gesamtwehr mit ihren drei Abteilungen Stadt, Ittendorf und Riedheim.
Feuerwehrkommandant – ein Fulltime-Job
Dies macht Daniel Kneule im Rahmen eines „geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses“, wie es im Bedarfsplan heißt. Hier werden seine Aufgaben detailliert aufgeschlüsselt und der anfallende Zeitaufwand dargestellt. Rund 1600 Stunden arbeitet Kneule jährlich für die Wehr. In Anbetracht dieses Umfangs rät Sven Volk der Stadt an, „ein geregeltes Beschäftigungsverhältnis zu schaffen“. Um so dringlicher wird diese Entscheidung, als Kommandant Kneule ankündigte, sich 2025 nicht mehr zur Wahl zu stellen. „Nach zehn Jahren als Kommandant, nach zehn Jahren extremer zeitlicher Belastung – mit wenig Platz fürs Private – ist es jetzt an der Zeit, an die Familie, aber auch ans berufliche Fortkommen zu denken“, erklärte Kneule.

Viel Lob für Markdorfer Wehr
Daniel Kneule machte deutlich, dass sich trotz intensiver Suche und vielfacher Überredungsversuche in den Reihen der Markdorfer Wehr kein Nachfolger für ihn habe finden lassen. Von daher riet auch Kneule, „die Feuerwehrleitung hauptamtlich oder hauptberuflich zu besetzen“. Als „vollkommen nachvollziehbar“ bezeichnete das Uwe Achilles, Fraktionssprecher der SPD. Gleichzeitig sprach er Daniel Kneule seine große Anerkennung aus: „Es ist bewundernswert, was Sie über die Jahre für uns geleistet haben.“
Kerstin Mock, Fraktionssprecherin der CDU, stimmte ein. „Es ist gar nicht genug zu loben, was da im Ehrenamt für uns erbracht wird.“ An Sven Volk richtete sie die Frage, „was geschieht, wenn wir einen hauptamtlichen oder hauptberuflichen Feuerwehrkommandanten eingestellt haben, der sich anschließend aber als ungeeignet erweist?“ Joachim Mutschler, Fraktionssprecher der Umweltgruppe, schloss sich ebenfalls dem Lob an, erkundigte sich darüber hinaus aber nach der Möglichkeit, „dass die innere Chemie in der Mannschaft leidet, wenn ein hauptamtlicher Kommandant eingestellt wird?“

Gute Erfahrungen mit Professionalisierung
Sven Volk sieht da wenig Gefahr. Er verwies auf die guten Erfahrungen, die man andernorts mit der zunehmenden Professionalisierung der Feuerwehrführungen mache. Arnold Holstein (Freie Wähler) lobte die Freiwilligen, aber auch die Stadt, die ruhig „stolz sein kann auf den guten Stand, den die Feuerwehr bei uns hat“. Kritisch hakte Rolf Haas (FDP) nach. Er fragte nach den häufigen Fehlalarmen. „Verzerren die nicht womöglich das Bild vom tatsächlichen Bedarf?“ Sven Volk winkte ab. Wenn Brandmeldeanlagen auslösen, gelte es zu reagieren.