Seit Mitte März war geschlossen. Doch am vergangenen Donnerstag fanden die Kunden des Tafel-Ladens im Stadtgraben wieder Einlass. Im Zuge der Covid-19-Pandemie hatte der Vorstand der Zukunftswerkstatt, des die Markdorfer Tafel tragenden Vereins, die Abgabepause beschlossen.

Der Grund: Viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter gehören zur Risikogruppe, die es vor der Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen galt. Gleichzeitig aber galt es ebenso, das Infektionsrisiko für die Kunden zu minimieren. Daran halten Tafel-Vorsitzender Günther Wieth und sein Stellvertreter, Reinhard Hedricks, nach wie vor fest. „Wir erfüllen alle Sicherheitsauflagen vom Ordnungsamt“, erklärt Wieth.

Laden wieder in die Tafel ein: Günther Wieth und Reinhard Hendricks (von links), die beiden Vorsitzenden der Zukunftswerkstatt.
Laden wieder in die Tafel ein: Günther Wieth und Reinhard Hendricks (von links), die beiden Vorsitzenden der Zukunftswerkstatt. | Bild: Jörg Büsche

Christel Wieth steht an der Eingangstür. Freundlich, doch bestimmt regelt sie den Einlass. Lediglich sieben Personen dürfen sich im Tafel-Laden aufhalten. So will es die Verordnung von der städtischen Aufsichtsbehörde.

Hat auch Schlaf- und Nerven-Tee im Angebot: Christel Wieth, eine der ehrenamtlichen Tafel-Helferinnen.
Hat auch Schlaf- und Nerven-Tee im Angebot: Christel Wieth, eine der ehrenamtlichen Tafel-Helferinnen. | Bild: Jörg Büsche

„Und unsere Helfer sind da schon mit einbezogen“, erklärt Reinhard Hendricks. Eine Mitarbeiterin steht an der Ausgabe für Obst und Gemüse. Eine Mitarbeiterin verteilt Brot und Semmeln. Eine Mitarbeiterin versorgt die Tafelkunden mit Milch, mit Joghurt oder Quark. Und eine Mitarbeiterin gibt aus, was sonst so in den vergangenen Tagen an Lebensmitteln gespendet worden ist.

Rita Büttner hat das gespendete Brot im Blick.
Rita Büttner hat das gespendete Brot im Blick. | Bild: Jörg Büsche

Mithin dürfen nur noch drei Kunden in den Laden, in dem sich die Paletten und Kisten stapeln. „Beim Wiederanfahren gab es überhaupt keine Probleme“, berichtet Günther Wieth. Mancher Bäcker, mancher Ladenbesitzer habe sich gefreut, seine überschüssige Ware nun wieder an die Tafel-Mitarbeiter weitergeben zu können – und nicht vernichten zu müssen.

Nach langer Pause gibt es auch wieder frisches Obst und Gemüse in der Markdorfer Tafel.
Nach langer Pause gibt es auch wieder frisches Obst und Gemüse in der Markdorfer Tafel. | Bild: Jörg Büsche

Gefreut haben sich indes auch die Kunden. „Viele sind sehr erleichtert“, erklärt Hasret Cicek. Die 17-Jährige hat den Einkaufszeitplan der Markdorfer Tafel in der Hand. Auf dem nicht nur die Ausgabetermine bis Anfang Oktober vermerkt sind, sondern ebenfalls die Spalten mit den Tafel-Ausweisnummern.

Einkaufszeitplan und verlängerter Ausgabezeitraum

Insgesamt 400 kleine Kästchen zeigt das Blatt in Hasret Ciceks Hand, in denen Uhrzeiten stehen. Jeweils 20 Minuten sind für den Tafel-Einkauf veranschlagt. Jeweils zehn Tafel-Ausweisbesitzer sind für einen festen Zeitpunkt bestellt. „Sonst würden hier ja viel zu viele Leute anstehen“, erläutert die 17-Jährige das Verfahren. So seien die rund 200 Tafelkunden auf den während der Corona-Krise verlängerten Ausgabezeitraum verteilt. Beginn ist um 15, Ende um 19 Uhr.

Das könnte Sie auch interessieren

„Alle warten geduldig“

Wer vergessen hat, auf die vielspaltige Excel-Tabelle mit dem Einkaufszeitplan zu schauen, muss warten. Möglichst nicht im abschüssigen Eingangsbereich vorm Tafel-Laden. Denn auch hier gilt die Abstandsregel. „Alle warten geduldig“, sagt Hasret Cicek über die Schlange hinter sich, in der Frauen und Männer mit Einkaufstaschen stehen, plaudern und dann und wann einen Schritt weiter nach vorn rücken. Ein Stück weiter hocken zwei Damen mit prächtig bunten Kopftüchern im Schneidersitz auf der Erde. Sie sind wohl noch lange nicht dran.

Das könnte Sie auch interessieren

Vereinsvorsitzender sorgt sich vor allem um Schüler

Der Tafel-Chef hätte allen Grund zur Zufriedenheit. Der Laden läuft, seine Kunden bekommen wieder Lebensmittel, die Mitarbeiter wollen anpacken. „Manche sind richtig enttäuscht, dass sie noch nicht sofort eingesetzt werden“, berichtet Wieth. Den Vorsitzenden der Zukunftswerkstatt bedrückt etwa ganz anderes.

Er sorgt sich um die Schüler. Auch um die kümmert sich die Zukunftswerkstatt. „Viele drohen durch die Krise abgehängt zu werden“, befürchtet Wieth. In der Grundschule stocke die Schulsozialarbeit. Und längst nicht alle Eltern hätten hinreichend Zeit für ihre Kinder.