Eintrittstickets für Kirchenbesucher? Ein Kartenabreißer an der Gotteshaustür? Die Corona-Not macht erfinderisch – und treibt auch die evangelische Kirchengemeinde in Markdorf um, die sich nun, unterstützt von ihrer Landeskirche, innovative Gedanken gemacht hat, wie sie trotz der pandemiebedingten Vorgaben und Einschränkungen öffentliche Gottesdienste in der Vorweihnachtszeit und über die Feiertage ermöglichen kann.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Zauberwort heißt Ticketsystem. Was man von Kino und Theater kennt, möchte die evangelische Gemeinde nun auf ihre Gottesdienste übertragen. Wer zum Gottesdienst ins Haus im Weinberg kommen möchte, muss sich zuvor ein kostenloses Ticket besorgen. Ohne gibt es keinen Einlass. An der Eingangstür wird dann kontrolliert, von Kirchengemeinderäten, die als ehrenamtliche Ordner mithelfen. Buchen lassen sich die Gottesdienst-Tickets online über den Internet-Auftritt der Markdorfer evangelischen Kirche, unter www.ekima.de

Auch telefonische Anmeldungen sind möglich

Und wer nicht online ist oder im Internet nicht zuhause? Auch an die ältere Generation, die ja quasi das „Stammpublikum“ der Gottesdienste ist, haben Pfarrer Tibor Nagy und sein Team gedacht. Wer keine Möglichkeit hat, sich online anzumelden oder dies aus welchen Gründen auch immer nicht möchte, kann zum Telefonhörer greifen und sich einen Platz oder mehrere Plätze telefonisch reservieren lassen.

Das könnte Sie auch interessieren

Nachfrage für den Heiligabend ist schon da

Doch wie kam es dazu? Das Angebot kommt von den evangelischen Landeskirchen in Deutschland, auch andere Bundesländer und Städte sind mit dabei. „Wir als evangelische Kirche wollen die Menschen an Weihnachten natürlich begleiten, denn Weihnachten ist nicht nur für die Regierung, sondern auch für uns systemrelevant“, sagt Pfarrer Tibor Nagy mit einem leichten Schmunzeln. Gestartet ist das Ticketing bereits am 1. Dezember, die ersten 20 Tickets für die beiden Heiligabendgottesdienste in Markdorf seien schon reserviert, sagt Nagy.

Anzahl der Plätze in den Gottesdiensten ist noch offen

Online gebucht werden können auch die Sonntagsgottesdienste im Advent. Das System, das ein IT-Anbieter für die evangelische Kirche entwickelt hat, sei sehr einfach handzuhaben, sagt Pfarrerin Kristina Wagner: „Es ist erfreulich bedienerfreundlich und kommt damit wirklich allen Menschen entgegen.“ Wie viele Plätze an den Festtagen tatsächlich zur Verfügung stehen werden, sei schwierig zu sagen, so Nagy. Je nachdem, ob man mehrere Stuhlgruppen für Familien zusammenstellt oder ob die Stühle einzeln und in Zweiergruppen angeordnet werden – natürlich immer mit dem gebotenen Abstand.

Mit coronakonformem Abstand: Das Haus im Weinberg ist in diesen Tagen sehr locker bestuhlt und kann Gottesdienstbesuchern daher nur in ...
Mit coronakonformem Abstand: Das Haus im Weinberg ist in diesen Tagen sehr locker bestuhlt und kann Gottesdienstbesuchern daher nur in eingeschränkter Zahl Platz bieten. Deshalb gibt es in diesem Jahr die Familiengottesdienste an Heiligabend auch in doppelter Form. | Bild: Grupp, Helmar

Tickets müssen auch für die Nachbarorte gebucht werden

Angeboten wird das Ticketsystem für alle Gottesdienste der evangelischen Gemeinde, nicht nur für jene in Markdorf, sondern auch für die in Bermatingen, Kluftern und dem Deggenhausertal, wo Nagy und Wagner ebenfalls Weihnachtsgottesdienste anbieten. Möglichst vielen Gläubigen soll dabei die Möglichkeit gegeben werden, Heiligabend gemeinsam in der Kirche zu feiern. Deshalb gibt es in Markdorf und Bermatingen die nachmittäglichen Familiengottesdienste auch doppelt, direkt hintereinander. „Heiligabend ist einfach der Feiertag, an dem alle Leute in den Gottesdienst gehen“, erläutert Nagy den Grund für den „Doppelpack“.

Warteliste: Wer verhindert ist, soll stornieren

Was Wagner und Nagy wichtig ist: Eben weil die Plätze begrenzt sind und der Andrang vermutlich hoch sein wird, bitten beide eindringlich darum, ein bereits erworbenes Ticket wieder zu stornieren, sollte man kurzfristig doch nicht kommen können. Auch das sei sehr einfach, sagt Nagy: Den Link in der Bestätigungs-E-Mail, die man nach erfolgter Reservierung bekommt, anklicken. Dann können andere Gläubige, die noch auf der Warteliste sind, nachrücken.

Das könnte Sie auch interessieren

Wer sein Ticket im Internet ordert, muss übrigens keine kirchliche „Spionage„ oder künftige Spam-E-Mails befürchten: Die Online-Anmeldung sei datenschutzkonform, versichert Nagy. Alle Daten werden nach vier Wochen automatisch wieder gelöscht.

Kindergottesdienste werden auch ins Netz gestellt

Auch abseits der herkömmlichen Gottesdienste haben Nagy und Wagner ein besinnliches Angebot im Digitalen geschnürt: Auf der Homepage gibt es einen Video-Weihnachtsimpuls für zuhause und alle Kindergottesdienste sind jeweils ab den Sonntagvormittagen auch online abrufbar. So will die evangelische Gemeinde den engen Kontakt zu ihren Gläubigen halten – auch wenn dies auf persönlicher Ebene in diesen Zeiten nur eingeschränkt möglich ist.