Im Pandemie-Jahr gehören sie zum Bild in den Edeka-Märkten der Familie Sulger: Sicherheitsleute an den Eingängen. Sie sollen auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneverordnungen achten. Je nach Wochentag und Tageszeit ist das ein nicht ganz einfaches Unterfangen.
Da das Kundenaufkommen an den Wochenenden höher als unter der Woche ist, setzt Donato De Dominicis, Inhaber der Sicherheitsfirma DDD aus Sigmaringen, seit November bis zu sieben Sicherheitsleute in den Sulger-Märkten ein. „In der Woche sind die Leute entspannter, da ist es weniger ein Problem, dass sich die Kunden an die Ein-Wagen-pro-Person-Regel halten.“
Wartezeiten besonders an den Wochenenden
Am Wochenende kommt es dagegen durchaus zu Wartezeiten, so wie am vergangenen Samstag im Markt in der Markdorfer Mangoldstraße. Gemeinsam mit Unternehmenssprecher Matthias Schopf und De Dominicis stellen wir uns zur Mittagszeit in den Eingangsbereich, um uns einen Eindruck zu machen. Um 11 Uhr heißt es tatsächlich „Einlassstopp“, denn alle 160 Wagen befinden sich zu diesem Zeitpunkt im Markt, doch dauert die Zwangspause nur wenige Augenblicke, da die nächsten Kunden bereits die Ausgänge ansteuern. Auch die folgenden Einlassstopps bleiben ohne Folgen.

Kritischer Moment, wenn Kunden auf einen Wagen warten müssen
Das sei einer der kritischen Momente, wie De Dominicis erzählt. „Jetzt müssen eventuell Kunden warten, manchen macht das nichts aus, andere geraten da schon in Rage. „Da kann es dann auch mal zu Beleidigungen kommen. Der eine hat sich mehr, der andere weniger im Griff.“ Doch draußen am Wagenhäusle sind keine Tumulte auszumachen. Einige Momente später, ein weiterer kritischer Moment: Zwei Frauen kommen mit nur einem Einkaufswagen in den Markt, ein Security-Mitarbeiter weist höflich darauf hin, dass doch bitte jede der Damen einen Wagen brauche. Eine der Damen macht kehrt und bekommt nach kurzer Wartezeit einen. Gefragt, ob es ihr jetzt etwas ausgemacht habe, zurückzugehen und sich einen eigenen Wagen zu holen, antwortet sie: „Das ist mir eigentlich egal und es gibt wirklich Schlimmeres.“
Sicherheitsleute wirken einschüchternd
Dass die allgemeine Pandemie-Situation den Menschen auch zu schaffen macht, macht die Kundin Susanne Felder aus Markdorf deutlich. „Es ist doch eigentlich ein ganz normaler Vorgang, ich gehe in den Supermarkt und kaufe Lebensmittel ein. Aber wenn da jetzt Sicherheitsleute am Eingang stehen, wirkt das sehr befremdlich auf mich.“ Die bedrohliche Präsenz der Sicherheitsleute in ihren schwarzen Bomberjacken habe etwas Einschüchterndes für sie.

„Ganz automatisch wird man verkrampft, denn man will sich ja nicht falsch verhalten“, sagt Felder. Die ganze Stimmung habe seit dem Lockdown etwas „Toxisches“ und das bereite ihr Sorgen, man fühle sich wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ihr sei wichtig, dass diese Situation nicht nur für die Sicherheitsleute belastend sei: „Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.“
Uniformen sind gesetzlich vorgeschrieben
De Dominicis hat vollstes Verständnis für die Frau, für ihn und seine Mitarbeiter sei es ja auch nicht der Normalfall, vor einem Supermarkt stehen zu müssen. „Normalerweise arbeiten wir bei Konzerten oder öffentlichen Veranstaltungen, wo Kleidung zweckmäßig sein muss. Zudem sind wir von Gesetztes wegen verpflichtet durch unsere Uniformen als Sicherheitsdienst klar zu erkennen sein.“

Während der munteren Unterhaltung zwischen der Kundin, De Dominicis und Unternehmenssprecher Schopf wird ein weiterer Kritikpunkt angesprochen, der alle Seiten betrifft. Schopf: „Die mangelhafte Kommunikation von Seiten der Politik verunsichert alle, man muss ständig reagieren, selten hat man mal etwas Zeit, um sich auf eine Änderung der Verordnungen einzustellen.“ Das sorge in großem Maße für Verunsicherung, bei allen.
Personalplanung muss angepasst werden
„Am Freitag wurde die Ausgangsbeschränkung ab Samstag verkündet, was eine Änderung der Öffnungszeiten bedeutet und ab Sonntag sind weitere Änderungen zu erwarten, wie soll man da vernünftig im Sinne des Kunden reagieren können?“, fragt Schopf. Auch De Dominicis muss bei dem zu erwartenden höheren Kundenaufkommen in sämtlichen Sulger-Märkten in der Region seine Personalplanung für die kommende Woche überarbeiten. „Ich hoffe, die Menschen bleiben ruhig und vernünftig, immerhin steht Weihnachten vor der Tür“, sagt er.

Versorgungslage ist sichergestellt
Marktleiterin Melanie Kerler-Otterburg weist darauf hin, dass es jetzt und zu keiner Zeit die Versorgungslage schwierig sei. „Heute morgen um sieben kamen untypisch viele Kunden zum Einkaufen, es gibt keinen Grund für Panikkäufe. Besonders nicht beim Toilettenpapier.“ Das habe man ausreichend auf Lager, daher konnte das leergeräumte Toilettenpapierregal innerhalb kürzester Zeit wieder aufgefüllt werden.

Kerler-Otterburg empfiehlt für die kommende Zeit, nach Möglichkeit während der Randzeiten einkaufen zu gehen und auch am besten alleine, denn „wer zu zweit oder mehreren kommt, benötigt entsprechend viele Einkaufswagen und andere müssen unnötig warten. Da ist einfach Solidarität gefragt.“